Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
Augenwinkeln heraus erkannte ich schemenhaft das Gesicht Perisades. Ich versuchte zu sprechen, aber es gelang mir nicht. Perisade legte den Zeigefinger an den Mund, und erst jetzt spürte ich, dass sie meine rechte Hand zwischen ihren Händen hielt. Ich schlief wieder ein.
    Es waren drei volle Tage und Nächte vergangen, ehe ich wieder erwachte, und wieder saß Perisade bei mir, und wieder hielt sie meine Hand. Jetzt konnte ich wenigstens sprechen.
    «Was ist geschehen, Perisade?», fragte ich mit schwacher Stimme.
    «Du hattest Fieber, Eje, weiter nichts. Nur ein schlimmes Fieber.»
    Perisade langte neben sich und ergriff ein Gefäß, das aussah wie eine kleine Gießkanne. Sie hielt mir den Schnabel des Gefäßes an den Mund und ließ mich trinken. Es war ein warmerKräutertrank, der so ekelerregend schmeckte, dass Seth damit Osiris zum zweiten Mal hätte umbringen können.
    «Ich weiß», flüsterte Perisade. «Es gibt Köstlicheres, aber wenn du gesund werden willst, bleibt dir nichts anderes übrig.»
    Ich wollte gesund werden, allein um dieses Gebräu nicht mehr trinken zu müssen, also trank ich. Perisade sah mich mit ihren großen dunkelbraunen Augen an, lächelte und streichelte mir schnell und heimlich mit dem Rücken ihrer rechten Hand über meine unrasierten Wangen. Dann erschien Imresch in meinem Zimmer.
    «Bleib sitzen!», sagte er zu Perisade, sie aber stand auf und huschte aus dem Raum.
    «Sie wird jetzt erst einmal schlafen wollen», sagte Imresch leise.
    «Ist sie etwa auch krank», wollte ich wissen.
    «Nein, mein Freund, aber sie ließ es sich nicht nehmen, drei volle Nächte hindurch an deinem Bett zu wachen, ohne ihre täglichen Arbeiten zu vernachlässigen.»
    «Habe ich so lange geschlafen, Imresch?»
    «Ja. Und wir haben uns große Sorgen um dich gemacht. König Kurigalzu schickte sogar seinen Leibarzt hierher, als er von deiner Krankheit erfuhr. Am meisten aber sorgte sich Perisade. Ich lasse dich jetzt wieder schlafen. Du bist noch lange nicht gesund. Senu und Marbiti werden sich um dich kümmern.»
    Mehr im Halbschlaf dämmerte ich vor mich hin und versuchte, an Perisade zu denken. Am späten Nachmittag fühlte ich mich kräftig genug, sodass ich erst ein warmes Bad nahm und mich von Marbiti rasieren ließ, danach aß ich ein großes Stück Brot und trank dazu etwas Wein. Ich ließ Senu einen bequemen Sessel in den Garten unter eine Sykomore stellen und las mir den ersten Brief durch, den ich nun endlich von Amenophis erhalten hatte.
    Er bedankte sich zunächst für meine Nachrichten und teilte mir dann mit, dass er mit einem großen Aufgebot in die Oase Fajum aufgebrochen sei, um dort Wildstiere zu jagen. Von Bürgermeister Sobekhotep habe er die Mitteilung erhalten, dass ein außergewöhnlich großes Rudel Wildstiere in den Sümpfen stehe. Er wünschte mir weiter einen schönen Aufenthalt. Die letzte Zeile unseres verabredeten Gedichtes brachte er ebenfalls unter, indem er schrieb: «Ich fragte Rena, deine nubische Dienerin, ob sie nicht in meine Dienste treten wolle. Aber sie ging von mir vor sieben Tagen!»
    Welch herrlicher Unsinn!
    Nachdem ich Nimurias Brief gelesen hatte und gerade im Begriff war, ihm zu antworten, kam Perisade zu mir in den Garten. Sie war sichtbar erleichtert, dass es mir endlich besser ging.
    «Ich möchte mich bei dir bedanken, Perisade. Dein Vater sagte mir, du hättest fast die ganze Zeit meiner Krankheit bei mir gewacht!»
    «Es ist nicht der Rede wert, Eje. Ich habe das gerne getan.»
    Sie setzte sich neben mich auf den Boden und sah mich mit großen Augen an.
    «Wie gut kannst du ägyptisch schreiben?», wollte ich von ihr wissen.
    «Ich denke, so gut, wie ich es spreche», antwortete sie mir selbstsicher.
    «Wenn du es möchtest, kannst du deinen ersten Brief an Pharao Amenophis schreiben.»
    Ohne zu zögern willigte sie ein. Ich berichtete Ameni nur am Rande von meiner Erkrankung, und diktierte unter anderem: «Perisade flößte mir einen entsetzlichen Kräutertrank ein. Aber besser als alle Mittel ist mir die Geliebte.»
    Perisade stockte und sah zu mir auf. Unsere Blicke trafen sich, und während wir uns ansahen, überlegte ich, ob ich ihrvon der Absprache zwischen Ameni und mir erzählen sollte. Dann sagte ich nur: «Es würde mich freuen, wenn du das jetzt schreiben würdest.»
    Zuletzt ließ ich Ameni natürlich mitteilen, dass Perisade es war, die diesen Brief geschrieben hatte, und versicherte ihm, mich bald wieder zu melden.
    Während der folgenden

Weitere Kostenlose Bücher