Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Nähzeug.«
Hank runzelte die Stirn. »Können Sie denn reiten?«
»Stellen Sie mir ein Pferd bereit, dann zeige ich’s Ihnen.«
»Ich glaube nicht, daß wir einen Damensattel haben.«
Nola mußte lachen. »Diese Dinger sind doch völlig überflüssig. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Hank, ziehe ich noch einmal Ihre Hosen an. In Julia Creek kaufe ich mir dann eigene Reitstiefel und Breeches.«
Nola wandte sich ab und rührte im Stew, während Hank sich verwundert den Kopf kratzte und überlegte, welche Überraschungen sie wohl noch bereithielt.
»Das Stew duftet jedenfalls köstlich«, lobte er, zog einen Stuhl heran und setzte sich neben Heath und Keegan an den Tisch.
»Ich serviere, sobald ihr euch die Hände gewaschen habt.« Jetzt war es an Nola, die Brauen zu heben.
Hank und die Kinder blickten einander an, dann verschwanden sie wortlos im Anbau, und sie blieb lächelnd zurück.
Nolas Stew roch wirklich gut, aber der Ofen war so häufig wieder ausgegangen, daß sie nicht sicher war, ob es durchgegart war. Sie probierte selber, und mußte feststellen, daß das Fleisch zäh, zu stark gesalzen und das Gemüse nicht ganz durch war. Doch als sie den anderen zusah, die heißhungrig ihre Portionen vertilgten, glaubte sie, vielleicht doch ein wenig zu selbstkritisch zu sein. Auch wenn sie Langford Reinhart für einen alten Querkopf hielt, konnte sie ihm schlecht die Mahlzeit vorenthalten und stellte einen Teller für ihn beiseite.
Nola betrachtete Keegan, als sie beim Essen saßen. Er wirkte sehr abgekämpft nach dem langen Tagesritt. Eigentlich war er viel zu jung, um die Arbeit von Männern zu übernehmen.
»Das Klassenzimmer ist eingerichtet, wir könnten morgen früh mit Schreiben und Rechnen anfangen. Ich hoffe doch, du bist mit dabei, Keegan?«
Keegan kämpfte offenbar mit seinem schlechten Gewissen und bedachte Galen mit ängstlichen Blicken. Nola spürte, daß der Junge sich wie Heath verpflichtet fühlte, seinem Vater zu helfen.
»Du brauchst dich jetzt nicht zu entscheiden«, beruhigte sie ihn. »Denk in Ruhe darüber nach!«
Nachdem jeder einen Nachschlag bekommen hatte, war der Topf leer. Keiner gab einen Kommentar ab, doch die Kinder griffen herzhaft zu, worüber Nola glücklich war. Galen aß in gleichgültiges Schweigen gehüllt, aber Hank war so höflich, ihr mehrmals zu versichern, wie gut das Essen schmeckte. Merkwürdigerweise war es erst dies übertriebene Lob, das ihren Verdacht bestätigte, daß ihr Stew doch nicht so gut gelungen war.
Trotzdem lächelte sie ihm freundlich zu. Ein argwöhnischer Blick von Galen traf Hank, als der ihr Lächeln erwiderte. Wenn er sich nicht täuschte, hatte Hank Gefallen an der Schullehrerin gefunden. Aus unerfindlichen Gründen beunruhigte ihn das.
»Ich stelle fest, daß Sie Feuerholz für eine ganze Woche verbraucht haben, Miss Grayson«, verkündete Galen. »Bitte versuchen Sie, in Zukunft sparsamer damit umzugehen. Wenn wir nicht gerade schlafen, mustern wir die Rinder, wobei uns nur wenig Zeit bleibt fürs Holzhacken und ähnliche Tätigkeiten.«
Nola blieb der Mund offen stehen. »Ich ... es fiel mir schwer, den Kochherd in Brand zu halten.« Hilfesuchend sah sie sich nach Hank um und errötete.
»Ich hacke Ihnen noch etwas Kleinholz vor dem Zubettgehen, Nola«, versprach Hank. »Wir haben noch jede Menge Holz auf Vorrat.«
»Galen hat recht, Hank. Es gibt wirklich genug anderes zu tun. Ich mußte früher auch schon Holz hacken. Es ist wirklich kein Problem für mich.«
Hank grinste jungenhaft. »Mit dem Herd kommen Sie auch bald zurecht, Nola.«
Sie spürte deutlich seine Sympathie, und freute sich. Erleichtert nahm sie die Teller mit zum Spülbecken. Galen stand auf und nahm den Teller mit, den sie für Langford Reinhart bereitgestellt hatte.
Nach dem Abwaschen half Hank dabei, Nolas Bett zum Schulhaus hinüberzutragen.
»Was macht Langford Reinhart bloß den ganzen Tag?« wollte sie wissen, als sie am Gutshaus vorüberkamen.
»Der sitzt meist da und brütet vor sich hin.«
Nola stellte sich vor, wie er sie hinter der Gardine beobachtete, und erschauerte. »Und worüber?«
»Weiß ich nicht. Galen hält ihn über alles, was die Farm betrifft, auf dem laufenden. Ich glaube, er hofft noch immer, ihn von seiner Depression befreien zu können. Ob es ihm gelingt, ist allerdings zu bezweifeln. Es geht schon zu lange so. Wenn Sie mehr über den alten Mann wissen wollen, müssen Sie Galen fragen.«
Nola konnte sich kaum vorstellen, so
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