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Im Land des Eukalyptusbaums Roman

Titel: Im Land des Eukalyptusbaums Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Hände auf die Schultern. Er spürte, wie sein Sohn zitterte. Er mußte sich aus irgendeinem Grund furchtbar aufgeregt haben, ebenso wie seine Schwester. Keiner von ihnen hatte je auf eigene Faust das Anwesen verlassen.
    »Ist während meiner Abwesenheit etwas vorgefallen, Keegan?«
    Der Junge schlug die Augen nieder.
    »Du mußt es mir sagen, Junge. Es könnte mir helfen, Shannon wiederzufinden.«
    »Ich glaube, Shannon war verzweifelt, weil ... weil Mr. Reinhart wollte, daß Miss Grayson heute abreist«, erwiderte er kleinlaut.
    »Und warum? Haben sie sich gestritten?«
    »Miss Grayson brachte einen Mann her, der Wasser entdeckt hat. Sie war so glücklich, Papa. Sie wollte dir helfen. Und Mr. Reinhart war so wütend auf sie. Er wollte, daß sie verschwindet.«
    Galen erhob sich, ließ aber die Hand auf der Schulter des Jungen, und seine Gedanken schweiften zurück. Jetzt war alles klar. Es mußte Wade Dalton sein, der die Wasserader entdeckt und damit die Herde und womöglich die ganze Farm gerettet hatte. Und wenn er Gold gefunden hätte, Langford wäre nichts weniger als glücklich gewesen. Es würde ihn die Vergangenheit nicht vergessen lassen.
    Galen kehrte zur Herde zurück, um Jimmy zu holen. Als sie beim Anwesen anlangten, begann Jimmy, nach Spuren von Shannons Pony zu suchen. In kürzester Zeit wurde er fündig.
    »Mädchen da lang gegangen«, entschied er und deutete nordwärts. »Frau da lang.« Nola war nach Osten unterwegs.
    Galen erklärte Hank, in welcher Richtung er Nola verfolgen sollte, und machte sich gemeinsam mit Jimmy auf die Suche nach seiner Tochter.
    Ungefähr eine Stunde folgten Galen und Jimmy der Spur des Ponys. Jimmy schätzte, daß die Hufabdrücke acht oder neun Stunden alt waren. Shannon mußte das Anwesen noch vor Anbruch der Dämmerung verlassen haben. Diese Feststellung beunruhigte Galen erst recht. Im Dunkeln konnte ihr alles mögliche passiert sein. Vielleicht lag sie irgendwo verletzt, oder war eine Beute der Dingos geworden. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, aber die Schreckensbilder ließen sich nicht abschütteln.
    Die Spur führte schließlich an den Rand einer steilen Schlucht. Galen sah Jimmy voller Entsetzen an.
    »Pferd nicht da rüber«, wandte Jimmy ein.
    Galen befürchtete das Schlimmste. »Wenn das Pony plötzlich stehengeblieben ist, kann Shannonheruntergerutscht und dort abgestürzt sein!« Seine Wangen wurden aschfahl, und er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Pferd wär’ zur Farm zurück«, erklärte Jimmy und stieg ab. Er untersuchte den Boden, die nächsten Büsche und Zweige in der Umgebung. Galen rief mehrmals nach Shannon, bekam aber keine Antwort. Keiner der Männer wollte glauben, daß sie im Abgrund lag. Als Galen hinunterschaute, wurde ihm klar: Diesen Sturz konnte niemand überleben. Der Abhang fiel steil und steinig ab. Hinter kleinen Felsvorsprüngen wucherte Dorngestrüpp, überall loses Geröll über der bedrohlichen Tiefe. Der Gedanke, Shannon könne hinuntergefallen oder abgeglitten sein, ließ ihm das Herz stillstehen. Ohne Rücksicht auf sich selbst machte er sich zum Abstieg bereit, als Jimmy ihn aufhielt.
    »Da unten keine Pflanzen oder Zweige geknickt. Ich sehen Spur hier lang, Boss.« Er kletterte wieder auf sein Pferd. Erleichtert folgte ihm Galen, der fest entschlossen war, sich an jede Hoffnung zu klammern, daß Shannon in Sicherheit war. Die Spuren führten am Rand der Schlucht entlang und erst dort hinunter, wo ein relativ sicherer Abstieg möglich war.
    Sie folgten ihrer Spur den Abhang hinunter bis auf den Grund der Schlucht. Dort stieg Jimmy erneut vom Pferd und hielt nach Spuren Ausschau. Galen hörte nicht auf, ihren Namen zu rufen. Jimmy entdeckte Hufabdrücke und Shannons Fußspuren mitten im glatten Kies, der einst, vor Hunderten von Jahren, ein Flußbett gebildet hatte. Schließlich entdeckten sie Shannons Pony. Galen saß ab und untersuchte das Tier, das, von ein paar Kratzern abgesehen, in guter Verfassung war. Wieder rief er mehrmals nach Shannon, ohne eine Antwort zubekommen. Vor seinem geistigen Auge spielten sich die scheußlichsten Szenen ab. Shannon, von wilden Dingos weggezerrt, oder lebendig entführt von vorüberkommenden Aborigines ... Jimmy hielt angestrengt Ausschau, bis er auf neue Fußspuren stieß.
    »Hier entlang, Boss«, winkte er, die Augen noch immer an den Boden geheftet. Ein paar Schritte weiter fanden sie Shannon – eingerollt im Schutz eines kleinen Felsens, in tiefen Schlaf versunken. Ob sie

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