Im Land des Eukalyptusbaums Roman
wieder kehrtzumachen. Übrigens geht in den nächsten paar Wochen sowieso kein Dampfer mehr von Maryborough ab.«
Der alte Mann starrte sie in eisigem Schweigen an.»Dann müssen Sie ins Julia-Creek-Hotel zurück. Hier ist nirgends Platz für eine Frau.«
Nola überlegte fieberhaft. Wenn er sie zwang, im Hotel zu bleiben, konnte sie Hartfords Kindern nicht helfen. Ihr Blick wanderte zum Treppenhaus. Bestimmt gab es im Obergeschoß zahlreiche Schlafzimmer.
»Das ist Unsinn, Sir!«
»Ich will Sie nicht unter meinem Dach haben«, keifte Langford Reinhart.
»Lieber schlafe ich in einem ausgetrockneten Flußbett, als im Haus eines boshaften, starrsinnigen Greises!«
Langford blieb vor Empörung die Luft weg.
»Soviel ich weiß, gibt es ein Schulhaus auf dem Gelände. Dort werde ich übernachten.«
»Meinetwegen«, gab Langford zynisch zurück. »Sie werden bald merken, daß unsere Lebensweise nichts für Sie ist. Bleiben Sie sechs Wochen hier, wenn Sie es im Outback so lange aushalten, aber unterrichten werden Sie nicht in dieser Zeit. Sie nehmen das nächste Schiff, das zurück nach England geht. Und kommen Sie mir während Ihres Aufenthalts bloß nicht unter die Augen!«
»Sie mir auch nicht, Sir!« gab sie eisern zurück. Seiner stoischen Miene konnte sie ablesen, daß er nicht nachgeben würde. Ihr ganzer Trost bestand in dem Wissen, daß sich in sechs Wochen manches ändern konnte. Wer weiß, vielleicht würde sie sogar froh sein, wieder abreisen zu können. »Und ich werde unterrichten! Davon werden Sie mich nicht abhalten können, also versuchen Sie es bitte gar nicht erst!«
Nach all den Widrigkeiten dieses Tages fühlte sichNola plötzlich wie ausgelaugt. Sie war in ernsthafte Lebensgefahr geraten, die Farm glich nicht im mindesten ihren Erwartungen, und Langford Reinhart empfing sie mit offener Feindseligkeit. Keiner dieser Umstände allein hätte ihr normalerweise die Zuversicht nehmen können, aber zusammengenommen waren sie einfach niederschmetternd. Den Tränen nahe war sie froh, daß die Beleuchtung so spärlich war und Langford nicht sehen konnte, wie derangiert sie ihm gegenüberstand. Schließlich gab sie sich einen Ruck und räusperte sich: »Ich kann kaum glauben, wie ... wie ungastlich Sie sind!« versetzte sie so beherzt wie irgend möglich. »Ich war wochenlang unterwegs, nur um hierher zu kommen. Ich habe eine lange und beschwerliche Überfahrt auf See, eine zweitägige Zugfahrt und zwei Tagesreisen auf der Kutsche hinter mich gebracht. Dann einen weiteren Tag im Zweispänner über die holprige Ebene, durch einen reißenden Fluß, wo ich mein Gepäck verlor und fast umgekommen wäre ...« Sie holte tief Luft und sammelte sich, bevor sie fortfuhr: »Seit Stunden könnte ich ein Bad gebrauchen. Selbst ihr Angestellter war zuvorkommender als Sie und hat mir wenigstens mit trockener Kleidung ausgeholfen. Sie hingegen, Sir, waren noch nicht einmal so höflich, mir eine Tasse Tee anzubieten, geschweige denn ein heißes Bad!«
Jetzt verschlug es Langford Reinhart endgültig die Sprache. Hocherhobenen Hauptes und so würdig, wie es in viel zu großen Männerstiefeln möglich war, stakste Nola hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Auf der Veranda blieb sie stehen und atmete erst einmal tief durch. Genau in diesem Moment kam Hank am Haus vorbei.
Ihren Ärger herunterschluckend und tapfer gegen die Tränen der Erschöpfung ankämpfend, sprach Nola ihn an: »Wenn Sie einen Moment Zeit hätten, Hank, würden Sie bitte meine Seekiste ins Schulhaus bringen?«
Vor Verblüffung blieb ihm der Mund offenstehen. »Sie bleiben?!« Es war mehr Ausdruck seiner Überraschung als eine Frage.
Nola bemühte sich, so locker wie möglich zu bleiben. »Selbstverständlich! Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie mir jetzt noch Mr. Hartford und seine Kinder vorstellen würden.«
Er nickte und ließ den Kopf hängen. Nola fragte sich, ob etwas nicht stimmte. Sekunden später blickte er auf. »Mr. Hartford wird Sie wohl auch nicht gerade warmherzig empfangen, Nola«, stellte er mit Bedauern fest.
Innerlich zuckte sie zusammen. Sie war viel zu erschöpft, um eine weitere Szene wie die von vorhin durchstehen zu können. »Ich habe mir angewöhnt, gar nichts zu erwarten, Hank. Auf diese Weise wird man am wenigsten enttäuscht.«
Hank wirkte bestürzt, und er tat ihr leid. Schließlich war das alles nicht seine Schuld. Immerhin war wenigstens er freundlich zu ihr gewesen.
»Machen Sie sich nichts draus, Hank. Konflikte
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