Im Land des Eukalyptusbaums Roman
ganz und gar nicht, und Nola konnte es ihm nicht verdenken.
»Er ist immer so mürrisch«, fügte Shannon hinzu.
»Wahrscheinlich ist er schon so lange allein, daß er nicht mehr weiß, wie er mit den Leuten verkehren soll, besonders mit Kindern«, räumte Nola ein. »Ich bin sicher, daß es ein Lichtblick für ihn ist, wenn ihr beide ihm Gesellschaft leistet.« Sie senkte die Stimme. »Laßt ihm etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen!« Sie blinzelte Shannon zu. »Dann ist er auch nicht mehr so brummig!«
Nola merkte, daß sie Keegan nicht überzeugt hatte, aber Shannon gab sich anscheinend mit der Versicherung zufrieden, daß sie in dem ›großen Haus‹ schon irgendwie willkommen seien.
Nola spülte das Frühstücksgeschirr, Keegan undShannon halfen beim Abtrocknen. Sie überlegte, wie sie ihnen den Namen ihrer Mutter entlocken konnte, ohne schlimme Erinnerungen zu wecken.
»Wißt ihr«, begann sie, »ich unterrichte nun schon viele Jahre, aber ich bin noch keinen Kindern mit so hübschen Namen wie euren begegnet!«
»Mama hat uns die Namen gegeben, sagt Papa«, erklärte Shannon.
Keegan wirkte bedrückt.
»Wirklich?« fragte Nola munter zurück. »Also, mir gefällt ihre Wahl.« Sie wollte Keegans Stimmung aufheitern. »Was haltet ihr denn von Namen wie ›Hildegard‹ oder ›Nelda‹?«
»Hildegard – wie furchtbar!« Keegan verzog angewidert das Gesicht.
»Nelda klingt lustig!« kommentierte Shannon kichernd.
»Es waren zwei ganz schön schreckliche Mädchen«, berichtete Nola lachend. »Sie waren Zwillinge und hatten ein Kindermädchen namens Zetta.«
»Zetta!« riefen Shannon und Keegan gleichzeitig, bevor sie sich vor Lachen ausschütteten.
»Die letzten beiden Mädchen, die ich unterrichten mußte, hießen Magdalene und Georgina. Sie waren furchtbar verwöhnt und ständig beleidigt. Und die Mädchen davor hießen Parnella und Philopena.«
»Lustige Namen sind das!« wunderte sich Keegan. »Haben alle in England so seltsame Namen?«
»Aber nein. Manche haben auch schöne Namen, wie Evelyn, Elizabeth und Emily.«
»Unsere Mutter hieß auch Emily!« verkündete Keegan stolz.
Nola lächelte. »Emily klingt wunderschön«, nickte sie und wußte jetzt, daß beide Notizen von ihrer Mutter stammen mußten.
»Mami fehlt uns so sehr«, bemerkte Shannon. »Aber wir freuen uns, daß Sie da sind!«
Nola war gerührt und fühlte, wie ihr die Tränen kamen. Sie legte den Arm um die Kinder und hielt sie fest. »Ich danke euch. Ich bin gern hier!«
Nola war ganz sicher, daß Langford Reinhart sich weigern würde, auf die Kinder aufzupassen, schon allein weil sie es war, die ihn darum bat. Aber dennoch war sie fest entschlossen, ihren Willen durchzusetzen. Wenn er nicht bereit war, etwas zur Rettung seiner Farm beizutragen, konnte er sich wenigstens um die Kinder kümmern, das würde sie ihm schon deutlich zu verstehen geben. Allerdings durfte sie auf keinen Fall preisgeben, was sie in Julia Creek zu besorgen hatte.
Ohne anzuklopfen betraten Nola und die Kinder das Gutshaus durch die Hintertür und kamen durch die Küche in die Eingangshalle. Keegan hielt sich dicht neben ihr, und Shannon umklammerte ihre Hand. Beide sahen sich ängstlich in dem düsteren Haus um. Nola glaubte, Langford sei im Obergeschoß, und war überrascht, ihn im Arbeitszimmer anzutreffen. Er war in irgendwelche Papiere vertieft und hatte sie nicht kommen hören. Er runzelte die Stirn, und Nola fragte sich, ob er sich wohl mit Briefen der Janus-Familienanwälte beschäftigte. Als er aufschaute, erschrak er bei ihrem Anblick, mit den Kindern in der Diele. Sekundenlang starrte er sie mit offenem Mund an.
»Guten Morgen, Mr. Reinhart!« grüßte Nola fröhlich und drängte die Kinder ins Arbeitszimmer.
Vollkommen sprachlos blieb Langford hinter dem Schreibtisch sitzen. Entgeistert sah er die Kinder eintreten, dann schien er Nola mit seinem stahlblauen Blick durchbohren zu wollen.
Bevor er noch etwas sagen konnte, fuhr Nola fort. »Galen und Hank sind heute früh zum Viehcamp aufgebrochen. Ich muß dringend nach Julia Creek und habe deshalb den Kindern versprochen, daß sie bei Ihnen bleiben können.«
Langford starrte die Kinder ungläubig an, dann stand er auf und trat vor den Schreibtisch, wo Nola sich aufgebaut hatte. »Ich passe nicht auf Kinder auf«, bellte er.
»Das wäre doch wohl das mindeste, was Sie tun können, nachdem wir alle daran arbeiten, Ihre Farm zu retten! Sie werden keine Last mit ihnen haben. Ich habe Bücher
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