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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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beeilte sich Tilden, sie zu beschwichtigen, bevor sieseine Bemerkung als Beleidigung auffaßte. »Ein paar Hühner füttern wird Ihnen doch auch nichts ausmachen, nicht wahr?« wechselte er das Thema. »Oder die Schoßtiere der Kinder? Ab und zu eine Kuh melken? Oder mal bügeln?«
    »Ich glaube fast, die suchen keine Lehrerin, sondern ein Mädchen für alles, Mister Shelby. Kein Wunder, daß sie beim Honorar nicht geizen. Ich will wenigstens hoffen, daß ich nach all der Plackerei nicht beim Unterrichten noch einschlafe.«
    »Immerhin haben Sie Energie genug, die halbe Aristokratie Londons in Aufregung zu versetzen, Miss Grayson. Da werden Sie auch von ein paar Haushaltspflichten nicht überfordert!«
    »Komisch, daß Sie mir plötzlich so viel zutrauen, Mr. Shelby. Aber was habe ich zu verlieren? An London bindet mich sowieso nichts mehr.«
    Tilden Shelby gab sich Mühe, seine Erleichterung zu verbergen, aber Nola bemerkte sie trotzdem. Aber wie sehr er die Unerschrockenheit bewunderte, mit er sie ihre neue Aufgabe anpackte, ahnte sie nicht.
    »Ich lasse Ihre Zusage noch heute abgehen«, erklärte er, »und veranlasse alles für die Überfahrt. Wenn Sie morgen früh anrufen, kann ich Ihnen Genaueres sagen.«
    »Danke sehr.« Einen Augenblick lang musterte sie ihn nachdenklich. »Ihre Freude über meine bevorstehende Abreise könnten Sie ruhig ein wenig verbergen, Mr. Shelby, wenigstens so lange, bis ich mich nach Australien eingeschifft habe. Daß es Sie derart entzückt, mich endlich loszuwerden, kränkt mich nicht wenig!«
    Tilden wurde über und über rot. »Aber wenn ich Ihnen doch sage«, stammelte er nervös, »ich freue michbloß mit Ihnen, daß Sie endlich ... Ihre Berufung finden und einen Ort, wo man Ihre Talente zu schätzen weiß!«
    Nola amüsierte es, wie er nach Ausreden suchte.
    Er schaute auf, und seine Verwirrung legte sich. Jetzt mußte auch er lächeln.
    »Mr. Shelby, ich glaube, daß Sie mich dennnoch vermissen werden!«
    Als sie sich erhob, eilte er voraus, um ihr die Tür aufzuhalten. Sie wandte sich zum Abschied noch einmal um, und er blickte kurz in ihre gefühlvollen, braunen Augen. Ihre Körpergröße hatte ihn stets eingeschüchtert und ihre resolute Art ebenfalls. Doch nun, wo er sie vermutlich zum vorletzten Mal sah, betrachtete er ihr Gesicht zum ersten Mal genauer.
    Daß Nolas Erscheinung und Auftreten nicht gerade als ›hübsch‹ gelten konnte, verstand sich von selbst. Doch wenn man sich Zeit nahm, wie er jetzt, entdeckte man doch die gutaussehende Frau in ihr. Tilden fragte sich, wie ihr honigfarbenes Haar wohl in modischen Ringellöckchen aussehen würde. Wie lang mochte es sein, war es naturgewellt? Jetzt, wo sich erste zarte Bande zwischen ihnen knüpften, verlangte ihn beinahe danach, sich hochzurecken und die Nadeln herauszuziehen, die ihr Haar immer streng zu einem Knoten zusammenhielten. Er stellte sich vor, wie sie in einem femininen Ballkleid aussehen mochte ...
    Doch dann schüttelte er sich, wenigstens innerlich, und rief sich selbst zur Ordnung. Ballkleider und Ringellöckchen waren nichts für Nola Grayson. Und wenn er es wagen würde, ihr Haar zu lösen, würde sie das als Übergriff betrachten und ihn vermutlich die Treppe hinunterstoßen.
    »Bis morgen dann, Miss Grayson«, nickte er steif.
    »Bis morgen, Mr. Shelby.«
    Tilden Shelby sah ihr nach, wie sie die Treppen hinabging. Eine Frau, die gegen alle herkömmlichen Sitten und Gebräuche verstieß, die ihrer Zeit weit voraus war. Nie im Leben würde er es offen zugeben, aber tief in seinem Innersten glomm ein Funke Respekt für diese Haltung. Und heute hatte er gelernt, daß sie auch nur ein Mensch war – wie alle anderen auch.
    Tildens Gedanken kehrten zu Galen Hartford zurück. Sein Brief erweckte den Eindruck, als wüßte der Absender genau, was er wollte. Ein unflexibler, sturer Mensch, mit eigenen Idealen und Grundsätzen. Wie Galen Hartford reagieren würde, wenn er auf Nola Grayson stieß, war schwer vorstellbar. Aber eins war sicher – sobald sie in der kleinen, entlegenen Viehfarm im Outback von Australien eintraf, würde sie das Leben aller, die dort wohnten, umkrempeln.

1
    N ola saß auf ihrer Seekiste im Hafengelände von Maryborough Port an der Ostküste Australiens, als sie von einem schmallippigen Reverend namens Tristram Turpin angesprochen wurde. Sie waren umgeben von Schafen, die an Bord getrieben wurden, um sie zu den Märkten im Süden zu verschiffen. Fasziniert hatte Nola zugesehen, wie

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