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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sind nichts Neues für mich. Verglichen mit einigen meiner früheren Arbeitgeber ist Mr. Reinhart noch verhältnismäßig harmlos.« Das stimmte zwar nicht ganz, aber Nola war entschlossen, Langford Reinhart niemals merken zu lassen – schon gar nicht auf dem Umweg über einen Angestellten –, wie sehr er sie entmutigt hatte. Sie zwang sich zu einem Lächeln, und Hank entspannte sich wieder.
    »Ich vermute, daß Sie jemand sind, den man nicht so schnell vergißt, Nola.«
    »Da würde Tilden Shelby Ihnen aus vollem Herzen zustimmen!« Nola schaffte es sogar zu lachen, und Hank kratzte sich den Kopf.
    »Gehen Sie doch bitte vor«, sagte sie.

3
    H aben Sie Mr. Hartford vorgewarnt, daß der neue Lehrer eine Frau ist?« erkundigte sich Nola auf dem Weg zur Hütte des Verwalters. Nachdem sie Langford Reinhart kennengelernt hatte, war sie erst recht entschlossen, jetzt auch das erste Zusammentreffen mit Galen Hartford ein für allemal hinter sich zu bringen.
    »Nein. Mir blieb gerade mal Zeit, die Pferde in den Stall zu bringen und zu füttern. Abtrocknen mußte ich sie ja auch noch. Ich kann immer noch nicht glauben, daß Mr. Reinhart Ihnen erlaubt, hierzubleiben!«
    Sie betraten die niedrige Veranda vor der Hütte. Sie war aus Baumstämmen gezimmert und nur unzureichend mit Ziegeln gedeckt. Hinter einem der beiden winzigen Fenster neben der Tür schimmerte blaßgoldenes Licht, aber die Scheibe war zu schmutzig, um ins Haus hineinsehen zu können.
    »Ich muß ihn allerdings noch davon überzeugen, daß ich das ganze Jahr hier arbeiten darf«, wandte Nola ein. »Aber das schaffe ich auch noch.«
    Trotz des übertriebenen Selbstbewußtseins in ihrer Stimme glaubte Hank, eine winzige Spur von Zweifel herauszuhören, einen besorgten Unterton. Was mochte in seiner Abwesenheit zwischen Nola und Mr. Reinhart vorgefallen sein?
    Er senkte die Stimme und flüsterte: »Dazu wünsche ich Ihnen viel Glück, Nola.« Er lächelte ihr aufmunternd zu und klopfte an die Tür.
    »Herein«, rief eine tiefe Männerstimme.
    Nola warf Hank einen Blick zu und holte Luft. Am liebsten hätte er ihre Hand genommen, ihr erklärt, daß Galen kein schlechter Mensch war, obwohl für ihn die Vorstellung von einer Frau als Lehrkraft mindestens ebenso unerträglich war wie für Reinhart. Statt dessen öffnete er die Tür und bedeutete ihr einzutreten, um ihr dann zu folgen.
    Die Hütte bestand aus vier Zimmern. Dahinter schloß sich ein separater Anbau an, der zum Waschen und Baden benutzt wurde. Das Haus war roh gezimmert, und es wirkte, als hätte man die Zimmer hinzugefügt, als sie benötigt wurden. Von der Küche aus, die den zentralen Aufenthaltsraum bildete, führten Türen in die Schlafzimmer. Um den großen Küchentisch in der Mitte des Zimmers saßen die Kinder. Vor einem rußgeschwärzten Kamin standen zwei mächtige Schaukelstühle. Das gesamte Mobiliar schien aus hiesigem Holz gefertigt. Nola registrierte die Staubschicht, die alles zu bedecken schien, und den Schmutz in den Ecken. Hier fehlte mit Sicherheit eine Hausfrau.
    Ein kräftig gebauter Mann stand am Herd und schöpfte Suppe aus einem riesigen schwarzen Topf. Der Duft der Suppe brachte Nolas leeren Magen zum Knurren und erinnerte sie daran, daß sie und Hank seit dem Sandwich von heute mittag nichts mehr zu sich genommen hatten.
    »Ich möchte dir die neue Lehrkraft vorstellen, Galen«, begann Hank schüchtern. Nola warf ihm einenbefremdeten Blick zu und hob den Kopf. Sie dachte nicht daran, sich ihrer Anwesenheit zu schämen, mochte Hank noch so kleinmütig sein.
    Galen stellte die dritte Suppenschale vor dem kleinsten der Kinder ab und schaute auf. Nola spürte, daß alle sie anstarrten, auch Hank. Die Luft war zum Schneiden dick.
    Sie trat einen Schritt vor, in den Lichtkreis der Öllampe.
    »Miss Nola Grayson – das ist Galen Hartford«, fuhr Hank fort. Nola fand seinen Ton immer noch sehr zurückhaltend, und sie hätte sich von ihm mehr Charakterstärke gewünscht. Zum Ausgleich gab sie sich um so entschlossener. »Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. Hartford!« Nola hätte ihm gern die Hand gereicht, aber rechtzeitig fiel ihr ein, daß diese noch immer ungewaschen war.
    »›Miss‹ Grayson?« In Galens Stimme schwang unverhohlener Ärger mit.
    Im ersten Augenblick schien er von dem Anblick, den sie in der Männerkleidung und mit ihrem schmutzverkrusteten Gesicht bot, verwirrt zu sein. Noch bevor sie zu einer Erklärung für ihr derangiertes Äußeres ansetzen konnte,

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