Im Land des Eukalyptusbaums Roman
Veranda flitzten, wo sie sich an den flatternden Insekten gütlich taten. Während sie den Faden wieder in die Nadel einführte, blickte Nola mehrmals zum Fenster im Obergeschoß des Gutshauses, und sie dachte über Langford nach. Worüber unterhielt er sich wohl mit Galen? Und würde er ihren Besuch von gestern abend erwähnen?
Spät kehrte Galen heim. Er staunte, als er Nola auf der Veranda antraf.
»Schlafen die Kinder?« erkundigte er sich. Nola fand seine rauhe Stimme sehr angenehm.
»Shannon schon«, gab sie zurück. »Die Jungs spielen Karten mit Hank.«
»Kein Poker?« fragte er spöttisch.
»Nein – leider!« Nola wunderte sich, daß er sich an ihre Leidenschaft für Poker erinnerte.
Er lehnte sich über das Geländer der Veranda und starrte in die finstere Ebene hinaus. Nola spürte, wie angespannt und befangen er war, und er tat ihr leid. Es war Schicksal, daß seine Zukunft nicht weniger ungewiß war als ihre. Da sie ihn als äußerst verschlossenen Menschen kannte, rechnete sie nicht damit, daß er gerade mit ihr seine Probleme besprechen würde. Nicht nur, weil sie ihm völlig fremd, sondern weil sie nicht seinesgleichen war. Sie war ›eine Frau‹. Schlimmer noch – ›eine Frau aus der Stadt‹.
Nola arbeitete an einem einfachen Sommerkleid für Shannon. »Gefällt es Ihnen?« fragte sie und hielt es hoch.Gleich als sie von Julia Creek wiederkamen, hatte sie den Stoff zugeschnitten, und jetzt mußte er gesäumt werden. Er war blaßgrün getönt, ähnlich wie Shannons Augenfarbe.
Galen warf einen flüchtigen Blick darauf und runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
»Ich werde einen Kragen ansetzen, der jetzt sehr in Mode ist, und es mit Seidenbändern schmücken«, erklärte sie. »Zugegeben, für Handarbeiten fehlt mir das Talent, aber im Sommer wird es angenehm zu tragen sein.«
Er schwieg noch immer.
»Sind sie verärgert, weil ich für Shannon ein Kleid nähe?« fragte sie umstandslos und setzte ihn damit in Erstaunen.
Er starrte sie an. »Ich begreife einfach nicht, wieso Sie das machen!« murrte er. »Ich weiß, sie braucht diese Dinge, aber ...«
»Ja, sie braucht sie, – dringend. Aber was sie noch mehr braucht, ist ihre eigene Identität.«
»Das war’s nicht, was ich sagen wollte ...«
Sie wußte schon, was jetzt kam. Daß sie auf der Reinhart-Farm nicht mehr lange bleiben würde. Daß Langford Reinhart entschlossen war, sie auf das nächste Schiff nach England zu setzen. »Ich tue, was in meinen Kräften steht, egal, wie wenig Zeit noch bleibt.«
»Aber ich werde Ihre Arbeitszeit und das Material bezahlen!«
»Werden Sie nicht!« begehrte sie heftig auf.
Er seufzte. »Es wird immer klarer, daß Sie eine sehr dickköpfige Frau sind, Nola Grayson!«
Ihr gefiel es, wie er ihren Namen aussprach. »Diese Eigenschaft gehört zu meinem ganz besonderen Charme,wissen Sie!« Ihre Augen funkelten. Als sich ihre Blicke trafen, blieben sie für einen Moment aneinanderhaften, bevor er sich abwandte.
Plötzlich wurde sie verlegen und nähte noch ein paar Minuten still vor sich hin. Dann hob sie den Kopf, und ihr stockte der Atem. Galen, der sich wunderte, was sie zusammenzucken ließ, folgte ihrem Blick.
»So einen wunderschönen Himmel habe ich noch nie gesehen«, seufzte sie still.
Das klang so aufrichtig, daß es selbst Galen rührte. Millionen von Sternen glitzerten wie Juwelen vor schwarzsamtenem Hintergrund. Der Mond war rund und voll und warf sein blasses Licht über die Erde. Galen fragte sich, ob der Himmel heute tatsächlich besonders schön war, oder ob er sich das nur einbildete? Er hatte keine Ahnung, wann er sich den Himmel das letzte Mal angeschaut hatte. War er schon so in die Probleme des Alltags verstrickt, daß er Schönheiten wie diese nicht mehr wahrnahm? Offenbar ja.
»In England ist der Himmel anscheinend ständig bewölkt. Natürlich gibt es auch bei uns Sommernächte und ausgedehntere Dämmerstunden, aber mehr als ein paar Sterne hier und da konnte ich nie sehen. Jedenfalls nichts, was sich hiermit vergleichen ließe!«
Während sie gemeinsam emporblickten, bemerkte Galen, wie ein Mondstrahl in ihren Augen blinkte. Normalerweise machte er sich keine Gedanken darüber, wie sie da drüben in England lebten, und ob einem der ewige Regen dort wohl auf die Nerven ging.
»Astronomen behaupten, Australien wäre der beste Ort auf der Welt, um Sterne zu beobachten«, murmelte er.
»Das trifft bestimmt zu. Besser als hier ist es nirgends.Ich könnte die ganze
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