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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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an.
    «Über Eure Fähigkeiten, fremde Sprachen zu erlernen, werden wir uns noch unterhalten, edler Eje. Jetzt kann ich aber meine Neugier kaum mehr bezwingen, wenn Ihr von bescheidenen Geschenken sprecht. Welche Säle würde ich wohl füllen können, wenn sich mein Bruder erst einmal großzügig zeigte?»
    Ich drehte mich um, und auf meinen Wink kamen die Träger näher. Sie stellten vier Truhen aus Elfenbein, eine jede zwei Ellen breit und eine halbe Elle hoch, vor den Thron nieder. Es folgten zwei noch größere Truhen aus Ebenholz und eine Kommode, die mit feinsten Einlegearbeiten verziert war und vier Schubläden hatte. Die letzten beiden Träger brachten eine an Tragestangen befestigte Truhe, die vier Ellen lang, mehr als eine Elle hoch und zwei Ellen breit war. Diese Truhe war über und über mit Gold beschlagen und zeigte Pharao in verschiedenen Abbildungen vor Gottheiten unseres Landes. Als alle Truhen und die Kommode aufgestellt waren, gab ich einHandzeichen, und die Diener Imreschs öffneten deren Deckel gleichzeitig. Die vier Elfenbeintruhen waren bis zum Rand mit Goldkörnern gefüllt, jedes Korn so groß wie eine Olive. In den zwei Ebenholzkästen befand sich feinstes Leinen, wie es nur für Pharao angefertigt wurde, blütenweiße Bahnen ebenso wie rot und blau eingefärbte. Ich selbst zog sodann die Schubkästen der Kommode einzeln heraus und reihte sie vor König Kurigalzu auf. In den Kästen lag der erlesenste Schmuck, der sich vorstellen lässt: schwere Goldketten mit Pektoralen, Armreifen ohne Zahl, Ringe mit den seltensten Edelsteinen, Ohrgehänge und Diademe. Die große Truhe war voll gefüllt mit Stücken von Elefantenzähnen, jedes Stück zwei Ellen lang.
    «Mein Herrscher, Euer Bruder Nimuria, war der Meinung, dass es besser ist, wenn babylonische Künstler mit diesem Material Eure Götterbilder selbst anfertigen.»
    Die Sprachlosigkeit Kurigalzus war nicht zu übersehen. Mit Kinderaugen sah er auf die Schubkästen und gab mir mit dem rechten Zeigefinger zu verstehen, dass er sich den ersten näher besehen wollte. Ich nahm ihn, trat vor den Thron und kniete mich vor dem König nieder.
    «Erhebt Euch! Erhebt Euch», sagte er und fuhr fort: «Erklärt mir dies hier! Was ist das?»
    Dabei zeigte er auf ein besonders großes Pektorale.
    «Es zeigt in der Mitte den Djet-Pfeiler, unser Symbol für Dauer oder Ewigkeit. Darüber, der runde, in Gold gefasste Karneol stellt Re, den Sonnengott dar. Rechts und links seht ihr zwei Kobraschlangen mit den Kronen von Ober- und Unterägypten, und außen Isis und Nephthys mit Geierflügeln, die damit die vorgenannten Zeichen schützen. Über den Schlangen sind die Namenszüge meines Herrschers zu sehen. Links Neb-maat-Re, und rechts Amenophis.»
    Dann zeigte er auf ein weiteres Pektorale und sagte respektvoll flüsternd: «Und dies?»
    «In der Mitte seht Ihr aus Lapislazuli den Heiligen Käfer, das Zeichen für Leben oder Entstehen. Er trägt die Flügel und die Klauen des Horus-Falken, und in ihnen hält er eine Lotus- und eine Papyrusblüte, als Zeichen der Beiden Länder. Ganz außen seht Ihr wieder Schlangen, aber diesmal mit der Sonnenscheibe aus Karneol auf dem Haupt. Über dem Käfer ist eine Barke angebracht, welche das Horus-Auge, das vollkommene Auge, trägt.»
    «So wie das Schmuckstück, welches Ihr um den Hals tragt», stellte der König fest.
    «Ja, göttlicher und gnädiger Herrscher. Es ist ein Geschenk, das mir Euer Bruder Nimuria machte.»
    Kurigalzu schüttelte staunend den Kopf und erhob sich.
    «Ihr Großen von Akkad und Sumer! Mein Bruder Nimuria entsandte einen Freund zu uns und beschenkte uns reich. Wo immer Eje, der Einzige Freund meines Bruders Nimuria erscheint, er werde herzlich und freundlich empfangen und großzügig bewirtet! Heute seid Ihr und Eure Begleiter meine Gäste, edler Eje.»
    Meine Freunde und ich verneigten uns ehrfurchtsvoll und wurden sogleich von zahlreichen Fürsten Babylons umringt, die uns mit Fragen geradezu bestürmten.
    Beim anschließenden Festmahl saß man wie im Hause Fürst Imreschs auf Kissen am Boden, die Speisen wurden von Dienern herumgereicht. Acha und mir wurde die Ehre zuteil, gemeinsam mit Fürst Imresch bei König Kurigalzu und zwei seiner höchsten Beamten zu sitzen. Irgendwo aus dem Hintergrund drang leise und zurückhaltende Harfenmusik zu uns. Im ganzen Saal war nicht ein einziges Mädchen, nicht eine Frau anwesend. Acha und ich hielten uns nicht nur an diesem Abend mit Wein stark zurück,

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