Im Land Der Weissen Wolke
auszuwählen.«
Mr. Beasley schien mit dieser Antwort äußerst zufrieden zu sein und schilderte im Folgenden ausführlich, warum er südafrikanische Weine inzwischen fast den französischen vorzog.
»Kapstadt ist ja auch viel näher«, sagte Gwyneira schließlich, um die Sache abzuschließen. »Und preiswerter ist der Wein da auch.«
Fleur grinste in sich hinein. Ihr war dieses Argument auch als Erstes eingefallen, doch Miss Helen hatte ihr beigebracht, dass eine Dame auf keinen Fall und unter keinen Umständen mit einem Herrn über Geld redete. Ihre Mutter hatte diese Schule eindeutig nicht durchlaufen.
Beasley erläuterte denn auch wortreich, dass finanzielle Erwägungen da wirklich keine Rolle spielten, und leitete gleich zu anderen, wesentlich teureren Investitionen über, die er in der letzten Zeit getätigt hatte. So waren weitere Schafe importiert, die Rinderzucht vergrößert worden ...
Fleurette fragte sich, warum der kleine Schaf-Baron dabei immer wieder sie fixierte, als müsste sie ein persönliches Interesse an der Kopfzahl seiner Cheviot-Herde hegen. Interesse entwickelte sie erst, als das Gespräch auf Pferdezucht kam. Beasley züchtete nach wie vor reinrassige Vollblutpferde.
»Wir könnten sie aber durchaus auch mal mit einem Ihrer Cobs kreuzen, wenn Ihnen ein Vollblut zu heftig wäre«, erklärte er Fleurette eifrig. »Das wäre überhaupt mal ein interessanter Ansatz ...«
Fleurette runzelte die Stirn. Sie konnte sich kaum einen Vollblüter vorstellen, der gehwilliger war als Niniane – wenn auch natürlich schneller. Aber warum, um Himmels willen, sollte sie Interesse daran zeigen, auf Vollblutpferde umzusatteln? Nach Ansicht ihrer Mutter waren die viel zu empfindlich für die langen und harten Ritte durch den Busch.
»Das macht man in England häufig«, unterbrach Gwyneira, die mittlerweile ähnlich verwirrt von Beasleys Verhalten war wie Fleurette. Sie war die Pferdezüchterin in der Familie! Warum also sprach Beasley nicht sie an, wenn es um Kreuzungen ging? »Zum Teil werden es ganz gute Jagdpferde. Aber oft haben sie auch die Härte und Dickköpfigkeit der Cobs, gepaart mit der Explosivität und Schreckhaftigkeit des Vollbluts. Das wünsche ich mir eigentlich nicht für meine Tochter.«
Beasley lächelte einlenkend. »Oh, es war ja auch nur ein Vorschlag. Miss Fleurette soll natürlich völlig freie Hand haben in Bezug auf ihr Pferd. Wir könnten auch mal wieder eine Jagd veranstalten. In den letzten Jahren habe ich das völlig vernachlässigt, aber ... Hätten Sie Spaß am Jagdreiten, Miss Fleur?«
Fleurette nickte. »Klar, warum nicht?«, meinte sie mäßig interessiert.
»Obgleich es natürlich immer noch an Füchsen fehlt«, sagte Gwyn lächelnd. »Haben Sie mal überlegt, welche einzuführen?«
»Um Himmels willen!«, ereiferte sich Gerald, wobei das Gespräch eine Wendung nahm und sich um die karge, einheimische Tierwelt auf Neuseeland drehte.
Hier konnte auch Fleurette einiges beisteuern, sodass die Mahlzeit schließlich in angeregter Unterhaltung ausklang. Fleur entschuldigte sich gleich darauf, um in ihr Zimmer zu gehen. Sie verbrachte die Abende neuerdings damit, lange Briefe an Ruben zu schreiben, und gab sie auch ganz hoffnungsvoll in Halden auf, obwohl der Posthalter wenig optimistisch war. »Ruben O’Keefe, Goldminen, Queenstown« schien ihm keine sehr feste Adresse. Die Briefe kamen bisher allerdings nicht zurück.
Gwyneira machte sich zunächst in der Küche zu schaffen, beschloss dann aber, sich noch kurz zu den Herren zu gesellen. Sie nahm sich im Salon ein Glas Portwein und schlenderte damit ins Nebenzimmer, in dem die Herren nach dem Essen zu rauchen, zu trinken und gelegentlich zu spielen pflegten.
»Sie hatten Recht, sie ist entzückend!«
Gwyneira verharrte interessiert vor der halb offenen Tür, als sie Beasleys Stimme hörte.
»Anfangs war ich ja ein wenig skeptisch – ein so junges Mädchen, fast noch ein Kind. Aber jetzt, wo ich sie gesehen habe: Sie ist schon sehr reif für ihr Alter. Und so gut erzogen! Eine richtige kleine Lady.«
Gerald nickte. »Sag ich doch. Sie ist absolut reif für die Ehe. Unter uns gesagt muss man schon ein bisschen aufpassen. Sie wissen selbst, wie das ist, mit den vielen Männern hier auf den Farmen. Da verliert so manches Kätzchen den Verstand, wenn es rollig wird.«
Beasley kicherte. »Aber sie ist doch ... Ich meine, verstehen Sie mich richtig, ich bin nicht fixiert darauf, ich hätte mich sonst auch durchaus
Weitere Kostenlose Bücher