Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Defensive. »Sehr richtig, Mr. Reinhart. Ich habe ein Empfehlungsschreiben ...«
»Ich wollte keine Frau haben. Auf ein Empfehlungsschreiben für eine Frau kann ich verzichten!«
Nola merkte, daß sie wütend wurde, aber noch riß sie sich zusammen. »In der Anfrage, die Mr. Hartford nach London geschickt hat, auf Ihr Betreiben, wie ich annehmen darf, stand nichts davon, daß nur ein Mann die Lehrerstelle einnehmen kann.«
»Aus Galens Brief ging eindeutig hervor, daß wir einen Mann brauchen. Nur eine Schwachsinnige hätte da etwas anderes herauslesen können.«
Nola schluckte, kaum fähig, sich zu beherrschen. »Ich bin mir sicher, Ihnen ist durchaus bewußt, daß nur die wenigsten Lehrkräfte, seien sie männlich oder weiblich, hier draußen zu leben bereit sind, Mr. Reinhart. Hätten Sie sich sonst an eine Agentur in England gewandt? Ich kann Ihnen versichern, daß ich beste Qualifikationen habe und Hartfords Kindern eine gute Lehrerin sein werde.«
»Werden Sie nicht. Morgen kehren Sie mit der nächsten Kutsche nach Maryborough zurück.«
Nola straffte sich. In der Vergangenheit hatte sie gelernt, ihre Körpergröße als subtiles Mittel zur Einschüchterung ihrer Kontrahenten einzusetzen. »Ich bleibe!«
Langford Reinhart stand zwar noch immer leicht gebückt, aber jetzt reckte er das Kinn und starrte sie unnachgiebig an. »Jetzt hören Sie mal gut zu, junge Frau.Wenn ich sage, daß Sie wieder abreisen, dann machen Sie das auch!« Er stieß mit dem Gehstock auf den Boden. Der Stoß hallte durch das ganze Haus. Nicht im mindesten davon beeindruckt, fühlte Nola sich an einen ihrer früheren Sprößlinge erinnert. Ein verwöhntes Balg, das jedesmal mit dem Fuß aufstampfte, wenn etwas nicht nach seinem Willen geschah.
»Das werde ich auf keinen Fall«, gab sie gelassen zurück. »Ich habe einen Vertrag, der für ein Jahr gilt, und den werde ich erfüllen. Meinen Vertrag anschließend nicht zu verlängern, steht Ihnen allerdings frei. In diesem Fall werde ich auch abreisen – aber erst, wenn es soweit ist.«
»Ich habe einen Vertrag mit Nolan Grayson unterzeichnet, nicht mit Ihnen!« Langford Reinhart öffnete eine Schublade und holte sein Exemplar heraus.
Sie umrundete den Schreibtisch, baute sich vor ihm auf und nahm ihm den Vertrag aus der Hand. »Mein Name ist Nola Grayson.«
Offenbar war Tilden Shelby nicht ganz unabsichtlich die Feder ausgerutscht und hatte einen Aufstrich hinter ihrem Namen hinterlassen, der sich auch als ›n‹ lesen ließ. Im stillen gratulierte sie ihm zu diesem kleinen Trick. Ihr fielen auch Esthers Worte ein, die sie als Nola ohne ›n‹ angesprochen hatte – jetzt wußte sie, wie das gemeint war.
»Ich lasse mich doch nicht von der Agentur Shelby zum Narren halten!« brüllte Langford Reinhart.
»Das werden Sie gewiß nicht, glauben Sie mir. Ich fürchte, Mr. Shelbys Handschrift ist leider nicht die beste, zugegeben, aber betrügen wollte er sie mit Sicherheit nicht.« Nola war sich bewußt, daß sie jetzt selbst einwenig schwindelte – aber schließlich war sie nicht Tausende von Kilometern gereist, um auf dem Absatz kehrtzumachen! Tilden Shelby hatte ihr den Brief von Galen Hartford laut vorgelesen, und von der Anforderung einer männlichen Lehrkraft war dort nicht ausdrücklich die Rede. »Und wo wir gerade von Schwindel reden«, fuhr Nola nüchtern fort, »ein derart altes Foto der Reinhart-Farm zu schicken – damit wollten Sie potentiellen Bewerbern wohl ein prächtiges Anwesen vorgaukeln und die Stellung um so verlockender erscheinen lassen!« Sie hielt ihm das Foto hin. »Oder hat dies Bild hier auch nur entfernt Ähnlichkeit mit dieser verwahrlosten, unansehnlichen und heruntergewirtschafteten Farm, die ich hier antreffen muß?«
Langford riß die Augen auf. Sein Abscheu vor dieser Frau wuchs ins Unermeßliche.
Als sie spürte, daß der Sieg für sie in erreichbare Nähe gerückt war, hielt Nola ihm den Arbeitsvertrag unter die Nase. »Dieses Stück Papier hält jedem Gerichtsverfahren stand, Mr. Reinhart. Selbst hier draußen, wo die Chancen zweifellos für Sie besser stehen. Und die Unterschrift darunter ist meine eigene!«
»Falls Sie es auf Geld abgesehen haben«, drohte Langford Reinhart finster, »die Schiffspassage nach England bezahle ich meinetwegen, mehr aber auch nicht!«
»Wollen Sie mich beleidigen, Sir? Der finanzielle Aspekt ist für mich zweitrangig. Ich bin mit Leib und Seele Lehrerin! Ich bin nicht bis hierher gekommen, nur um gleich
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