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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sollte ich Ihnen das alles gar nicht erzählen.«
    Sie warf ihm einen freundlichen Blick zu. »Danke, daß Sie es mir anvertraut haben, Hank. Es ist sehr nützlich, wenn ich ein wenig über den Hintergrund der Kinder weiß, die ich erziehe, vor allem, wenn sie daheim Probleme haben.«
    »Galen tut mir richtig leid. Da schuftet er von morgens früh bis spät in die Nacht, und für nichts und wieder nichts. Alles, was er verdient, hat er in das Anwesen gesteckt, obwohl es ihm gar nicht gehört. Genauso hat es Mr. Reinhart gemacht. Wenn die Dürrezeit nicht bald vorübergeht, werden sie beide alles verlieren.«
    »Aber wieso ist Galen dageblieben? Jemand wie er könnte doch mit Sicherheit auf einer Farm arbeiten, die mehr Ertrag abwirft.«
    »Galen kam als ganz junger Bursche zu Reinhart. Damals hatte er gerade seine Eltern verloren, und Mr. Reinhart nahm ihn sozusagen unter seine Fittiche. Er war wie ein Vater zu ihm. Die Reinhart-Farm ist mehr als nur ein Arbeitsplatz für Galen. Er liebt das Land und glaubt, daß es auch seinen Kindern eine Zukunft geben soll. Er träumt davon, das Anwesen wiederherzustellen, wie es einmal war.«
    Die Entschlossenheit ihres neuen Arbeitgebers flößte Nola Respekt ein. »Hoffen wir, daß ich ihm dabei von Nutzen sein kann.«
    »Es würde Galen eine Last von der Seele nehmen, aber ich glaube kaum, daß Mr. Reinhart Ihre Anwesenheit dulden wird. Ich weiß ja nicht mal, wie lange ich selbst noch hier bin. Sobald ich auf der Boulia-Farm gebraucht werde, muß ich gehen.«
    »Wieso stellt Mr. Reinhart nicht mehr Männer ein?«
    »Die würden nicht kommen.«
    »Warum nicht?«
    Hank wirkte beunruhigt. »Ich habe selber schon versucht, es herauszukriegen, aber niemand redet darüber.«
    »Ist es so schwierig, für ihn zu arbeiten?«
    »Ich weiß nicht, wie er früher war. Wie schon gesagt, heutzutage mischt er sich kaum ein.«
    Nola überlegte angestrengt. Hanks Miene und die Tatsache, daß niemand für Langford Reinhart arbeiten wollte, verhießen nichts Gutes. Sie fragte sich, was sie auf der Reinhart-Farm erwartete.
    »Fahren wir weiter?« fragte Hank.
    Sie nickte.

    Nola war schockiert, wie rasch es im Outback dunkel wurde. Von einer Minute zur anderen wechselte der Himmel die Farbe, flammte noch einmal auf in den herrlichsten Rottönen – und schon wurde es stockfinster. Eine Dämmerstunde, wie sie zu einem richtigen englischen Sommerabend gehörte, gab es nicht. Schließlich hielten sie vor dem Haupthaus. Es wirkte unbewohnt. Keine Lampen brannten, nicht einmal im Obergeschoß, und nichts regte sich im Innern.
    »Galen ist wahrscheinlich beim Abendessen«, erklärte Hank in entschuldigendem Ton.
    Nola kletterte aus der Kutsche. Sie hatte zwar keinen roten Teppich erwartet, aber eine Begrüßung wäre ihrer Meinung nach angebracht gewesen. Hank eilte ihr zur Seite. Ihr verschmiertes Gesicht und das schmuddelige, aufgelöste Haar, seine Schuhe an ihren Füßen ... all das wirkte fast komisch, und er hätte mit Sicherheit gelacht, wenn er nicht Langfords unvermeidliche Reaktion bereits vor Augen gehabt hätte. Nola ahnte, woran er dachte.
    »Vielleicht sollten Sie erst mal hier warten«, schlug er vor, »während ich hineingehe und mit Mr. Reinhart spreche. Ich erkläre ihm, was passiert ist, und sage ihm, Sie kämen morgen vorbei. Bis dahin sind Sie ausgeruht und sauber ...«
    Nola wußte, daß Hank es gut mit ihr meinte, und gewiß wollte er sein Bestes versuchen, ihr den Weg zu bereiten. Aber so sehr sie das auch anerkannte, lag es doch nicht in ihrer Natur, vor einem drohenden Konflikt davonzulaufen, und dieser hier war sowieso unausweichlich.
    »Ich könnte nicht ruhig schlafen, wenn ich das Treffen mit Mr. Reinhart auf morgen verschiebe. Es wäre mir wirklich lieber, wenn wir gleich klare Verhältnisse schaffen.«
    Hank nickte, er konnte es ihr nachfühlen.
    Selbst in der Dunkelheit erkannte Nola, wie heruntergekommen das Haus war. Spinnweben hingen vom Dachfirst herab, und die Veranda war mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Die verblichene Farbe blätterte von den Wänden. Wiesen und Beete waren ungepflegt und verkrautet.
    Nola stand vor dem imposanten Eingang undverzweifelte angesichts der Schäden. Dieses Haus war offensichtlich einmal etwas ganz Besonderes gewesen. Sie klopfte, und drinnen hallte es gespenstisch wider. Als sich nichts rührte, trat Hank von hinten heran und drehte den Türknauf.
    »Hier im Busch schließt niemand sein Haus ab«, sagte er.
    Nola öffnete die

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