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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Tür, rief einen Gruß ins Haus und ärgerte sich über die Unsicherheit in ihrer Stimme. Immer noch kam keine Antwort. Sie räusperte sich und trat ein, Hank folgte zögernd. Die geräumige Diele war mit Möbeln vollgestellt. Die Tür zu ihrer Linken war nur angelehnt, dort fand sie Schreibtisch und Stuhl, beide verstaubt, und Regale bis unter die Decke. Dies mußte einmal die Bibliothek gewesen sein, aber jetzt lagen nur noch auf den beiden untersten Brettern in der Nähe des Schreibtischs einige Bücher.
    Diese Bücher hatten es Nola angetan. Bücher waren ihre Leidenschaft, gleich welchen Inhalts. Sie nahm eins und schlug es auf. Es war die Lebensgeschichte von Sheridan Reinhart, einem australischen Einwanderer aus der Pionierzeit. Eine Illustration auf dem Einband zeigte ihn mit einem jungen Mann und einer Kamelkarawane. Beim Durchblättern sah sie weitere Bilder, die den Kampf der ersten Einwanderer darstellten. Sie stellte den Band ins Regal zurück und zog ein Kontobuch hervor. Der letzte Eintrag lag über ein halbes Jahr zurück. Nola war so vertieft in die Soll-und-Haben-Listen, daß sie kaum die Stimmen in der Diele hörte.
    Langford Reinhart war die Treppe heruntergekommen und sah Hank nervös in der abgedunkelten Diele stehen.
    »Tut mir leid, daß wir so spät kommen, Mr. Reinhart.« Hank wandte sich zum Bibliothekszimmer um. Langford folgte seinem Blick und entdeckte eine Gestalt neben dem Bücherregal.
    »Im Short Horn River war eine Sturzflut, und d... die neue Lehrkraft wurde mitgerissen. Ich fürchte, wir sehen ein bißchen ungepflegt aus, Sir.«
    »Dann gehen Sie sich waschen, Bradly. Ich möchte mit Mr. Grayson sprechen.«
    Hank wurde blaß und fühlte sich wie ein Feigling, weil er nicht sofort Nolas Verteidigung übernahm. Wenn Mr. Reinhart doch nur nicht ein so mächtiger Charakter und seine eigene Stellung auf der Farm gefestigter wäre ...
    »Ihre Post, Sir.« Hank reichte ihm die Briefumschläge. Als er noch immer nicht ging, wurde Langford laut.
    »Machen Sie, daß Sie rauskommen, Bradly! Und sagen Sie Galen Bescheid, daß der Lehrer bei ihm zu Abend ißt.«
    »Ja, Sir.« Mit einem letzten Blick ins Bibliothekszimmer und voller Mitgefühl für Nola machte sich Hank auf den Weg. Während der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft hatte er Gefallen an ihrer frischen, optimistischen Art gefunden. Aber er war sich bewußt, daß nichts von dem, was er sagen konnte, Langford Reinhart würde umstimmen können. Er konnte nichts mehr für sie tun, außer sie zu trösten, wenn sie aus dem Haus kam.
    Nola merkte, daß sie nicht mehr allein war, und schloß das Kontobuch. Das Fenster reichte fast bis zur Decke, und die verblichenen Samtvorhänge waren zurückgezogen. Das hereinfallende Mondlicht hatte ausgereicht, um vorhin die Illustrationen erkennen zu können. Plötzlichwurde das Zimmer von einer Lampe auf dem Schreibtisch hell erleuchtet.
    »Gehen Sie immer an persönliche Briefschaften fremder Leute ohne deren Erlaubnis?«
    Nola stellte das Kontobuch ins Regal zurück und drehte sich um. Am anderen Ende des Schreibtisches stand ein kleiner Mann mit silbernem Haar und stechenden, hellblauen Augen. Nola erschrak bei seinem Anblick. Er war viel älter, als sie erwartet hatte, und sehr gebrechlich. Seine Gestalt wirkte eingeschrumpft, und er stützte sich auf einen Gehstock. Seine blasse, fast durchsichtige Haut zog sich wie Pergament über die große, knochige Nase; der schmale, herabgezogene Mund verlieh ihm den Eindruck eines penetranten Nörglers.
    »Tut mir leid. Ich liebe Bücher und kann nicht widerstehen, wenn ich welche sehe.«
    Der Alte kniff die Augen zusammen und verzog angeekelt das Gesicht. Sie ahnte nicht, daß er sie als verweichlichten Schwächling einschätzte, hochgewachsen und viel zu mager, mit unmännlicher Stimme – derartige Männer waren in Australien nicht gut angeschrieben, und schon gar nicht auf dem Land.
    Obwohl sie sich ihrer äußeren Erscheinung bewußt war, hielt Nola stolz den Kopf hoch. Sie sprach in höflichem, aber bestimmten und nicht gerade unterwürfigem Ton.
    »Bitte entschuldigen Sie mein Aussehen, aber wir hatten einen Unfall am Fluß. Mein Kleid ist ruiniert ...«
    Langford sog scharf die Luft ein. Nola fuhr fort: »Und mein Gepäck ist auch verloren, Hank hat mir deshalb freundlicherweise diese ...«
    Bevor sie weitersprechen konnte, fiel er ihr rüde mit feindseliger Stimme ins Wort: »Sie sind ... eine Frau!«
    Augenblicklich fühlte sich Nola in der

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