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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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auch nur ein Wort darüber gesprochen hätte, wäre anschließend nichts passiert. Ihr hättet mir mein Vorhaben derart gründlich zerredet, dass die Priester am Schluss nicht einen Deben ärmer geworden wären. Und was Euren zweiten Hinweis betrifft: Bis zum heutigen Tag waren die Priester gefährlich, Juja, sie
waren
es! Ich werde durch die Tempelbauten ihre Schatzhäuser derart gründlich leeren, dass sie ein für allemal auf die Gunst Pharaos angewiesen sein werden. Noch werden die Beiden Länder von Pharao regiert, und nicht von Ramose oder irgendeinem anderen Priester! Daran wird sich, zumindest solange ich regiere, nichts ändern.»
    «Dennoch, Amenophis.» Nun begann die Große königliche Gemahlin Mutemwia zu sprechen. «Juja hat Recht. In welch unangenehme Situation hätten wir kommen können, hätte Ramose unsere Unkenntnis geahnt und uns gegeneinander ausgespielt.»
    «Mutter, ich verstehe, dass Ihr Euch übergangen fühlt. Aber im Gegensatz zum unverschämten Benehmen der Priester habt Ihr Haltung bewahrt, sodass gar nichts passieren konnte. Und ich sage nochmals, und nehmt mir das bitte nicht übel: Ihr hättet mir mein Vorhaben zerredet.»
    «Es stimmt, was Pharao sagt», gab Ptahmose kleinlaut bei und zog sich dabei sein langes weißes Hemd, die Amtstracht des Wesirs, über seine schwabbelige Brust bis unter die Achseln. «Wenn Ihr mir aber einen Rat erlaubt, Nimuria?»
    «Bitte Ptahmose. Hier braucht sich niemand zurückzuhalten!»
    «Tretet nicht zu fest zu! Nehmt ihnen so viel weg, wie Ihrkönnt. Aber lasst ihnen ihre Würde! Es könnte sich sonst eines Tages rächen. Amun ist Reichsgott, und Ihr nennt ihn zu Recht Euren Vater. Demütigt deswegen seine Diener nicht zu sehr. Das könnte für andere ein schlechtes Vorbild sein und sich irgendwann ins Gegenteil verkehren.»
    «Ich werde Euren Rat beherzigen, Ptahmose», gab Amenophis nach.
    Damals ahnte niemand, wie Recht Ptahmose behalten sollte.
    Amenophis, Sohn des Hapu, wurde bereits am folgenden Tag zum Thronrat einbestellt. Dort wurde vereinbart, dass in jeder Woche vier Besprechungen ausschließlich den Bauvorhaben Seiner Majestät gewidmet sind und dass einmal in jeder Woche auch Ramose, der Oberste Priester des Amun, daran teilnahm. An den folgenden Tagen fand nach jeder Besprechung eine sorgfältige Begehung des Tempelgeländes von Ipet-sut statt, damit der Baumeister beziehungsweise seine Gehilfen den Gebäudebestand genau erfassen konnten und damit sich Nimuria konkrete Vorstellungen über das Ausmaß der Bauvorhaben machen konnte.
     
    An diesen Begehungen nahm ich nicht teil, da mich meine eigenen Arbeiten zu sehr in Anspruch nahmen. Den Vorsteher der Kornspeicher hatte ich zwischenzeitlich ebenfalls kennen gelernt. Er hieß Sethi und machte auf mich erwartungsgemäß den gleichen schlechten Eindruck wie der Bürgermeister und der Grabenmeister. Da der Tempelschatz des Amun nicht alleine aus Schenkungen bestand, sondern im wesentlichen in den Domänen erwirtschaftet wurde, ersuchte ich um eine Audienz bei deren Verwalter. Er hieß Tahuti.
    Ich hatte einen mehr als ungünstigen Zeitpunkt gewählt, denn das Misstrauen aller Diener des Amun saß seit der Audienz bei Nimuria, die erst wenige Tage zurücklag, sehr tief.
    Tahuti war fünfunddreißig Jahre alt und eine sehr schlanke,ja hagere, gepflegte Erscheinung. Er war sehr wortkarg, aber was er sagte, war wohl überlegt. Er erinnerte mich darin an meinen Vater. Da ich Tahuti gegenüber von Anfang an größten Respekt bezeugte und nicht im Mindesten meine Beziehung zu Pharao hervorhob, vertraute er mir sehr bald.
    Voller Stolz zeigte er mir die von ihm verwalteten Ländereien. Die Felder waren exakt ausgemessen, und nicht eine Arure Land wurde verschenkt. Die Wassergräben waren gepflegt und sauber, sodass bei Beginn der Überschwemmungszeit die Bewässerung eines jeden Feldes gewährleistet war. Die Brunnen und die Hebeanlagen, mit welchen das Wasser auf die höher gelegenen Felder geleitet wurde, befanden sich in einem ebenso tadellosen Zustand wie die Pflüge, Stallungen, Dreschplätze und die Unterkünfte der Arbeiter. Hier wurde Großes geleistet.
    Durch unsere langen Gespräche erlangte Tahuti schnell die Gewissheit, dass ich trotz meiner Jugend viel von meinem Aufgabenbereich verstand und dass ich es mit meiner Absicht, nur den Reichtum Pharaos und des Landes zu mehren und nicht meinen persönlichen, ernst nahm.
    «Ich bin sehr auf deine Hilfe angewiesen, Tahuti», begann ich eines

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