Im Land des Eukalyptusbaums Roman
sicher, daß sie Hanks Antrag noch nicht angenommen hat?«
»Ganz sicher. Wir haben uns erst gestern darüber unterhalten. Ich glaube, sie fühlt sich furchtbar unter Druck gesetzt. Danach ist sie dann ins Dorf geritten, angeblich um Esther zu helfen, aber ich vermute, daß sie für eine Weile weg von allem sein wollte.«
»Wo ist Hank?« fragte Galen mit ärgerlichem Unterton.
»Er ist mit den Jungen zum Dorftanz unterwegs. Ich habe beschlossen, lieber hierzubleiben. Ich will Wade hier draußen nicht ganz alleine lassen. Er hat Weihnachten schon zu oft alleine verbringen müssen. Zum Tanzen wollte er auch lieber nicht gehen. Er wollte sich nicht der Versuchung aussetzen, das Saufen wieder anzufangen.«
Galen stand auf und lief wieder auf und ab wie ein Tiger im Käfig.
»Ich weiß, daß Nola ihn nicht liebt«, suchte Langford ihn zu beschwichtigen. »Sie mag ihn gern, aber sie liebt ihn nicht, wie eine Frau einen Mann lieben sollte. Wenn du sie liebst, Galen, was ich schon längst vermute, mußt du um sie kämpfen. Und bei Gott, sie ist das auch wert!«
»Ich weiß doch gar nicht, was sie für mich empfindet«, seufzte Galen und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
»Es gibt nur einen Weg, es herauszufinden.« Langford erhob sich schwerfällig und legte Galen die Hand auf die Schulter. »Mag sein, daß ich alt geworden bin, aber mit meinen Augen ist noch alles in Ordnung. Ich habe gesehen, wie ihre Augen leuchteten, sobald du ins Zimmer kamst. Und ich habe auch gesehen, wie du sie angeschaut hast, wenn du dich unbeobachtet glaubtest. Ab mit dir nach Julia Creek. Geh tanzen und halte sie fest!«
Galen mußte heimlich grinsen bei diesen Worten. Langford schien Tag für Tag immer mehr wieder wie früher zu werden. Damals konnte Langford ihn in seiner Art immer derart mitreißen, daß er selbst das Unmögliche für möglich hielt. Und genau das hatte Galen in diesem Augenblick bitter nötig.
Das Kleid, das Nola für Shannon gekauft hatte, war rosa mit crèmefarbener Seidenschärpe. Glücklicherweise hatte sie auch noch ein passendes Band für ihr Haar gefunden, das sie am vergangenen Abend zu Löckchen gedreht hatte. Nola selbst hatte ihre Haare auch in dieser Art frisiert. Gegen halb acht strömten die Besucher unter die Bäume im Garten des Hotels. Esther war überglücklich.
Unter den vielen Gästen erkannte Nola ihre Zimmerwirtin aus Winton wieder, Phoebe Pillar. Auch Reverend Tristram Turpin und seine Frau Minerva waren erschienen. Nola winkte dem Reverend von weitem zu, aber er schien sie nicht zu sehen. Überrascht war sie vor allem, daß so viele junge Frauen teilnahmen.
»Wo kommen denn bloß all die jungen Damen her?« erkundigte sich Nola bei Esther.
»Die reisen zum Teil von weit her an, aus Longreach oder Blackwater. Einer der Männer hat mir erzählt, hier wären mehr Gäste versammelt als beim Winton-Dorftanz. Würde mich nicht überraschen, wenn wir in einer der Großstadtzeitungen erwähnt werden ...«
Nola freute sich für Esther; sie wußte ja von ihren finanziellen Schwierigkeiten mit dem Hotel und den teuren Internatsgebühren ihrer Kinder.
»Vielleicht findet auch Hank eine passende Frau unter all den Schönheiten«, hoffte Esther. »Ich find es schrecklich, ihn immer so allein herumlaufen zu sehen. In die Stadt, wo er schnell Anschluß fände, will er nicht!« Sie beobachtete, wie die Mädchen neugierige Blicke mit den jungen Männern wechselten. Daß Nola sie erstaunt musterte, merkte Esther nicht.
»Mit einem Mädchen aus der Stadt wäre Hank nie zufrieden«, fuhr Esther fort. »Er ist doch nun mal vom Land, ein Farmer durch und durch. Ich glaube nicht mal, daß ihm auch nur eine dieser hohlköpfigen, kichernden jungen Mädchen gefallen würde ...«
Obwohl sie es gar nicht böse gemeint hatte, war ein eifersüchtiger Beiklang in ihren Worten nicht zu überhören. Nola wandte sich um und legte der Freundin den Arm um die Schulter. »Sag mal, Esther – du hast nicht zufällig ein Auge auf Hank geworfen?«
Esther wurde rot und wandte sich ab. »Um Himmelswillen, nein!« Sie blickte scheu zu Nola auf, die sie noch immer scharf beobachtete. »Na schön, meinetwegen kann ich es auch zugeben. Ja, er gefällt mir. Wir sind uns schon mal nähergekommen, und ich hatte immer gehofft, daß sich etwas daraus entwickeln würde. Wahrscheinlich habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben.«
Nola stand wie vom Schlag getroffen. Sie brachte es nicht übers Herz, Esther zu erzählen, daß
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