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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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auf der Straße stehen ließen. Es wäre doch möglich, daß er Ihnen zunächst den Hof machte, um seinen Vater zu ärgern, sich aber dann doch verliebte?«
    Nola schaute entgeistert auf. »Genau das behauptet er auch!«
    »Sehen Sie? Er könnte doch ehrenwerte Absichten haben.«
    »Was ändert das schon. Liebe entspringt dem Vertrauen, und ich traue ihm nicht mehr über den Weg. Eine Zeitlang konnte ich es blindlings, aber das ist vorbei. Und da ich von Ehen aus Bequemlichkeit nichts halte, gibt es keinen Grund mehr, mit Leith Rodwell zu verkehren. Sie mögen das altmodisch nennen, und es paßt auch nicht zu mir. Aber ich glaube nach wie vor, daß Liebe das einzige Motiv für eine Eheschließung sein sollte.«
    Tildens Gesichtszüge wurden weich, und sein Blick wanderte auf den Schreibtisch, wo das Foto seiner verstorbenen Frau stand. Er hatte sich mit vierzehn in Irene verliebt. Dreißig Ehejahre hatten sie miteinander verbracht, und es war die glücklichste Zeit seines Lebens gewesen. Sie war still, bescheiden, fast schüchtern gewesen, hatte ihm das Gefühl gegeben, der ›Herr im Haus‹ zu sein. Und jeden Tag vermißte er sie mehr.
    Er wandte sich wieder der außergewöhnlichen Frau zu, die vor seinem Schreibtisch saß. Seit zwei Jahrenkannte er Nola, und ihre revolutionären Ideen über Bildung und Erziehung hatten ihm mehr als einmal Kopfzerbrechen bereitet.
    »Gar nichts an Ihnen ist altmodisch, Miss Grayson«, versicherte er.
    Sie strahlte wieder, und ihr altes Selbstbewußtsein kehrte zurück.
    »Ehrlich! Ich habe nicht die geringste Lust, in eine muffige, lieblose Ehe gesperrt zu werden, in der mein Mann alle Rechte für sich beansprucht und mir keines gewährt. Danke, verzichte!«
    Ihre Erklärung war alles andere als überraschend. Sie klang mehr nach jener Nola, die er kannte, der stolzen, unabhängigen Frau. Dennoch war er froh, etwas über ihre Schwachstellen erfahren zu haben.
    »Vielleicht sollten Sie nach Übersee gehen, all Ihre Sorgen und den unerwünschten Verehrer hinter sich lassen?«
    »Nach Übersee?« Nola überlegte. In London hatte sie keine Wurzeln geschlagen: kaum berufliche Aussichten, wenig Besitztümer, nicht einmal ein eigenes Dach über dem Kopf. Kurz, was hielt sie eigentlich noch hier?
    Tildens Vorschlag war aus der Not geboren. Erst als er die Hand auf das Schreiben legte, das er vorhin gelesen hatte, war ihm der Einfall gekommen. Jetzt nahm er den Brief auf und überflog ihn. Gesucht wurde eine Lehrkraft. Zwar hatte der künftige Arbeitgeber mehr als einmal ein ›er‹ eingeflochten, aber nicht speziell und ausdrücklich nach einem Mann verlangt. Das war gewissermaßen eine Frage des Abwägens, eine regelrechte Gratwanderung, aber Tilden wollte das Risiko gern auf sich nehmen. Es war schwierig genug, jemanden zu finden,der bereitwillig ins Ausland ging, Tausende von Kilometern reiste und dann fernab jeder Zivilisation lebte. Er mußte Nola die Stellung so verlockend wie möglich machen, und er wußte auch schon, wie. »Australien vielleicht?« frohlockte er. »Ständig warmer Sonnenschein, große Weiten ...«
    »Australien ...« Nola hatte sichtlich Feuer gefangen. Sie beugte sich interessiert vor, um mehr zu erfahren.
    Tilden geriet in Fahrt. Den Köder hatte er ausgelegt, und sie hatte wunschgemäß angebissen. »Hier ist ein Stellenangebot für eine Lehrkraft«, holte er aus. »Ich war ganz überrascht, daß man sich an mich wendet. Offenbar ist mein Ruf auf dem fünften Kontinent noch ungebrochen ...« Wieder riskierte er einen Blick zu Nola, aber sie war noch immer in Gedanken versunken.
    »Australien! Ziemlich weit von England«, murmelte sie.
    Tilden grinste und konnte sein Frohlocken nicht verbergen.
    Sie bemerkte seine gute Laune, fühlte sich aber nicht gekränkt. Die Aussicht auf eine Lehrerstelle in Australien fand sie faszinierend.
    »Was steht denn noch in dem Brief?« wollte sie wissen.
    »Es handelt sich um eine Viehfarm. Der Absender ist ein gewisser Galen Hartford. Er schreibt im Namen des Eigentümers, Langford Reinhart. Mr. Hartford ist sein Verwalter, und dessen Kinder brauchen offenbar Unterricht. Sie sind dreizehn, zehn und vier Jahre alt.«
    »Jungen oder Mädchen?« erkundigte sich Nola.
    Tilden hob die Brauen. »Davon steht hier nichts.«
    Einem anderen Bewerber hätte er wohl kaum alleEinzelheiten offenbart. Doch für Nola würde es den Reiz nur steigern, je dramatischer er die Herausforderung darstellte.
    »Mr. Hartford fordert mich auf, den

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