Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Hemmungen, sie auszusprechen.«
»Und das soll beweisen, daß Sie sich von anderen Frauen unterscheiden?«
Nola überhörte den feindseligen Ton in seiner Frage. »Wenn Sie sich die Zeit nehmen würden, mich kennenzulernen, Mr. Hartford, würden Sie erkennen, daß ich die Wahrheit sage.«
»Ich glaube kaum, daß mir viel Zeit bleibt, Sie kennenzulernen. Ich will auch gar nicht.« Er wirkte peinlich berührt, und Nola spürte, daß es ihm nicht wohl war dabei, sie zu verletzen, obwohl er genau das erreichen wollte.
Sie konnte nicht anders, als sich zu wehren. »Hank scheint mir der einzige Mann weit und breit zu sein, der aufgeschlossen und umgänglich ist. Wenn er nicht wäre und die Kinder, hätte ich sicherlich nicht das Bedürfnis, auch nur einen Tag länger zu bleiben, und keineswegs des rauhen Klimas wegen ...«
Für einen winzigen Augenblick hatte sie Galen aus der Fassung gebracht. »Dieser Ort hat nichts zu bieten für eine Frau aus der Stadt!«
»Wieso sagen Sie das?« fragte sie ruhig. Er sollte nicht glauben, daß sie sich von dem, was er sagte, irritieren ließ.
»Es wird nicht lange dauern, dann werden Sie sich langweilen und sich in die Zivilisation zurücksehnen!«
»Das kann ich mir nicht vorstellen!«
»Sie nehmen wohl gar nichts ernst von dem, was ich Ihnen sage? Begreifen Sie nicht, daß hier draußen die Seelen zerbrechen? Der Pioniergeist der Menschen, die mit diesem Land verwachsen sind? Diesen Geist können Sie nicht kaufen, und Sie finden ihn auch nicht auf der Straße. Entweder Sie haben ihn oder nicht. Das kann niemand verstehen, der aus der Stadt kommt. Warum glauben Sie, leben denn so wenig Frauen hier? Gehen Sie, bevor Sie meinen Kindern weh tun. Besonders Shannon ist so verwundbar ...« Er wandte sich zum Gehen.
»Ich glaube fest daran, daß ich ihr Leben bereichern kann mit Wissen, und das kann ich ebenso gut wie ein Mann. Ich werde nicht weglaufen, und ich lasse nicht zu, daß mich Langford Reinhart verjagt. Womit Sie und die anderen hier auf der Reinhart-Farm fertigwerden müssen, ich kann mich allem stellen. Zugegeben, ich bin nicht perfekt. Aber Sie werden meine Fehler akzeptieren müssen, ebenso wie ich Ihre hinnehmen muß, aber für Ihre Kinder will ich nur das Beste. Wenn einer von ihnen mir aufrichtig erklären kann, ich sei unerwünscht und werde nicht gebraucht, bin ich bereit zu gehen. Dann und nur dann, Mr. Hartford. Bitteschön – es liegt ganz bei Ihnen.«
Galen drehte sich noch einmal um. Sein Blick war voller Trauer und Verwirrung. Es schien, als suchte er die Antwort in ihren Augen. Er öffnete die Lippen, war aber nicht fähig zu sprechen. Der Schmerz war zu groß für ihn. Abrupt machte er kehrt und verschwand in der Hütte.
Nola hielt den Gedanken fest, daß er nicht imstande gewesen war, ihr das zu sagen, was er so gern gesagt hätte –daß er sie nicht brauchte und nicht wollte. Das war immerhin eine schwache Hoffnung.
Mehr als eine Stunde lang lag Nola wach und konnte nicht einschlafen. Galens Worte gingen ihr noch immer im Kopf herum. Der schmerzliche Ausdruck in seinem Blick war erschütternd gewesen. Es war, als wäre seine Frau erst gestern verstorben. Sie wußte instinktiv, daß er sie sehr geliebt haben mußte.
Schließlich entzündete Nola eine Lampe und stand auf, um sich etwas zu lesen zu holen. Als sie an der offenen Eingangstür des Schulhauses vorüberkam, sah sie die Umrisse eines Mannes neben der Hütte, der eine Axt schwang. Erst dachte sie, Hank hätte sich doch entschlossen, Holz für sie zu hacken, und lächelte schon. Aber dann merkte sie, daß es Galen war. Verwundert schüttelte sie den Kopf. Er war ein schwieriger Mensch, und sie würde ihn wohl nie verstehen oder auch nur kennenlernen, dachte sie.
Sie nahm drei Bücher aus einer der Kisten und fing an, sie durchzublättern; zwei legte sie als uninteressant wieder zurück. Als sie das dritte öffnete, rutschte ein gefaltetes Stück Papier heraus. Es war eine Notiz ohne Unterschrift, von weiblicher Hand geschrieben:
Mein Lieber, ich lebe für Deine Liebe. Ohne sie könnte ich dieses Leben nicht aushalten.
Nola las die Worte wieder und wieder, viele Male. Wie wundervoll, dachte sie, mit solcher Leidenschaft und Intensität zu lieben und geliebt zu werden. Wieder trat sie an den Eingang und sah Galen zu, der mit energischen, kraftvollen Bewegungen die Axt handhabte, als wolle ersich dadurch von beunruhigenden Gefühlen befreien. Ihr fiel ein, wie Hank ihr erzählt hatte,
Weitere Kostenlose Bücher