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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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sie ohne ein weiteres Wort verlassen, aber dann blieb er stehen. »Würden Sie morgen vielleicht gerne mit den Kindern zur Viehzählung rausreiten?«
    Nola war erstaunt und gleichzeitig erfreut. »Liebend gern!«
    »Aber ich warne Sie! Es ist sehr staubig da draußen, und heiß.«
    »Etwas anderes als Staub und Hitze erwarte ich gar nicht.«
    »Es kann auch gefährlich werden, besonders für Keegan und Shannon!«
    Nola nickte.
    »Hank und ich werden sehr früh losreiten, aber ich lasse Heath da; er soll Ihnen den Weg zeigen. Wir nehmen ein paar Vorräte mit, zusätzliches Wasser, Salz und Mehl, aber wenn Sie Brot und etwas kalten Braten fürs Mittagessen mitbringen könnten, würden wir Zeit sparen, weil wir nicht kochen müßten.«
    Damit öffnete er die Tür zur Hütte.
    »Galen!« Es war das erste Mal, daß sie ihn beim Vornamen nannte.
    Er fuhr herum. »Ja?«
    »Ich verspreche, daß ich nichts tun werde, was auch nur eines der Pferde wieder in Gefahr bringen könnte. Ich weiß inzwischen, daß sie für die Farm von unschätzbarem Wert sind. Es war eine Dummheit von mir, über den Zaun zu springen und zu riskieren, daß Wirangi sich verletzt.«
    »Wirangi verletzen?« Er schüttelte den Kopf. »Ich begreife noch immer nicht, wieso er nicht versucht hat, Sie umzubringen! Hat Hank Ihnen erzählt, daß er Jimmy dreimal die Beine gebrochen hat?«
    »Nein, das hat er nicht. Ich bin mit ihm in die Stadt geritten, und er hat sich ganz brav verhalten. Vielleicht mag er Frauen. Ich habe einige Pferde gekannt, die so ihre Vorlieben hatten.«
    Galen warf ihr einen überraschten Blick zu. Ihre Worte beschworen eine Erinnerung aus seiner Kindheit herauf, etwas, das er längst vergessen hatte. Das Pferd, das seine Mutter zu reiten pflegte, Starr, ließ niemanden sonst auf seinen Rücken, nicht einmal seinen Vater, deres zugeritten hatte. Nola glaubte, ein flüchtiges Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.
    »Sie könnten recht haben«, nickte er und war verschwunden.

    Galen und Hank waren noch vor Anbruch des Tages zum Camp aufgebrochen. Nola und die Kinder folgten ihnen ein paar Stunden später. Das Camp lag etwa vier Kilometer außerhalb in nordwestlicher Richtung. Nola und die Jungs ritten in gemächlichem Tempo, damit Shannon auf ihrem Pony nachkam.
    Sie überquerten mehrere ausgetrocknete Flußbetten; in den roten Eukalyptusbäumen ringsum krächzten Kakadus. Steine ragten hinter kleineren Hügeln empor und warfen ihre Schatten auf einige vertrocknete Fettpflanzen. Mehrmals kreuzten graue Känguruhs und Emus ihren Weg, die vergebens nach Wasser suchten. Die Landschaft war schön, wenn auch ringsum verbrannt. Sie hatten gerade angehalten, um mehrere Wüstenwarane im Flußbett zu beobachten, als vier Wildkamele aus dem Gestrüpp hervorbrachen und die Pferde erschreckten. Aufgescheucht vom Anblick der Menschen, flitzten die sandfarbenen Vierfüßler davon. Heath erklärte, daß die Kamele einst als Lasttiere für turbangeschmückte Eroberer gedient hatten, um Vorräte in unwirtliches Gelände zu tragen. Wie die Büffel, die von Chinesen nach Australien eingeführt worden waren, kamen die Kamele von weit her, aus Afghanistan, waren weggelaufen oder ausgesetzt worden und hatten sich unter den Umweltbedingungen des Outback vermehrt.
    Der Lagerplatz, bei dem sie schließlich eintrafen, bestand nur aus einer rohen Zeltplane hinter AbfallundWerkzeughaufen, die über die staubige Erde verteilt waren. Jimmy traute seinen Augen nicht, als er Nola auf Wirangi sah. Er verließ die kleine Rinderherde im Behelfsgatter und näherte sich Nola winkend.
    »Pferd sein vom bösen Geist besessen, Missus!« sagte er, als Nola abstieg.
    »Das glaube ich nicht, Jimmy«, erwiderte sie, doch der Viehtreiber betrachtete das Tier mißtrauisch. Hank rührte gerade Teeblätter in den Blechtopf, der auf dem rauchenden Holzfeuer stand. Sie zog eine Grimasse, als sie den schwarzen Tee sah, und kramte eine kleine Büchse aus der Satteltasche hervor.
    Hank machte große Augen, als sie einen Schuß Milch in den Tee gab. »Ihr englischen Ladies!« sagte er kopfschüttelnd.
    »Mit Moskitos kann ich leben, Hank, auch mit Fliegen und selbst mit Sandstürmen, aber nicht mit schwarzem Tee.« Nola hörte Keegan und Shannon laut losprusten, und wollte wissen, worüber sie sich so amüsierten. Jimmy stand mit dem Rücken zu Wirangi, der die Zähne bleckte und die Ohren anlegte, als wolle er ihn beißen. Noch bevor Nola ihn warnen konnte, schnappte das Pferd nach

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