Im Land des Eukalyptusbaums Roman
entgegen, die sie fest an sich drückte.
»Laß dich anschauen.« Mühsam rang Nola um Beherrschung. »Bist du verletzt? Du hast uns allen einen Riesenschreck eingejagt, vor allem dem armen Keegan. Du darfst nicht allein weggehen, verstanden? Bist du hungrig? Oder durstig?«
Galen beobachtete, wie Shannon auf Nola reagierte. Eins war klar – seine Tochter brauchte diese Frau, ganz gleich, wie er darüber dachte.
Nola blickte zu Galen auf und erwartete, daß er wütend sein würde. Schließlich hätte sie auf Shannon aufpassen sollen. Die Verantwortung hatte ganz bei ihr gelegen.
»Es tut mir leid«, hauchte sie. Dann verschwand sie in der Hütte, noch bevor Galen beteuern konnte, daß es nicht ihre Schuld gewesen war.
Im Treppenhaus des Hauptgebäudes nahm Galen zwei Stufen auf einmal. Im Korridor blieb er vor Langfords Zimmer stehen und atmete durch. Der Alte saß wieder in seinem Lehnstuhl am Fenster. Zum ersten Mal erschien er Galen als eine bemitleidenswerte Seele, und er tat ihm wirklich leid. Vor Jahren hatte er sich in eine der hinteren Kammern zurückgezogen, möglichst weit vom vorderen Schlafzimmer, das er mit seiner Frau geteilt hatte. Dessen Tür war, soviel Galen wußte, abgeschlossen und seit ihrem tragischen Tod nie mehr geöffnet worden.
»Wie ich sehe, hast du deine Tochter gefunden«, bemerkte Langford, der seine Gegenwart wahrnahm, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
Galen betrat das Zimmer. »Ja.«
»Ist ihr etwas zugestoßen?«
»Nein, aber sie ist ganz außer sich.«
Langford gab keine Antwort. Unverwandt starrte er aus dem Fenster.
»Ich möchte darüber reden, was gestern passiert ist.«
Langford wandte sich um, die Mundwinkel nach unten gezogen und mit kaltem, abweisendem Blick. »Die Frau muß weg«, stieß er hervor. »Ich will sie hier nicht mehr sehen.«
Galen nickte. »Wenn dein Entschluß feststeht, gibt es wohl keine andere Wahl.«
»Sehr wahr.« Langford war zufrieden, daß Galen seine Ansicht teilte.
»Aber dann werde ich auch gehen müssen«, setzte Galen leise hinzu.
Langford sog scharf die Luft ein. »Was meinst du damit? Du kannst doch nicht die Reinhart-Farm im Stich lassen!«
Galen hockte sich auf die Bettkante und betrachtete seine Hände, verschränkte die Finger. »Heute ist mir klargeworden, wie grausam es war, meiner Tochter die Liebe und Zuwendung einer Frau zu entziehen. Sie braucht dringend ein Vorbild, und das kann nicht ich sein. Wenn Miss Grayson geht, werde ich Shannon in der Stadt großziehen müssen.«
»Und was wird aus den Jungen? Sollten sie nicht auf dem Land leben, die Rinderzucht erlernen wie du?«
»Auch sie müssen zuerst eine Ausbildung haben. Darüber waren wir neulich einig. Ich glaubte, mit einem Lehrer wäre beides auf einmal möglich. Du weißt selbst, wie schwierig es ist, jemanden zu finden, der hier draußen leben will. Es würde Monate brauchen, vielleicht Jahre, Ersatz für Miss Grayson zu suchen.«
Langford schwieg.
»Was sie getan hat«, fuhr Galen fort, »Wade Dalton hierherzubringen – hat die Herde gerettet. Der Flinders River führt kein Wasser mehr. Zwanzig Ochsen habe ich unterwegs verloren. Die übrigen Tiere hätten keinen weiteren Tag durchhalten können. Kannst du die Vergangenheit nicht endlich vergessen, Langford?«
»Vergessen?« Langford hob die Stimme zu einem schrillen Keifen. »Wie soll ich je vergessen, was der Mann mir angetan hat!«
»Das ist doch schon lange her«, murmelte Galen. »Es muß doch die Zeit kommen, wo man vergißt und sein Leben weiterführt.« Galen war sich bewußt, daß er Langford Ratschläge erteilte, die er vor Jahren besser selbst befolgt hätte. Für ihn war es vielleicht noch nicht zu spät.
»Frauen gehören nicht hierher, Galen. Sie können die Einsamkeit nicht ertragen. Sie unternehmen manches, was sie sonst nie tun würden. Das hat Wade Dalton ausgenutzt. Ich werde ihm nie vergeben, geschweige denn vergessen. Häng dein Herz nicht an diese Frau, wie bereits deine Kinder. Weißt du nicht mehr, was mit Emily passierte? Sie gehören nicht hierher.«
Galen stand auf. Ein Muskel zuckte in seinen verkrampften Kiefern. Langford musterte ihn und versuchte, die Wirkung seiner Worte einzuschätzen.
Als Galen endlich sprach, war er ruhig und entschlossen. »Entweder sie bleibt, oder ich gehe, Langford. Was ist dir lieber?«
Langford sackte niedergeschlagen zusammen. Galen wandte sich zum Gehen.
»Sei kein Narr, Galen«, flüsterte der Alte.
Auf der Türschwelle blieb Galen
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