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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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aus, als wollte er sich auf ihn stürzen.
    »Ein intelligenter junger Mann wie Tonga kann durchaus einen Aufstand entfesseln, täuschen Sie sich da nicht!«, meinte auch George. »Wenn er die anderen Stämme aufhetzt – mit dem bei O’Keefe fängt er an; dessen Land wurde auch vor 1840 erworben. Und was ist mit Beasleys? Mal ganz abgesehen davon: Glauben Sie, Leute wie Sideblossom haben Verträge gewälzt, bevor sie den Maoris das Land abkungelten? Wenn Tonga da anfängt, die Bücher zu prüfen, entfesselt er einen Flächenbrand. Und dann brauchen wir nur noch einen jungen ...«, er warf einen Blick auf Paul, »oder alten Heißsporn wie diesen Sideblossom, der Tonga von hinten erschießt. Dann bricht der Sturm los. Der Gouverneur wird gut daran tun, einen Vergleich zu unterstützen.«
    »Gibt es denn schon Vorschläge?«, erkundigte sich Gwyn. »Haben Sie mit Tonga gesprochen?«
    »Er will auf jeden Fall das Land, auf dem die Siedlung liegt ...«, begann Reti, was sofort Proteste von Gerald und Paul zur Folge hatte.
    »Das Land direkt neben der Farm? Unmöglich!«
    »Ich will den Kerl nicht als Nachbarn haben! Das geht doch nie gut!«
    »Ansonsten hätte er wohl am liebsten Geld ...«, führte Reti weiter aus.
    Gwyn überlegte. »Also, Geld ist schwierig, das müssen wir ihm klar machen. Eher Land. Vielleicht könnte man ja einen Tausch arrangieren. Die Streithähne so nah nebeneinander wohnen zu lassen ist sicher nicht geschickt ...«
    »Jetzt reicht’s mir aber!« Gerald fuhr auf. »Du glaubst nicht wirklich, dass wir mit dem Kerl verhandeln, Gwyn! Kommt überhaupt nicht in Frage. Er kriegt weder Geld noch Land. Allenfalls eine Kugel zwischen die Augen!«
    Der Konflikt spitzte sich weiter zu, als Paul am nächsten Tag einen Maori-Arbeiter niederschlug. Der Mann behauptete, nichts getan zu haben; er habe höchstens einen Befehl ein bisschen zu langsam ausgeführt. Paul dagegen erklärte, der Arbeiter sei unverschämt geworden und habe auf Tongas Forderungen angespielt. Ein paar andere Maoris zeugten für ihren Stammesbruder. Kiri weigerte sich an diesem Abend, Paul das Dinner zu servieren, und selbst der sanfte Witi schnitt ihn. Gerald, wieder einmal sturzbetrunken, entließ daraufhin wutschnaubend das gesamte Hauspersonal. Obwohl Gwyn hoffte, dass die Leute es nicht ernst nahmen, erschienen am nächsten Tag weder Kiri noch Moana zur Arbeit. Auch die anderen Maoris blieben den Ställen und Gartenanlagen fern, nur Marama machte sich eher ungeschickt in der Küche zu schaffen.
    »Ich kann nicht gut kochen«, entschuldigte sie sich bei Gwyneira, schaffte es aber immerhin, zum Frühstück mit Pauls Lieblingsmuffins aufzuwarten. Spätestens am Mittag geriet sie dann aber an ihre Grenzen und servierte Süßkartoffeln und Fisch. Am Abend gab es erneut Süßkartoffeln und Fisch und am nächsten Mittag Fisch und Süßkartoffeln.
    Auch das trug dazu bei, dass Gerald am Nachmittag des zweiten Tages wütend in Richtung Maori-Dorf stapfte. Doch schon auf halbem Weg zum See begegnete ihm eine Wache, bewaffnet mit Speeren. Zurzeit könne man ihn nicht durchlassen, erklärten die beiden Maoris ernst. Tonga sei nicht im Dorf, und niemand anders habe die Befugnis, Verhandlungen zu führen.
    »Es ist Krieg!«, sagte einer der jungen Wächter gelassen. »Tonga sagen, ab jetzt Krieg!«

    »Sie werden sich wohl neue Arbeiter in Christchurch oder Lyttelton suchen müssen«, meinte Andy McAran zwei Tage später bedauernd zu Gwyn. Die Arbeit auf der Farm geriet hoffnungslos in Verzug, doch Gerald und Paul reagierten nur mit Wut, wenn einer der Männer den Streik der Maoris dafür verantwortlich machte. »Die Leute vom Dorf werden sich hier nicht mehr blicken lassen, bevor der Gouverneur in der Land-Sache entschieden hat. Und Sie, Miss Gwyn, halten um Gottes willen ein Auge auf Ihren Sohn! Mr. Paul steht kurz vor der Explosion. Und im Dorf tobt Tonga. Wenn da einer die Hand gegen den anderen erhebt, gibt es Tote!«

12

    Howard O’Keefe suchte nach Geld. Er war so wütend wie schon lange nicht mehr. Wenn er heute Abend nicht in den Pub käme, würde er ersticken! Oder Helen erschlagen – obwohl die diesmal wirklich nichts dafür konnte. Schuld an der Sache trug eher dieser Warden, der seine Maoris bis aufs Blut verärgert hatte. Und Howards missratener Sohn Ruben, der sich sonstwo herumtrieb, statt seinem Vater bei Schafschur und Weideauftrieb zu helfen!
    Howard durchsuchte hektisch die Küche seiner Frau. Irgendwo hob Helen sicher Geld

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