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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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auf – ihre eiserne Reserve, wie sie es nannte. Der Teufel mochte wissen, wie sie das von ihrem kargen Haushaltsgeld abzweigte! Bestimmt ging da etwas nicht mit rechten Dingen zu! Und überhaupt war es ja letztlich sein Geld. Alles hier gehörte ihm!
    Howard riss einen weiteren Schrank auf, wobei er jetzt auch George Greenwood verfluchte. Dabei war der Wollhändler heute nur Überbringer schlechter Nachrichten gewesen. Die SchererKolonne, die gewöhnlich in diesem Teil der Canterbury Plains arbeitete und zuerst Kiward, dann O’Keefe Station zu besuchen pflegte, würde in diesem Jahr nicht erscheinen. Die Männer wollten gleich nach Otago weiterziehen, wenn sie die Arbeit bei Beasley beendet hatten. Zum Teil lag es daran, dass der Kolonne viele Maori-Scherer angehörten, die sich weigerten, für die Wardens zu arbeiten. Gegen Howard hatten sie zwar nichts, doch in den letzten Jahren hatten die Scherer sich bei ihm so unwohl gefühlt und so viel Zusatzarbeit leisten müssen, dass sie den Umweg scheuten.
    »Verwöhntes Volk!«, schimpfte Howard und hatte damit nicht ganz Unrecht – die Schaf-Barone hätschelten ihre Scherer, die sich selbst als Crème de la Crème der Farmarbeiter betrachteten. Die großen Farmen überboten sich mit Prämien für die besten Scherschuppen, sorgten für erstklassige Verpflegung und luden zu Festen bei Abschluss der Arbeit. Selbstverständlich hatten die Akkord-Scherer auch nichts anderes zu tun, als die Messer zu schwingen: Das Ein-und Austreiben der Schafe, erst recht das Einsammeln vor der Schur, übernahmen die Viehhüter der Farmen. Nur O’Keefe konnte hier nicht mithalten. Er hatte nur wenige Helfer, durchweg junge, unerfahrene Maoris aus Helens Schule; deshalb mussten die Schafscherer helfen, die Schafe zu sammeln und nach der Schur wieder auf Paddocks zu verteilen, um Platz in den Schuppen zu schaffen. Wobei Howard das alles nicht bezahlte, sondern lediglich das Scheren selbst. Und auch den Preis dafür hatte er im letzten Jahr gedrückt, weil die Qualität der Vliese nicht ausreichend war und er dies zumindest teilweise den Scherern anlastete. Heute hatte er die Quittung dafür bekommen.
    »Sie müssen sehen, ob Sie Hilfe in Haldon finden«, meinte George schulterzuckend. »In Lyttelton wären die Arbeitskräfte zwar billiger, aber die Hälfte kommt aus der Großstadt, die haben noch nie im Leben ein Schaf gesehen. Bis Sie da genügend Leute angelernt haben, ist der Sommer vorbei. Und beeilen Sie sich. Die Wardens werden sich auch in Haldon umhören. Aber die haben immerhin ihre normale Anzahl an Farmarbeitern, die alle scheren können. Gut, sie werden die drei-oder vierfache Zeit brauchen, um mit der Schur fertig zu werden, aber Miss Gwyn packt das.«
    Helen hatte angeregt, sich auch bei den Maoris nach Helfern zu erkundigen. Das war eigentlich die beste Idee, denn seit Tongas Stamm die Wardens bestreikte, waren viele erfahrene Viehhüter frei. Howard grummelte zwar, weil ihm der Einfall nicht selber gekommen war, sagte aber nichts, als Helen sich gleich auf den Weg ins Dorf machte. Er selbst würde nach Haldon reiten – und dafür brauchte er Geld!
    Inzwischen hatte er bereits den dritten Küchenschrank durchwühlt, wobei zwei Tassen und ein Teller zu Bruch gegangen waren. Verärgert warf er das Geschirr aus dem letzten Hängeschrank gleich ganz zu Boden. Ohnehin nur angeschlagene Teetassen ... aber hier! Halt, da war etwas! Begierig löste Howard das lose Brett an der hinteren Wand des Schrankes. Na also, drei Dollar! Zufrieden steckte er das Geld in die Tasche. Aber was bewahrte Helen wohl noch hier auf? Hatte sie Geheimnisse?
    Howard warf einen Blick auf Rubens Zeichnung und seine Locke; dann schleuderte er beides beiseite. Sentimentales Zeug! Aber da – Briefe. Howard griff tief ins Versteck und holte einen Schwung ordentlich gebundener Briefe heraus.
    Er brauchte etwas, um die Schrift zu entziffern ... verdammt, es war so dunkel in dieser Hütte!
    Howard ging mit den Briefen zum Tisch und hielt sie unter die Petroleumlampe. Jetzt endlich erkannte er den Absender:
    Ruben O’Keefe, O’Kay Warehouse, Main Street, Queenstown, Otago
    Da hatte er ihn! Und sie! Er hatte Recht gehabt – Helen stand längst in Verbindung mit seinem missratenen Sohn! Fünf Jahre lang hatte sie ihn an der Nase herumgeführt! Na, die konnte was erleben, wenn sie wiederkam!
    Vorerst aber trieb Howard die Neugier. Was tat Ruben in Queenstown? Howard hoffte sehnlichst, dass der Junge zumindest am

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