Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Internat zu schicken ist viel teurer. Und sie wären auch gar nicht damit einverstanden, ich übrigens auch nicht. Trotzdem brauchen sie ja wohl eine Ausbildung.«
»Daran hatte ich nicht gedacht.« Sie fädelte noch mehr grüne Baumwolle ein. »Wissen Sie, eigentlich braucheich nicht viel. Besonders hier draußen.« Sie blickte von ihrem Nähzeug auf, sah, daß er die Stirn runzelte.
»Wo sollten Sie’s hier auch ausgeben«, bestätigte er.
»Ob Sie’s glauben oder nicht, mein Geld für Luxus zu verschwenden, hat mich sowieso nie interessiert. Für mich reicht völlig, was Gladys und Orval zu bieten haben. Wenn es helfen würde, können Sie mir mein Gehalt auch in anderer Form auszahlen, wie bei den Treibern.« Immerhin hatte sie schon ihren ersten Wochenlohn für Lebensmittelkonserven und andere notwendige Dinge ausgegeben.
»Langfold hat mir schon erzählt, daß Sie auf Ihr Gehalt verzichten wollten. Das war sehr großzügig von Ihnen. Aber auf dem Land haben die Leute auch ihren Stolz.«
Hoffentlich hinderte der Stolz ihn nicht daran, die Konserven und die übrigen Dinge aus dem Lebensmittelladen anzunehmen, dachte sie. »Stolz ist schön und gut, Mr. Hartford, aber auch unpraktisch. Stolz wird die Reinhart-Farm nicht retten, und das ist doch das Hauptziel!«
»Unser Ziel, Miss Grayson, nicht Ihres!«
Seine Worte schmerzten.
Galen wandte sich ab. Eine Zeitlang schwiegen sie.
»Wir haben versucht, andere Treiber anzuheuern«, seufzte er. »Aber jemand hat dafür gesorgt, daß keiner zu uns kommt. Hank ist bestimmt auch schon bedroht worden, obwohl er zu loyal ist, um es zuzugeben.«
»Warum sollte jemand die Arbeiter bedrohen, die auf Reinhart gebraucht werden?« fragte Nola bestürzt.
»Wenn ich das wüßte!«
»Nehmen wir an, Sie schaffen es, das Viehdurchzuzählen. Wohin bringen Sie es dann?« Sie versuchte unpersönlich zu klingen, wie eine Außenseiterin, als die er sie sah.
»Wir würden versuchen, sie auf einen Markt im Süden zu treiben.«
»Hank meint, sie müssen verkauft werden, wenn Reinhart erhalten bleiben soll.«
Er verzog überrascht das Gesicht. »Das ist richtig. Wir könnten dann ganz neu anfangen.«
»Eine neue Rinderzucht?«
»Ja, und zwar von Grund auf. Wir geben uns nicht geschlagen.«
Für ein ungeübtes Ohr hätte er zuversichtlich geklungen, doch Nola besaß genügend Einfühlungsvermögen, die unterschwellige Verzweiflung herauszuhören.
»Wie schade, daß Mr. Reinhart zu alt ist, um beim Auftrieb zu helfen«, gab sie zu bedenken.
Galen seufzte. »Er sieht älter aus, als er ist. Eigentlich ist er nur drei Jahre älter als Hank.«
Das hätte Nola nun wirklich nicht gedacht. »Ich hätte Hank auf Ende Vierzig oder Anfang Fünfzig geschätzt!«
»Er ist siebenundfünfzig Jahre alt.«
»Wirklich? Er sieht gut aus für sein Alter.« Nola spürte, wie Galen sie verstohlen musterte; schließlich glaubte er, Hank sei persönlich an ihr interessiert. Ob er wohl annahm, sie würde Hanks Gefühle erwidern? »Daß Langford erst sechzig sein soll, kann ich kaum glauben«, stieß sie hervor. »Verzeihen Sie, es klingt unhöflich, aber ich hielt ihn für mindestens fünfundsiebzig. Ist er krank gewesen?«
»Auf der Farm war er früher sehr aktiv. Sein Lebenstraum war es, die beste Rinderfarm im ganzen GulfCountry zu besitzen, und er hat sie buchstäblich aus dem Nichts aufgebaut. Früher war es großartig hier. Er arbeitete härter als wir alle zusammen, und damals waren wir etwa zehn Festangestellte, alle wesentlich jünger als Langford.« Er hielt einen Augenblick inne, und Nola sah ihn an. »Er hat mir alles beigebracht, was ich über die Viehzucht weiß, und dafür werde ich ewig in seiner Schuld stehen. Nach dem Tod seiner Frau ging es ihm gesundheitlich sehr schlecht, und er alterte zusehends.«
»Er muß sie sehr geliebt haben«, gab Nola leise zurück und dachte, daß beide Männer ihren Frauen immer noch verbunden waren, über ihren tragischen Verlust hinaus. Das erklärte vielleicht, weshalb sie so verbittert waren. Aber wieso glaubten sie so felsenfest daran, Frauen gehörten nicht ins Outback?
Galen senkte den Kopf und grub seine Stiefelspitze in den Staub vor der Veranda, sagte aber nichts.
»Waren Sie schon hier, als sie starb?« wollte Nola wissen. Sie konnte regelrecht sehen, wie er sich verschloß. »Bitte vergessen Sie, daß ich gefragt habe«, sagte sie. »Es geht mich wirklich nichts an.«
Galen wandte sich zum Gehen, und sie glaubte schon, er werde
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