Im Land des Eukalyptusbaums Roman
auskippen.«
»Das kann ich doch selbst tun«, bot Nola an.
»Wie Sie wollen. Die Kinder müssen sowieso ins Bett, morgen wird ein langer Tag. Wenn Sie mit dem Baden fertig sind, das Wasser nicht wegschütten! Das können wir noch brauchen. Wir müssen das Badewasser teilen.«
Nola war schockiert. Ihr war zwar bewußt gewesen, daß Wasser knapp war, aber für so schlimm, daß Badewasser mehrfach verwendet werden mußte, hatte sie es nicht gehalten. »Natürlich«, nickte sie.
Galen wandte sich zum Gehen, aber im Türrahmen blieb er stehen. »Wann werden Sie mit Langford Reinhart sprechen?«
»Ich komme gerade von ihm«, gab Nola so gleichmütig wie möglich zurück und griff nach der Seife.
»Aber er hätte Sie doch sofort ...« Er unterbrach sich, aber Nola wußte genau, was er hatte sagen wollen.
»Wir haben uns geeinigt«, stellte sie fest.
»Ist er der Meinung, Sie dürften bleiben?« Ungläubiges Staunen schwang in seiner Stimme mit.
»Einstweilen«, fügte sie ehrlicherweise hinzu und fing an, sich die Hände einzuseifen.
Er sah sie noch immer nicht an, doch sie fühlte, wie angespannt er war. »Meine Kinder brauchen jemanden, der nicht nur vorübergehend für sie da ist, Miss Grayson. Sie sollen sich gar nicht erst an Sie gewöhnen, wenn Sie sowieso bald wieder abreisen.«
Nola fuhr herum. »Ich denke aber nicht daran, abzureisen. Ich glaube fest daran, Mr. Reinhart noch davon überzeugen zu können, daß er meinen Vertrag einhalten muß. Vielleicht können Sie ja für mich ein gutes Wort bei ihm einlegen, den Kindern zuliebe.«
»Daß er sich überzeugen läßt, bezweifle ich stark, und ich werde Ihnen bestimmt nicht dabei helfen!« Er klang so selbstherrlich, und war fast ebenso begierig wie sein Arbeitgeber darauf, sie wieder abreisen zu sehen.
Seine Haltung steigerte nur noch ihre Entschlossenheit. »Dann muß ich Sie eines besseren belehren, Mr. Hartford.« Sie sah, wie sich seine Rückenmuskeln strafften.
»Und wo sollen wir Sie unterbringen?« erkundigte er sich barsch.
»Ursprünglich hieß es, der Lehrer soll hier wohnen,aber ...« Jetzt drehte er sich um. Zum ersten Mal trafen sich ihre Blicke direkt, und sie verstummte, bevor sie den Satz zu Ende brachte. Seine Augen waren von eisigem Grün und schienen ihr bis in die Seele zu schauen.
»›Er‹ schon, ja«, zischte er durch die Zähne.
Sie riß sich zusammen und ignorierte seinen Zorn. »Ich wollte gerade sagen, daß ich Mr. Reinhart das Schulgebäude vorgeschlagen habe.« Nola legte allen Optimismus hinein, den sie aufzubringen vermochte. »Ich werd’s mir schon gemütlich machen ...«
»Gemütlich!« Voller Verachtung sah er sie an. »Gemütlich würde wohl niemand unser Leben hier nennen. Das habe ich auch in dem Brief zu schildern versucht, den ich an die Shelby-Agentur für Arbeitsvermittlung geschickt habe. Dies ist kein Ort für eine Frau.«
»Ich bin in meinem bisherigen Leben auch nicht gerade verwöhnt worden, Mr. Hartford.«
»Wirklich? Wo waren Sie zuletzt angestellt?«
Sie begriff, worauf er hinauswollte, und seufzte.
»Hab’ ich mir gedacht, Miss Grayson. Lassen Sie mich raten. In einem hochadligen Haus?«
»Ja, manchmal schon ... aber das heißt doch nicht, daß ich mich mit dem Leben hier nicht zufriedengeben kann!«
Er hob spöttisch die Brauen. »Nach meiner Meinung schon!«
Jetzt wurde Nola wütend. »Wieso denken Männer immer, Frauen wären empfindliche Mimosen? Ich habe mir diese Stelle ausgesucht, gerade weil sie eine Herausforderung ist, und viel lohnender als die Arbeit in den feinen Kreisen Londons. Gerade Sie müßten das doch verstehen, würde ich meinen!«
»Ich begreife nicht, wie Sie, eine Lehrerin aus London, glauben, auch nur die geringste Vorstellung davon zu haben, wie es hier ist, Miss Grayson. Für die ›Herausforderung‹, im australischen Outback zu leben, sind Sie nicht im mindesten gerüstet. Sie werden keinen Monat durchhalten.«
Er faßte nach ihrem Arm und fuhr mit rauhen Fingern über die weiche Haut ihrer Handfläche. Die unerwartete Geste, und die Empfindungen, die sie hervorrief, waren äußerst verwirrend, selbst für Nola.
»Sie sind keine körperliche Arbeit gewohnt«, befand er ungerührt. »Hier gibt es niemanden, der Ihre Kleider wäscht oder das Essen für Sie kocht. Für Sie ist es eine Selbstverständlichkeit, daß Sie sich, wann immer Ihnen danach ist, die Haare waschen. Hier draußen ist es ein seltenes Privileg, wenn es überhaupt mal regnet. Wir müssen
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