Im Land Der Weissen Wolke
kurze Schritte machte! Es war kaum möglich, sie im Gleichschritt mit Minette zu bewegen und damit weniger aufzufallen. Allerdings waren Fleurette und Ruben offensichtlich völlig arglos. Sie hätten die Hufschläge hören müssen, achteten aber nicht darauf. Lediglich Gracie, Fleurs Hütehündin, die ihrer Herrin so selbstverständlich folgte wie Cleo ihrer Mutter, warf argwöhnische Seitenblicke ins Gebüsch. Doch Gracie würde nicht anschlagen, schließlich kannte sie Paul.
»Denkst du, wir finden diese vermaledeiten Schafe?«, fragte Ruben gerade. Seine Stimme klang nervös, beinahe ängstlich.
Fleurette hob ihr Gesicht sichtlich ungern von seinem Rücken.
»Ja, sicher«, murmelte sie. »Keine Sorge. Gracie treibt die im Handumdrehen zusammen. Wir ... hätten sogar noch Zeit für eine Pause.«
Paul bemerkte verblüfft, wie ihre Hände an Rubens Hemd herumspielten und ihre Finger sich durch die Knopfleiste auf seine nackte Brust vortasteten.
Der Junge schien nicht abgeneigt. Er griff sogar kurz nach hinten und streichelte über Fleurs Hals. »Ach, ich weiß nicht ... die Schafe ... mein Vater bringt mich um, wenn ich sie nicht zurückbringe.«
Das war es also. Ruben waren wieder mal die Schafe ausgebüxt. Paul konnte sich auch gut vorstellen, welche es waren. Er hatte schon gestern auf dem Schulweg gesehen, wie dilettantisch der Zaun am Pferch für die jungen Widder geflickt worden war.
»Hast du den Zaun denn jetzt wenigstens in Ordnung gebracht?«, fragte Fleur. Die beiden Reiter erreichten eben einen Bachlauf und passierten eine besonders schöne, grasbewachsene Uferstelle, die geschützt zwischen Felsen und Nicau-Palmen lag. Fleurettes kleine braune Hände lösten sich von Rubens Brust und griffen geschickt nach den Zügeln. Sie verhielt Minette, rutschte von ihrem Rücken und warf sich ins Gras, wo sie sich provozierend räkelte. Ruben band das Pferd an einen Baum und legte sich neben sie.
»Mach sie richtig fest, sonst ist sie gleich weg ...«, befahl Fleur. Sie hielt die Augen zwar halb geschlossen, doch Rubens ungeschickter Knoten war ihr trotzdem aufgefallen. Das Mädchen liebte ihren Freund, doch an seinen zwei linken Händen verzweifelte sie ebenso wie damals Gwyneira an dem Mann, den Fleur für ihren Vater hielt. Allerdings hatte Ruben keine künstlerischen Neigungen, sondern wünschte sich, nach Dunedin zu gehen, um an der dort entstehenden Universität Jura zu studieren. Helen würde das unterstützen – Howard hatte er seine Pläne sicherheitshalber noch nicht vorgelegt.
Jetzt stand der Junge widerstrebend auf und kümmerte sich um das Pferd. Immerhin nahm er Fleur ihre Bestimmtheit nicht übel. Er kannte seine Schwächen ja selbst – und er bewunderte Fleurettes Lebenstüchtigkeit rückhaltlos.
»Ich mach den Zaun morgen«, murmelte er jetzt, was Paul in seinem Versteck hinter den Felsen, das er eben gefunden hatte, verständnislos den Kopf schütteln ließ. Wenn Ruben die Widder wieder in den kaputten Pferch sperrte, würden sie bis morgen noch einmal entlaufen.
Fleurette äußerte sich ähnlich. »Ich kann dir ja helfen«, stellte sie in Aussicht, und dann schwiegen die beiden eine Zeit lang. Paul ärgerte sich, weil er nichts sehen konnte, und schlich sich schließlich um die Steine herum, wo sich ihm ein besseres Blickfeld bot. Was er da sah, ließ ihm fast den Atem stocken. Die Küsse und Zärtlichkeiten, die Ruben und Fleur auf ihrem Lager unter den Bäumen tauschten, kamen dem, was Paul unter »es miteinander treiben« verstand, ziemlich nahe! Fleur lag im Gras, ihr Haar wie leuchtendes Gespinst darauf ausgebreitet; auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck völliger Entrückung. Ruben hatte ihre Bluse geöffnet und streichelte und küsste ihre Brüste, die Paul ebenfalls mit Interesse betrachtete. Er hatte seine Schwester bestimmt seit fünf Jahren nicht mehr nackt gesehen. Auch Ruben wirkte glücklich; er ließ sich sichtlich Zeit und schob seinen Körper nicht hektisch hin und her wie der Mann des Maori-Paares, das Paul einmal von weitem beobachtet hatte. Auch lag er nicht vollständig auf, sondern halb neben Fleur – so richtig trieben sie es also wohl doch noch nicht. Doch Paul war sicher, dass Gerald Warden sich trotzdem brennend dafür interessieren würde.
Fleurette hatte die Arme um Ruben gelegt und streichelte seinen Rücken. Schließlich tasteten ihre Finger sich unter den Bund seiner Breeches und liebkosten ihn darunter. Ruben stöhnte vor Wonne und schob sich nun ganz
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