Im Land des Eukalyptusbaums Roman
und Stifte mitgebracht und ihnen einfache Rechenaufgaben gestellt, bei denen Sie ihnen helfen können.«
Langford schüttelte den Kopf. »Sie haben mir gar nichts zu befehlen, Miss Grayson! Ich bin hier der Chef, nicht Sie. Und Sie sind eingestellt worden, um die Kinder zu betreuen!«
Shannon und Keegan schauten entmutigt zu ihr auf. Nola legte den Arm um beide und lächelte tröstlich.
In gleichbleibend heiterem, unbeschwertem Ton stellte sie klar: »Ich bin froh, daß wir wenigstens darin einer Meinung sind, Mr. Reinhart. Aber befohlen habe ich Ihnen nichts. Die Kinder würden sich freuen, wenn sie hier bei Ihnen im Haus sein dürfen. Und Sie haben doch nichts dagegen, oder?« Sie provozierte ihn geradezu, aber er hätte doch der kaltherzigste Mensch auf Erden sein müssen, um sich zu weigern. Plötzlich wurde ihrklar, daß es nicht klug war, ihn auf die Probe zu stellen. Soweit sie ihn bisher kannte, hatte er nicht mal ein Herz aus Stein, sondern gar keines.
Er musterte die Kinder, die ihn flehentlich anblickten.
»Ich bin so schnell wie möglich wieder da«, versprach Nola, noch ehe er etwas erwidern konnte. Sie verabschiedete sich von den Kindern, machte auf dem Absatz kehrt und ließ ihn stehen, während Langford indigniert hüstelte und sein sonst so farbloses Gesicht sich vor Verzweiflung und Wut verzog.
Auf Wirangi legte Nola den Weg zügig zurück. Beim Julia-Creek-Hotel stieg sie ab und wunderte sich über die zahlreichen Pferde und Kutschen, die dort standen. Sie betrat das Hotel durch die Vordertür, doch das Hotel selbst war verwaist. Esther stand an der Hintertür und sah zu, was draußen vorging.
Auf dem Grundstück hinter dem Hotel stand eine große Gruppe von Männern beisammen. Eine hitzige Debatte über die Folgen der Dürreperiode war in vollem Gang. Hinter Esther stehend, hörte Nola einen Augenblick zu.
»... jede Woche Hunderte von Rindern verloren! Wir können doch nicht die ganze Herde aufs Spiel setzen.«
»... Familien leiden auch. Einige sind schon mit Sack und Pack aufgebrochen und verlassen die Farm.«
»... wenn wir wirklich den Treck nach Süden antreten, verlieren wir den ganzen Bestand, bevor wir nach Charleville kommen.«
»... ich hab’s schon immer gesagt! Wir hätten schon längst etwas unternehmen sollen. Aber auf mich wird ja nicht gehört ...«
Nola tippte Esther auf die Schulter, die überraschtherumfuhr. So sehr sie sich freute, Nola zu sehen, war Esther anscheinend ganz durcheinander.
»Ich hatte gar nicht erwartet, dich so früh wiederzusehen!« rief sie entzückt. »Warum bist du in der Stadt? Stimmt etwas nicht? Wo bleiben Galen und Hank? Haben sie denn vergessen, daß heute Versammlung ist?«
»Alles in Ordnung, Esther. Niemand hat etwas von einer Versammlung gesagt, aber sie haben im Augenblick auch so viel anderes im Kopf.«
»Da sind sie nicht die einzigen! Deswegen findet die Versammlung ja statt. Der Wassermangel hat einen kritischen Punkt erreicht.«
»Auch Galen und Hank denken an nichts anderes. Sie wollen das Vieh zum Flinders River hochtreiben, um nach Wasser zu suchen.«
»Da wünsche ich ihnen Glück. Und was bringt dich hierher?«
»Hank hat gemeint, Sie wüßten vielleicht, wo ich jemanden finde, den ich dringend suche.«
»Ach nee! Wen denn, Kleines?« Sie schob sich das wirre Haar aus der verschwitzten Stirn.
»Seinen Namen kenne ich nicht. Er ist ein Wassersucher. Hank meint, er ist ständig betrunken, daher nehme ich an, daß er zuviel trinkt. Weißt du vielleicht, wen er meinen könnte, und wo ich den Mann finde?«
»Der einzige, auf den diese Beschreibung zutrifft, ist Wade Dalton. Verflixt, den hab’ ich schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Allerdings kommt das häufig vor. Hank hat recht. Er schaut immer zu tief ins Glas. Für mein Geschäft ist das gut, für ihn weniger. Irgendwer hat mir auch erzählt, er hätte sich das Bein gebrochen. Vielleicht läßt er sich deshalb schon so lange nicht mehrblicken. Er lebt ganz allein für sich in Black Crow Ridge, wo er eine Mine betreibt. Nicht, daß er sich überarbeitet ...«
»Wie finde ich dorthin, Esther?«
»Was willst du denn von ihm, Kleines?«
»Er soll uns Wasser suchen, auf Reinhart.«
Esther lachte schallend, aber Nola ließ sich nicht beirren.
»Wade Dalton fände nicht mal Wasser, wenn er reinfällt, Kleines!« Sie holte tief Luft. »Vor vielen Jahren, da war das noch anders, soviel ich weiß. Aber das war lange vor meiner Zeit. Ein paar von den alten Veteranen
Weitere Kostenlose Bücher