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Im Land Der Weissen Wolke

Im Land Der Weissen Wolke

Titel: Im Land Der Weissen Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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beschönigend. Dabei brauchte ich dringend Unterstützung. Das Problem mit Pauls Zuchtideen ist ja nicht das einzige. Im Gegenteil, es ist noch das geringste. Gerald ist bei guter Gesundheit – es wird Jahre dauern, bis Paul die Farm übernimmt. Und selbst wenn ihm dann ein paar Schafe eingehen, das verkraftet der Betrieb. Aber die Konflikte mit den Maoris sind leider nur zu aktuell. Bei denen gibt es so etwas wie Volljährigkeit wohl nicht, oder sie definieren es anders. Jedenfalls haben sie jetzt Tonga zum Häuptling gewählt ...«
    »Tonga ist der Junge, den Helen unterrichtet hat, erinnere ich mich da richtig?«, fragte George.
    Gwyneira nickte. »Ein sehr gescheites Kind. Und Pauls Erzfeind. Fragen Sie mich nicht wieso, aber die zwei haben sich schon im Sandkasten in den Haaren gelegen. Ich glaube, es geht um Marama. Tonga hat ein Auge auf sie geworfen, aber sie betet Paul an, seit sie zusammen in der Wiege lagen. Auch jetzt noch: Keiner der Maoris will mehr mit ihm zu tun haben, aber Marama ist immer da. Sie redet mit ihm, versucht auszugleichen – Paul merkt gar nicht, was für einen Schatz er da hat! Tonga jedenfalls hasst ihn, und ich glaube, er plant irgendetwas. Die Maoris sind viel verschlossener, seit Tonga das Heilige Beil trägt. Sie kommen zwar noch zur Arbeit, sind aber nicht mehr so fleißig, nicht mehr so ... harmlos. Ich habe das Gefühl, da braut sich was zusammen, obwohl alle mich für verrückt erklären.«
    George überlegte. »Ich könnte Reti mal vorschicken. Vielleicht findet er etwas heraus. Unter sich sind sie bestimmt gesprächiger. Aber eine Feindschaft zwischen der Führung von Kiward Station und dem Maori-Stamm am See ist immer kritisch. Sie brauchen doch die Arbeiter!«
    Gwyneira nickte. »Außerdem mag ich sie. Kiri und Moana, meine Hausmädchen, sind längst Freundinnen geworden, aber jetzt wechseln sie kaum noch ein persönliches Wort mit mir. Miss Gwyn, ja, Miss Gwyn, nein – mehr kommt nicht von ihnen. Ich hasse das alles. Ich habe schon überlegt, selbst mit Tonga zu sprechen ...«
    George schüttelte den Kopf. »Lassen Sie uns erst einmal sehen, was Reti erreicht. Wenn Sie über Pauls und Geralds Kopf hinweg irgendwelche Verhandlungen einleiten, machen Sie die Sache nicht besser.«

    Greenwood streckte seine Fühler aus, und was er erfuhr, war so alarmierend, dass er schon eine Woche später erneut nach Kiward Station ritt, begleitet von seinem Assistenten Reti.
    Diesmal bestand er darauf, dass Gwyneira an der Unterredung mit Gerald und Paul teilnahm – am liebsten hätte er überhaupt nur mit Gerald und Gwyn gesprochen. Der alte Warden bestand allerdings darauf, seinen Enkel zuzuziehen.
    »Tonga hat Klage eingereicht. Im Gouverneursamt in Christchurch, aber das geht auf die Dauer natürlich nach Wellington. Er beruft sich auf den Vertrag von Waitangi. Demzufolge wurden die Maoris beim Erwerb von Kiward Station übervorteilt. Tonga verlangt, die Besitzurkunden für null und nichtig zu erklären oder zumindest einen Vergleich zu schließen. Das bedeutet eine Rückgabe von Land oder Ausgleichszahlungen.«
    Gerald kippte seinen Whiskey herunter. »Blödsinn! Die Kai Tahu haben den Vertrag damals nicht mal unterschrieben!«
    George nickte. »Das ändert aber nichts an seiner Gültigkeit. Tonga wird sich darauf berufen, dass der Vertrag bisher stets durchgesetzt wurde, wenn es zugunsten der pakeha ging. Jetzt fordert er das gleiche Recht für die Maoris. Egal, was sein Großvater 1840 entschieden hat.«
    »Dieser Affe!«, tobte Paul. »Ich werde ihn ...«
    »Du hältst den Mund!«, sagte Gwyneira streng. »Wenn du nicht diese kindische Fehde begonnen hättest, wäre das ganze Problem gar nicht erst entstanden. Haben die Maoris Chancen, damit durchzukommen, George?«
    Greenwood zuckte die Achseln. »Ausgeschlossen ist es nicht.«
    »Es ist sogar gut möglich«, mischte Reti sich ein. »Der Gouverneur ist sehr interessiert an einem guten Auskommen zwischen Maoris und pakeha . Die Krone weiß sehr wohl zu schätzen, dass die Konflikte sich hier in Grenzen halten. Da werden sie wegen einer Farm keinen Aufstand riskieren.«
    »Aufstand ist ja wohl zu viel gesagt! Wir packen uns ein paar Gewehre und räuchern die Bande aus!«, erregte sich Gerald. »Das hat man nun von seiner Gutmütigkeit. Jahrelang hab ich sie am See siedeln lassen, sie konnten sich frei auf meinem Land bewegen und ...«
    »Und haben immer für Hungerlöhne für Sie gearbeitet«, fiel Reti ihm ins Wort.
    Paul sah

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