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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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sie dir zu leihen. Aber du musst gut auf sie aufpassen, hörst du? Und du musst sie mir zurückbringen.«
    »Du weißt, dass ich wiederkomme, sobald ich nur eben kann!« Ruben richtete sich mühsam auf und zog Fleurette in seine Arme. Sie schmeckte sein Blut, als er sie küsste. »Ich hole dich. Das ... das ist so sicher, wie morgen die Sonne aufgeht! Ich finde Gold, und dann hole ich dich! Du vertraust mir doch, Fleurette?«
    Fleurette nickte und erwiderte seine Umarmung so zärtlich und vorsichtig wie sie nur konnte. Sie zweifelte nicht an seiner Liebe. Wenn sie wenigstens sicher wäre, was seinen zukünftigen Reichtum betraf ...
    »Ich liebe dich und ich warte auf dich!«, sagte sie sanft.
    Ruben küsste sie noch einmal. »Ich mache schnell. Sooo viele Goldsucher gibt’s noch nicht bei Queenstown. Noch ist es so was wie ein Geheimtipp. Also wird es jede Menge gute Claims geben und massenhaft Gold, und ...
    »Aber du wirst auch zurückkommen, falls du kein Gold findest, ja?«, vergewisserte sich Fleurette. »Dann denken wir uns etwas anderes aus!«
    »Ich finde Gold!«, behauptete Ruben. »Denn eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Aber jetzt muss ich gehen. Ich bin schon viel zu lange hier. Wenn dein Großvater mich sieht ...«
    »Meine Mutter passt auf. Bleib noch hier, Ruben, ich sattele dir Minette, du kannst ja kaum aufstehen. Am besten suchst du dir erst einen Unterschlupf und kurierst dich aus. Wir könnten ...«
    »Nein, Fleurette. Keine weiteren Risiken, kein langer Abschied. Ich komme zurecht, das ist alles halb so schlimm. Sieh du nur zu, dass du Mutter irgendwie das Maultier zurückgibst.« Ruben zog sich mühsam hoch und tat zumindest so, als ginge er Fleurette beim Satteln zur Hand. Als sie das Pferd gerade aufzäumen wollte, stand Kiri in der Tür, in der Hand zwei prall gefüllte Satteltaschen. Sie lächelte Fleurette zu.
    »Hier, das schickt deine Mutter. Für den Jungen, der nicht wirklich da ist.« Kiri schaute weisungsgemäß durch Ruben hindurch. »Ein bisschen Wegzehrung für ein paar Tage, und warme Sachen, noch von Mr. Lucas. Er wird das brauchen, meint sie.«
    Ruben wollte erst ablehnen, doch die Maori nahm ihn gar nicht zur Kenntnis, stellte die Taschen ab und wandte sich gleich wieder zum Gehen. Fleurette befestigte die Taschen am Sattel, dann führte sie Minette hinaus.
    »Pass ja auf ihn auf!«, flüsterte sie der Stute zu. »Und bring ihn mir zurück!«
    Ruben zog sich mühsam in den Sattel, schaffte es dann aber doch noch, sich zu Fleurette herunterzubeugen und sie zum Abschied zu küssen.
    »Wie sehr liebst du mich?«, fragte er leise.
    Sie lächelte. »Bis in den Himmel. Und noch ein paar Sterne weiter. Wir sehen uns bald!«
    »Wie sehen uns bald!«, beteuerte Ruben.
    Fleurette sah ihm nach, bis er hinter dem Vorhang aus Regen verschwand, der ihr heute den Blick auf die Alpen verwehrte. Ihr Herz tat ihr weh, Ruben so schief und schmerzverkrümmt auf dem Pferd hängen zu sehen. Eine gemeinsame Flucht wäre nie gelungen – Ruben konnte nur vorankommen, wenn er unbehelligt blieb.
    Paul sah den Jungen ebenfalls abreiten. Er hatte bereits wieder Wachposten an seinem Fenster bezogen und überlegte, ob er Gerald wecken sollte. Aber bis er zu dem vordrang, wäre Ruben sicher über alle Berge – mal ganz abgesehen davon, dass seine Mutter ihn bestimmt im Blick behielt. Ihr Ausbruch von gestern stand ihm noch deutlich vor Augen. Er hatte bestätigt, was Paul immer gewusst hatte: Gwyneira liebte seine Schwester viel mehr als ihn. Von ihr hatte er nichts zu erwarten. Aber was seinen Großvater anging, gab es Hoffnung. Sein Großvater war berechenbar, und wenn Paul lernte, ihn richtig zu nehmen, würde er zu ihm halten. Von jetzt an, entschied Paul, gäbe es zwei gegnerische Fraktionen in der Familie Warden: seine Mutter und Fleur, Gerald und Paul. Er musste nur noch Gerald davon überzeugen, wie nützlich er ihm war!

    Gerald tobte, als er herausfand, wohin die Stute Minette verschwunden war. Gwyneira konnte ihn nur mit Mühe daran hindern, Fleurette zu schlagen.
    »Immerhin ist der Kerl jetzt weg!«, tröstete er sich schließlich. »Ob nach Dunedin oder sonst wohin, soll mir egal sein. Wenn er hier noch mal auftaucht, erschieße ich ihn wie einen tollwütigen Hund, das muss dir klar sein, Fleurette! Aber bis dahin bist du auch nicht mehr hier. Ich werde dich an den nächsten Mann verheiraten, der halbwegs passend ist!«
    »Sie ist noch viel zu jung zum Heiraten«, sagte Gwyneira. Im

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