Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
einer Messingtafel an der Seite stand eingraviert der Firmenname Walter Hall, Cobb & Co., Agenten, Sydney. Zwei untersetzte, kräftige Pferde waren davorgespannt.
    Als Nola herantrat, grinste Tierman hinterhältig.
    »Darf ich fragen, was Sie so schrecklich amüsant finden?« erkundigte sich Nola. »Oder muß ich damit rechnen, daß Sie nicht ganz aufrichtig sind?!« Sie blinzelte nicht weniger verschlagen als er.
    »Darauf wetten würde ich nicht«, mischte sich Esther ein, »aber ich kann gern aushelfen.«
    Tierman stupste sie, und Nola merkte, daß es ihm peinlich war.
    Esther ignorierte ihn. »Tierman meinte gerade, wenn du draußen auf der Farm bleibst, gibt es eine kilometerlange Völkerwanderung der Männer im ganzen Umkreis dorthin!«
    Nola blickte die beiden überrascht an. Sie war es nicht gewohnt, Komplimente zu bekommen, deshalb zupfte sie an ihrem Rock und strich unsichtbare Falten glatt.
    »Galen wird sie schon auf Abstand halten«, brummte Tierman und trat von einem Bein aufs andere. »Der paßt schon auf, daß niemand Blödsinn anstellt.«
    »Sie dürfen mir glauben, daß ich den Blödsinn selbst verhindern kann, Mr. Skelly«, versetzte Nola kühl.
    »Wenn du erst mal so lange hier draußen bist wie ich, Kleines«, warf Esther ein, »sehnst du dich nach ein bißchen Blödsinn!«
    Nola konnte sich das Lachen nicht verkneifen; Tierman Skelly ebensowenig.
    »Viel Glück, Kleines!« fügte Esther hinzu und klopfte Nola auf die Schultern.
    »Danke! Das kann ich wohl brauchen.« Nola ahnte, daß sie von Galen Hartford mehr zu fürchten hatte als von einer ganzen Horde unwillkommener Verehrer.
    »Die armen Leute auf Reinhart werden mehr davon brauchen«, erwiderte Tierman. »Aber nehmen Sie unsern armen Hank nicht allzu sehr ’ran, ja?«
    Nola wandte sich zu Hank um, der das Geschirr der Pferde überprüfte, und hob eine Braue. »Solange er nüchtern bleibt, werden wir uns gut verstehen.«
    »Heute früh war er sehr reumütig«, kommentierte Esther. »Kommt das nun vom Kater nach dem vielen Schnaps, oder hat es mit dem Wasser zu tun, mit dem Sie ihn übergossen haben?«
    Gestern abend hatte Nola, nachdem alle anderen gegangen waren, Esther beim Aufräumen geholfen. Schließlich hatten sie noch bis ein Uhr früh zusammengesessen und geplaudert – über England, ihre Familien und über das Leben im Outback. Erst als sie schlafen gingen, hatte Nola wieder an Hank gedacht, der im Nebenzimmer schnarchte, und ihr war klargeworden, was sie angerichtet hatte.
    »Tut mir leid, daß ich das Wasser vergeudet habe, Esther«, stellte sie jetzt fest. »Es war gedankenlos von mir.«
    »Macht nichts, Kleines. Für Hanks dummes Gesicht hat es sich gelohnt!«
    Nola rümpfte die Nase. »Er hat es eilig, aufzubrechen. Da will ich nicht trödeln. Auf Wiedersehen, Esther – und bleiben Sie sauber, Mr. Skelly!«
    »Werde mein Bestes versuchen.«
    »Und das ist nicht gerade viel«, setzte Esther hinzu.
    Beide lachten schallend. Dann kletterte Nola auf den Zweispänner und winkte ihnen zum Abschied.

    Die ersten zwei, drei Kilometer sprachen weder Nola noch Hank ein Wort. Der Zweispänner polterte über die staubige Ebene, die sich bis ans Ende der Welt zu erstrecken schien. Obwohl es noch immer ziemlich heiß war, hatte der Wind aufgelebt. Nola bemerkte, wie Hank immer wieder finstere Blicke zu den Wolken warf, die sich über ihnen zusammenbrauten.
    »Wie weit ist es zur Reinhart-Farm?« fragte sie und brach endlich das Schweigen.
    »Kommt darauf an, welchen Weg man wählt«, erwiderte er kurz.
    Nola starrte ihn an und ließ keinen Zweifel, daß sie auf einer vernünftigen Antwort bestand.
    »Weit ist es nicht«, ergänzte Hank schließlich mürrisch.
    »Nicht weit? Zwanzig Kilometer, dreißig vielleicht?«
    »Achtunddreißig Kilometer, wie die Krähe fliegt. Wenn wir den Short Horn River überqueren, sind wir auf Reinharts Land.«
    Die nächsten Kilometer legten sie wieder schweigend zurück. Fasziniert beobachtete Nola, wie Staubwirbel über die Ebene wanderten, die wie Tornados in Miniaturformat trockenes Laub und wertvollen Ackerboden in ihren Trichtern mitrissen. Tierman hatte ihr von dem Phänomen berichtet, das die Ureinwohner als ›Willywilly‹ bezeichneten, eine Art Wirbelwind. Sie hatte keine Ahnung, was darunter zu verstehen war; aber jetzt, wo sich einige größere Willy-willys näherten, wurde ihr mulmig. Was, wenn sie davon erfaßt würden?
    Nola spürte, wie angespannt Hank war, aber das hatte wohl mehr mit

Weitere Kostenlose Bücher