Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Hank ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte.
»Die Männer vom Land sind vielleicht ein bißchen langsam darin, sich ihre Gefühle einzugestehen«, schloß Esther, und bei diesen Worten mußte Nola an Galen denken.
»Papa!« rief Shannon, als sie Galen sah, der sein Pferd an den Querpfosten band. Sie hatte sich auf sein Kommen gefreut und die ganze Zeit vor dem Hotel gewartet.
Als Galen sie sah, traten ihm Tränen der Rührung in die Augen. »Diese bezaubernde kleine Prinzessin soll meine Tochter sein?« rief er aus und hob das jauchzende Kind in seine Arme. Selbst die Jungen waren hingerissen von ihrer Schwester.
»Du solltest erst mal Miss Grayson sehen!« empfahl Shannon ernsthaft. »Sie sieht aus wie eine echte Prinzessin.«
»Wirklich?« Galen fühlte sich ungewöhnlich nervös, wie ein Schuljunge bei der ersten Tanzstunde. Er glättete sich das Haar und zupfte am Krawattenknoten. Während sie nach hinten zum Garten gingen, blickte er sich um, und ein smaragdgrünes Abendkleid fiel ihm ins Auge. Er hielt noch immer Ausschau nach Nola, als die Dame in dem grünen Kleid sich umdrehte. Ihm stockte der Atem, und er traute seinen Augen nicht. Nolas Anblick raubte ihm buchstäblich den Atem.
Nola stand nicht weit vom Tanzboden und entzündete Kerzen auf den gedeckten Tischen. Sie sah zu ihm hinüber und richtete sich auf. Sanfte Locken, durchsetzt mit goldenen Strähnchen flossen über ihre Schulter herab. Ihresamtbraunen Augen blinkten im diffusen Kerzenlicht, und ihre Haut schien von innen zu glühen. Ihr Kleid war aus smaragdschimmernder Seide, besetzt mit schwarzer Spitze, es war im Rücken weit ausgeschnitten, und hatte über der Brust einen herzförmigen Ausschnitt, der eine verführerische Fülle milchweißer Haut sehen ließ. Das Mieder war festgeschnürt und drängte die üppige Fülle des Busens empor, der sich bei jedem Atemzug sachte hob und senkte. Während sie einander quer über den Tanzboden hinweg anschauten, schien die Zeit stillzustehen. Sein Blick war so intensiv, daß sie wie von einem Zauber gebannt war. Nola fühlte, wie ihr Herz schneller schlug, wie sich die Schmetterlinge in ihrem Bauch regten. Langfords Weisheiten fielen ihr wieder ein, und sie erkannte so deutlich wie nie, daß sie Galen liebte. Solche Gefühle wie diese hatte sie für Hank nie empfunden, sie würden sich auch nie einstellen. Sie fragte sich, ob Galen immer noch dasselbe für sie empfinden würde, wenn er erfuhr, daß sie das Kind eines fremden Mannes erwartete?
Erst als Shannon sich von der Hand ihres Vaters löste, war der Bann gebrochen. Während Heath und Keegan sich mit ihren Freunden unterhielten, rannte Shannon davon. Galen, der plötzlich allein stand, fühlte sich beklommen. Sein Mund wurde trocken, die Hände feucht vor Nervosität. Er zögerte einen Augenblick, atmete tief durch und trat auf Nola zu.
»Darf ich um den nächsten Tanz bitten?« fragte er schüchtern.
Nola war verunsichert, ließ sich aber von einer Woge inneren Glücks fortreißen. »Sie dürfen, mein Herr!« Während sie über die dichtbevölkerte Tanzflächeschwebten, hatte Galen nur Augen für die Frau, die er im Arm hielt. Es war über drei Jahre her, seit er das letzte Mal einen so engen körperlichen Kontakt mit einer Frau gehabt hatte. Doch das war wohl nicht der einzige Grund, weshalb ihn die betörende Mischung aus zartem, erregendem Duft und die Weichheit ihrer Haare auf seiner frischrasierten Wange so überwältigte. Ihm selbst wurde heiß, als die kühle, knisternde Seide ihres Kleides unter dem Druck seiner Finger sanft nachgab. Mit einer Hand tastete er über ihren Rücken, und seine Finger verirrten sich zu ihrer nackten Haut, die sich weich und unglaublich angenehm anfühlte. Er spürte, wie sie bei seiner Berührung erschauerte.
»Du siehst hinreißend aus«, raunte er heiser.
»Danke. Auch du wirkst großartig in deinem feinen Anzug.« Nola war selbst der Atem gestockt, als sie ihn in seinem dunklen Anzug gesehen hatte. Er sah viel besser aus, als sie sich je hätte träumen lassen.
Shannon glitt hinter ihnen übers Parkett; sie war in den Armen eines verlegenen Jungen gelandet, der nur wenige Jahre älter war als sie. Galen mußte sich das Lachen verbeißen, Nola schüttelte amüsiert den Kopf.
»Ich danke dir für alles, was du für sie getan hast«, sagte er. »Sie sieht so wunderschön aus.«
»Wirklich hinreißend, nicht wahr?« gab Nola stolz zurück. »Und es hat solchen Spaß gemacht, für sie einzukaufen.
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