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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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verletzt war, ließ sich auf den ersten Blick nicht feststellen.
    Vor Erleichterung überwältigt, nahm Galen seine Tochter auf den Arm. Sie erwachte und legte die winzigen Ärmchen um seinen Hals.
    »Bist du verletzt, Shannon?« fragte er.
    »Nein, Papa. Ich fand den Weg nach Hause nicht mehr und wurde müde. Außerdem war mir kalt.«
    »Kein Wunder, Shannon. Du trägst ja nur ein Kleid.« Ein Kleid, das Nola genäht hatte. Seit sie es von Nola überreicht bekommen hatte, trug sie kaum noch etwas anderes. So drückend die Hitze auch tagsüber war, war es früh morgens sogar ziemlich kalt, besonders auf dem Grund einer solchen Schlucht. Galen untersuchte sie genau und merkte zu seiner Erleichterung, daß ihr nichts fehlte.
    Er gab ihr aus seiner Feldflasche zu trinken. »Warum bist du denn ganz alleine so weit geritten? Wir haben uns große Sorgen gemacht! Du weißt doch, das Anwesen darfst du nie allein verlassen!«
    Dicke Tränen quollen ihr unter den Augenlidern hervor und rollten über die schmutzigen Wangen.
    »Ich hab’ nach dir gesucht! Mr. Reinhart will Miss Grayson wegschicken, Papa. Sie soll aber nicht gehen.Kann sie nicht bleiben, Papa? Bitte!« Shannon barg ihr Gesicht in seinem Hemd, und Galen drückte das weinende Mädchen an sich.
    Als der Tränenstrom versiegte, hielt er sie von sich weg und sah ihr in die Augen. Der verlorene Blick machte ihm das Herz schwer. Er ahnte ja nicht, wie eng sich seine Tochter Nola in der kurzen Zeit angeschlossen hatte! Aber es hatte ja so kommen müssen. Mit einem Mal wurde ihm klar, daß es nicht fair gewesen war, seine Tochter jeder weiblichen Gesellschaft zu entziehen. Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag.
    »Du weißt, daß Miss Grayson uns eines Tages verlassen wird, Shannon. Sie sollte nicht für immer auf der Reinhart-Farm bleiben. Vermutlich hat sie selbst Familie und Freunde in England, die sie wiedersehen wollen. Bestimmt wird sie dort auch vermißt.«
    »Hat sie nicht, Papa. Sie hat es mir erzählt. Ich glaube, sie sollte hierherkommen, weil ich keine Mama mehr habe. Ich will nicht, daß sie weggeht. Ich gehe gern zur Schule, und ich habe Miss Grayson so lieb! Bitte, Papa, bitte, kannst du nicht Mr. Reinhart überreden, sie bei uns zu lassen?« Schluchzend warf sich das Kind an seine Brust und begann erneut zu weinen. Galen drehte sich zu Jimmy um, der sie beobachtete, selbst seine Augen waren feucht vor Rührung.
    »Miss Grayson ist nicht deine Mutter, Shannon, egal, wie sehr du sie liebst. Sie kann nicht für immer bleiben.«
    »Kann sie wohl, wenn du sie heiratest!« triumphierte Shannon und hob den Kopf. »Dann wäre sie meine Mutter. Keegan sagt, das stimmt!«
    Galen war schockiert, aber er begriff die kindliche Logik. Er mußte sie zur Vernunft bringen. Das Leben derErwachsenen war nicht so einfach, wie sie sich das vorstellte. »Ich kann Miss Grayson nicht heiraten, nur damit du eine Mutter bekommst, Shannon. Versteh das bitte. Sei ein großes Mädchen. Das wäre auch nicht nett für Miss Grayson.«
    Schuldbewußt blickte Shannon auf. »Tut mir leid, Papa.«
    »Mir tut es auch leid, Shannon. Ich weiß, daß du eine Mutter brauchst, aber fürs erste muß eine Lehrerin reichen. Miss Grayson wird immer deine Freundin sein, auch wenn sie Reinhart verläßt. Ich bin sicher, sie würde dir schreiben, wenn du sie darum bittest.«
    Shannon nickte. »Aber sie wird mir fehlen!«
    »Das weiß ich doch. Laß uns heimkehren«, schlug Galen vor und kletterte, mit Shannon im Arm, aufs Pferd. Unterwegs betete er innerlich, daß auch Miss Grayson wieder da war. Shannon wäre todunglücklich, wenn ihr irgend etwas zugestoßen war.

    Nola hatte das Gefühl, seit einer Ewigkeit unterwegs zu sein. Erst hatte sie Wirangi gesattelt und war in schnellem Galopp losgeritten. Sie wollte das Gehöft umkreisen. Sie rief Shannons Namen, bis sie heiser wurde. Schließlich verlor sie selbst die Orientierung, aber sie war nicht mehr in der Lage, vernünftig zu denken.
    Wirangi schwitzte, war erschöpft und trottete langsamer. Selbst matt geworden, aber fest entschlossen, das Kind zu finden, ließ sie sich zu Boden gleiten und suchte vergebens nach irgendwelchen Hinweisen. Eigentlich erwartete sie es nicht anders, aber vielleicht geschah ja ein Wunder.
    »Galen würde mir nie verzeihen, wenn Shannon etwaszustößt«, seufzte sie laut. »Ich würde es mir selbst nicht verzeihen.«
    Mehrere Stunden später blieb Nola stehen und blickte sich um. Das Land kam ihr mittlerweile

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