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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sich Geschichten vor. Es geschah nicht extra zu Nolas Unterhaltung, es war nur etwas, was sie immer zu tun pflegten. Die Füße taten ihr weh und waren voller Blasen. Sie war so matt, daß ihr alle Knochen schmerzten. Den ganzen Tag waren sie unterwegs gewesen. Allmählich dämmerte ihr, daß dieser Stamm auf ›Wanderschaft‹ war, und daß man sie mitgenommen hatte.
    »Ich will nach Hause«, sagte sie wieder und wieder. Aber niemand hörte ihr zu.In der darauffolgenden Nacht saß Nola neben Mirijula. Während er blicklos ins Lagerfeuer starrte, redete sie ununterbrochen. Ob er sie verstand oder nicht, er lauschte. Sie berichtete ihm von England, und von ihrer Überfahrt nach Australien. Wie sehr sich ihr Leben verändert hatte. Sie erzählte ihm, wie sehr sie sich schämte, weil alle Bewohner von Julia Creek und Umgebung jetzt über sie redeten. Sie schüttete ihm ihr Herz aus und weinte. Manchmal blickte er sie an und nickte mit dem Kopf. Er schien zu wissen, daß sie sich von einer Last befreite, ihre Gefühle zur Sprache bringen mußte, um ihre Seele zu reinigen. Seine Augen glühten im Licht der Flammen, was ihn alt und weise erscheinen ließ. Wenn sie nur wüßte, was er dachte! Sie sehnte sich danach, seinen Rat zu hören. Sie konnte sich nicht erinnern, eingeschlafen zu sein. Als sie wieder zu sich kam, war der Morgen schon angebrochen.

    Mehrere Tage verstrichen, und jeder war wie der andere. Heiß und stickig am Morgen, Dauerregen nachmittags und nachts. Sie stießen auf Lagunen und kauten die Schoten von Wasserlilien, die wie Erbsen schmeckten. Sie fingen und kochten Wasserpythons, so groß, daß Nola es mit der Angst bekam. Die Stammesleute konnten sich über die einfachsten Dinge freuen. Eine Blume, Honigameisen, Beeren an einem Baum. Abend für Abend sprach Nola zu Mirijula, und er hörte zu.
    Schließlich verlor Nola jegliches Zeitgefühl. Sie bemerkte nicht einmal, wie sie auflebte, doch allmählich hob sich die dunkle Wolke, die drohend über ihr gehangen hatte. Eines Tages spürte sie, wie sich das Baby in ihrem Inneren bewegte, und sie empfand eine solcheSeligkeit, daß sie glaubte, platzen zu müssen. Um ihre Freude zu teilen, nahm sie Marys Hand und legte sie auf ihren Bauch. Als das Baby sich regte, lachte Mary und rief die anderen Frauen herbei. In der Folgezeit waren die Frauen ständig in ihrer Nähe. Man gab ihr beim Essen immer die besten Leckerbissen und forderten sie auf, mehr zu essen. Mary reichte ihr ihr Baby, das Nola im Arm halten mußte, und wollte ihr wohl zeigen, wieviel es inzwischen gewachsen war. Man bereitete ihr das weichste Lager, was sie dankbar annahm, denn sie war es nicht gewohnt, auf dem Boden zu schlafen. Und sie genoß es, wie ein ganz besonderer Gast behandelt zu werden.

    Nola setzte ihre Unterredungen mit Mirijula fort. Allmählich fing sie wieder an, zu lächeln und zu lachen. Das schien ihm zu gefallen. Eines Nachts nahm Nola sogar an den Tänzen teil. Sie lachte mit den Frauen. Sie bemalten ihr das Gesicht mit ockerfarbenem Lehm. Mirijula beobachtete sie. Er sagte etwas zu seinem Stamm, und alle Gesichter wandten sich ihr lächelnd zu.
    Anderntags machten sie sich auf den Rückweg zur Reinhart-Farm. Nola ahnte nichts davon, daß sie heimkehrte. Es stimmte sie zufrieden und glücklich, mit dem Stamm zu wandern. Sie fühlte sich wieder stark und gesund, sowohl geistig als auch körperlich. Sie war auf einer langen Reise gewesen – einer Seelenwanderung. Eine Reise, die sie gesunden ließ. Sie wollte diesen weisen Menschen danken, die offensichtlich genau gewußt hatten, woran es ihr fehlte, als sie selbst es noch nicht erkannt hatte.Mehrere Tage später trafen sie Jack. Nola traute ihren Augen nicht. Er lächelte breit, als er sie in der Menge entdeckte.
    »Jack! Woher wußtest du, daß ich bei deinem Stamm bin?!«
    »Mirijula schickt jemand, mich holen«, erwidert er. »Ist Missus ›Wanderschaft‹ gewesen?«
    »Ja, Jack. Ich war ›auf Wanderschaft‹. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, aber das ist auch nicht weiter wichtig.«
    Jack nickte. Lachfältchen erschienen an den Winkeln seiner Augen, und Nola merkte, daß er verstanden hatte, was sie meinte.
    »Weiß noch jemand außer dir, wo ich bin?«
    »Nein, Missus. Sie werden überrascht sein.« Wieder lächelte er. »Sie ganz anders geworden, Missus!«
    »Bin ich auch, Jack. Hier drin« – sie zeigte auf ihr Herz, »und hier.« Sie zeigte auf ihre Stirn.
    Jack nickte und wechselte ein paar Worte mit

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