Im Land des Eukalyptusbaums Roman
sie zu reiten. Unglücklicherweise konnten sie sich diesen Luxus jetzt nicht leisten.
Spät am Nachmittag sorgte Nola für Brot und Tee. Jack hatte ein paar Jamswurzeln ausgegraben, und er zeigte ihr, wie man sie am Feuer rösten konnte. Die Männer waren müde und erschöpft, freuten sich aber über die Pferde, die jetzt zum Satteln bereit waren. Als die Sonne unterging, blieb die Rinderherde ungestört auf der eingezäunten Weide, und die Wildpferde hatten sich beruhigt. Die Maultiere waren angepflockt und konnten ein wenig grasen. Nach einer Ruhepause brachen sie zurFarm auf und ließen Jimmy und Jack mit den neuen Treibern im Camp zurück.
Nola ritt neben Galen her. Sie spürte, daß er noch immer Sorgen hatte. Instinktiv ahnte sie, daß es mit der Wasserversorgung zu tun hatte.
»Wie lange wird das Wasserloch für die Herde ausreichen?« erkundigte sie sich.
»Zwei oder drei Tage höchstens. Mag sein, daß wir sie weiter nordwärts bringen müssen, bis nach Flinders River hinaus, um noch Wasser zu finden, bevor wir nach Süden aufbrechen.«
»Woher wissen Sie, daß der Fluß noch Wasser führt?«
»Das wissen wir nicht. Das Risiko müssen wir eingehen.«
»Warum versuchen wir nicht, hier welches unterirdisch zu finden?«
»Sie können Löcher an zwanzig Stellen bohren und doch nichts finden. Die Grundwasserströme in der Nähe des Anwesens, von denen wir abhängig sind, sind längst ausgetrocknet. Andere wahrscheinlich auch. Was wir noch im Tank haben, wird nicht mehr lange reichen. Wenn es nicht bald regnet, verlieren wir alles.«
»Brauchen Sie keinen Koch auf der Reise?« hakte Nola nach.
»Diesmal nicht, Miss Grayson. Heath kann uns eventuell begleiten, aber Sie müssen sich um Keegan und Shannon kümmern.«
An diesem Abend begab sich Nola zum Mannschaftshaus, um ein Wort mit Hank zu reden. Das Thema war heikel, und sie wollte Galen auf keinen Fall über den Weg laufen.
»Wissen Sie noch, wie wir von den Wünschelrutengängern geredet haben, Hank?«
Hank beäugte sie argwöhnisch. »Schon.«
»Kennen Sie welche hier in der Gegend?«
»Warum fragen Sie?«
»Gibt es welche, Hank?«
Er kratzte sich den Kopf. »Nur einen, von dem ich weiß, und der ist ein Säufer. Und das schon seit Jahren. Andere diesseits von Winton kenne ich nicht. Wie ich schon sagte, Nola, die meisten sind Scharlatane! Ich würde keinem über den Weg trauen. Wenn Sie gegenüber Mr. Reinhart was von Wünschelrutengängern erwähnen, bekommt er einen Tobsuchtsanfall! Er hat schlechte Erfahrungen mit denen gemacht, glaube ich.«
»Die Herde braucht dringend Wasser. Und wir auch. Was haben wir zu verlieren, wenn wir es versuchen?«
»Bloß unser Geld.«
»Wir sagen ihm klipp und klar: kein Wasser, kein Geld. Aber wenn er eine Wasserader ausfindig macht, zahle ich ihm, was er verlangt.«
Skeptisch verzog er das Gesicht.
»Wo finde ich diesen Mann?« fragte sie.
»Der ist seit Jahren nicht mehr nüchtern gewesen. Wenn Sie mich fragen, ist er längst tot.«
Nola war fest entschlossen. »Wenn er noch lebt, werde ich ihn ausnüchtern.«
Hank seufzte resigniert. »Esther wird wissen, wo er sich aufhält. Haben Sie Galen schon darauf angesprochen?«
Sie reckte trotzig das Kinn.
»Hatte ich auch gar nicht angenommen«, winkte Hank ab.
»Wenn dieser Mann Wasser findet, werde ich es ihm schon sagen. Ich nehme an, euer Ausflug nach Flinders River wird zwei Tage dauern. Mehr Zeit brauche ich nicht. Wenn es nicht funktioniert, haben wir nichts verloren.«
»Und was ist mit Keegan und Shannon? Sie wollen die Kleinen doch nicht mitnehmen, wenn Sie nach diesem Mann suchen!«
Nola lächelte stillvergnügt. »Ich kenne jemanden, der morgen nichts vorhat, und dem ein bißchen Gesellschaft bestimmt guttun würde.«
Hank starrte sie zweifelnd an, dann sackte ihm der Unterkiefer herab. »Sie meinen doch nicht ...«
»Genau den meine ich.«
»Aber Nola! Das macht er nie!«
»Es wird ihm nichts anderes übrigbleiben.«
Hank faßte sich an die Stirn. »Fast bin ich erleichtert, daß ich für ein paar Tage weit weg sein werde«, erklärte er.
Nola grinste. »Feigling!«
7
E s war fast Mitternacht. Nola wanderte ruhelos über die Dielen des Schulhauses und wünschte, es wäre schon morgen, damit sie nach Julia Creek aufbrechen könne. Obwohl sie so unruhig war, freute sie sich auch, endlich etwas Nützliches unternehmen zu können, um das Problem des Wassermangels auf der Reinhart-Farm zu lösen.
Eine Stunde lang hatte sie an dem
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