Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
feiner Risse. Ihr fleckiges Blümchenkleid krönte ein Spitzenkragen, der als sogenannter ›Fisher‹ bei den Buschfrauen zwischen Julia Creek und Maryborough sehr beliebt war. Bei Esther jedoch wirkte er fehl am Platz.
    »Ich brauche ein Zimmer für die Nacht«, bat Nola. »Haben Sie eins frei?«
    Esther grinste. »Wir haben sowieso nur drei Zimmer. Sonst ist das kein Problem, aber eins ist schon vergeben und das andere reserviert.« Sie wandte sich an Tierman. »Wenn du bei Hank schläfst, geht es aber!«
    »Der schnarcht ja schlimmer als ein alter Köter!« murrte Tierman. »Lieber würde ich im Pferdestall schlafen. Da fällt mir ein, daß mir Hank noch ein Bier schuldet.« Damit machte er kehrt und ging zurück in die Kneipe.
    »Sollte sich selbst mal schnarchen hören«, grinste Esther, ungeachtet der Schlüsse, die Nola unweigerlich daraus ziehen würde. Andererseits wollte Nola lieber nicht danach fragen. Esther musterte sie gerade von oben bis unten. »Viele Frauen kommen hier nicht gerade durch, Kleines. Bist doch keine Braut aus dem Versandkatalog?« Von Förmlichkeiten schien Esther nicht viel zu halten.
    »Ganz und gar nicht!« Nola wunderte sich mindestens ebenso, auf eine andere Frau zu treffen, behielt das aber lieber für sich.
    »Wo kommst du denn her?«
    »Aus England. London, um genau zu sein.«
    »Ach ja ... man hört’s auch am Dialekt. Bist du den ganzen Weg allein gereist?«
    »Esther«, unterbrach Nola die ihrer Ansicht nach allzu vertraulichen Fragen, »ich hätte gern etwas zu trinken. Es war ein langer Tag für mich.«
    »Klar, Kleines. Tut mir leid. Wie gesagt, hier kommen nicht viele Frauen herein. Willst du einen Tee? Die Ziege hat das Weite gesucht, deshalb gibt es keine Milch. Ansonsten haben wir nur Bier und Whiskey.«
    Schon beim Gedanken an bitteren schwarzen Teekrampfte Nolas Magen sich zusammen. »Mr. Skelly scheint sein Bier sehr zu genießen.« Nola konnte von hier aus die Theke erkennen, wo Tiermann ein weiteres Glas kippte. »Ich nehme dasselbe.«
    Nachdem sie das Bier gebracht hatte, blieb Nola allein im Salon zurück. Esther wollte Nolas Zimmer lüften. Nola suchte sich einen bequemen Sessel und lehnte sich zurück, atmete tief durch und hob, da sie ganz allein war, ihre Röcke an, um sich etwas abzukühlen, und streifte auch die Schuhe ab. Die enge Taille ihres Kleids klebte naß an der Haut. Wie gern hätte sie sich ausgezogen! Nach einem weiteren Schluck kühlen Bieres blickte sie sich um.
    Von der Decke hing ein Fliegenfänger aus klebrigem Papier. Auf dem Kaminsims waren geschnitzte Emueier und gläserne Briefbeschwerer aufgereiht sowie ein dunkel angelaufener Messingleuchter. An der Wand hing ein grünes Moskitonetz über einem von Sprüngen durchzogenen Spiegel. Eine große Lampe mit vergilbtem Schirm, ein schäbiges Sofa mit geflickten Kissen und ein niedriger Tisch waren die einzigen Möbelstücke – und sie wirkten, als hätten sie ein bewegteres Leben hinter sich als die meisten Menschen.
    Wenige Minuten später kam Esther zurück und zeigte Nola ihr Zimmer im Hinterhaus. Es war das letzte der drei Zimmer auf dem Flur und lag der Toilette am nächsten, der ein ekelerregender Uringeruch entströmte und in der viele Buschfliegen schwirrten. Tierman hatte die Seekiste vor der Zimmertür abgesetzt und ihr persönliches Gepäck nach drinnen gestellt.
    »Die Zimmer werden nicht oft verlangt«, entschuldigte sich Esther. »Ich muß zurück zu den Gästen. Ruh dicherst mal aus. Für ein Vollbad ist nicht genug Wasser übrig, aber es reicht, um sich zu waschen. Ich pumpe Wasser aus dem Tank und wärme es auf dem Herd. Das wird eine Weile dauern, mach es dir solange bequem!« Nola erinnerte sich, daß sie einen Blechzuber am Hintereingang gesehen hatte. Der hatte ausgesehen, als hinge er schon eine ganze Weile unbenutzt an der Wand.
    »Danke, aber warmes Wasser ist nicht nötig. Es ist bestimmt nicht zu kalt und gerade richtig. Mir ist sowieso schon heiß.«
    »Siehst ein bißchen zerrupft aus, Kleines. Einen Kamm hast du?«
    »Aber sicher doch«, beteuerte Nola entgeistert. Sie drehte sich um und griff sich ins Haar, das sich steif und klebrig anfühlte und von ihrem Kopf abstand. Warum hatte Tierman sie nicht auf ihr Äußeres hingewiesen? Als sie Esther um Verständnis bitten wollte, war diese schon weg, und Nola suchte sofort nach ihrem Kamm.
    Die Rückfassade des Hotels war mit Blech verkleidet. Wenn die Nachmittagssonne darauf brannte, heizte sich das Gebäude

Weitere Kostenlose Bücher