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Im Land des Falkengottes. Amenophis

Im Land des Falkengottes. Amenophis

Titel: Im Land des Falkengottes. Amenophis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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bin mir aber sicher, dass die Priester dort ihren letzten Deben Gold hergäben, machte ich ihnen dasselbe Angebot wie Euch!»
    Deutlicher konnte Pharao nicht mehr werden, und die Priester hatten verstanden, sie zögerten aber noch.
    «Amenophis, Sohn des Hapu, du wirst deine Heimatstadt wohl verlassen müssen. Ihr Großen meines Reiches, ihr Edlen von Ober- und Unterägypten seid Zeugen meines Versprechens, das ich hier meinem Vater Amun gab. Ihn zu ehren ist Aufgabe aller Menschen in diesem Land, angefangen bei Meiner Majestät, bis hin zum letzten Sklaven. Alleine die Diener des Amun selbst, um deren Reichtümer jeder weiß, sind nicht bereit, ihr Teil dazu beizutragen.»
    Wieder breitete sich unter der Priesterschaft des Amun Unruhe aus. Schließlich tat der Erste Sehende Ramose einige Schritte nach vorne und rief: «Haltet ein, Nimuria! Wir werden auf dein ungewöhnliches Verlangen eingehen!»
    «Was ist daran ungewöhnlich, Ramose?», unterbrach ihn Pharao.
    «Noch nie mussten die Priester den Schatz ihrer Götter opfern, um sich an Tempelbauten zu beteiligen», setzte Ramose nach.
    «Euren Tempelschatz opfert Ihr nicht mir, sondern Amun, merke dir das, Ramose! Und außergewöhnliche Vorhaben bedürfen außerordentlicher Mittel. Noch könnt Ihr Nein sagen, Ramose.»
    «Wir haben uns bereits entschieden, Nimuria. Es geschehe, wie Eure Majestät beschlossen hat!»
    Amenophis hieß den königlichen Schreiber vor den Thron kommen.
    «So werde es geschrieben: Meine Majestät, der König von Ober- und Unterägypten, er lebe, sei heil und gesund, Sohn des Re, gezeugt von seinem Vater Amun, Neb-maat-Re, Herrscher von Waset, Amenophis, beschließt, seinem Vater Amun, geliebt von seinem Sohn, ein Heiligtum zu errichten in Ipet-sut, seiner geliebten Stadt, und sein Heiligtum zu vergrößern. Mit freudigem Herzen nehmen daran die Priester des Amun mit der Hälfte des gesamten Aufwandes teil, nachdem die Schatzhäuser Seiner Majestät und die Schatzhäuser des Amun besichtigt und bewertet wurden. So geschehe es, und so werde es geschrieben.»
    Die Anordnung Nimurias, auch die Schatzhäuser Amuns zu besichtigen, war eine weitere Erniedrigung seiner Priester und führte erneut zu Unruhe unter ihnen. Noch nie hatte außer den Priestern selbst je ein Auge den Schatz des Amun gesehen. Pharaos Befehl war aber nicht mehr zu verhindern.
    «Meine Majestät ist erfüllt von großer Freude. Meine Majestät wird mit Ramose, dem Obersten Priester meines Vaters Amun, meinem Baumeister Amenophis, Sohn des Hapu, und mit Eje, dem Einzigen Freund meiner Majestät, noch viele Stunden verbringen, um das zu vollenden, was wir heute gelobt haben. Begeben wir uns deswegen jetzt zum Heiligtum meines Vaters Amun, um ihn zu loben und zu opfern!»
    Amenophis’ Triumph war vollkommen.
     
    In großer Prozession zog Pharao in seiner goldenen Sänfte, gefolgt vom gesamten Hofstaat, den Priestern des Amun und der Hathor, eskortiert von der königlichen Leibgarde vom Palast zur Tempelanlage von Ipet-sut. Unter Anleitung Pharaos wurden zahllose Brote, Bier, Gemüse, Gänse und Schafe geopfert, Weihrauch verbrannt und Lobgesänge angestimmt. Der Lobpreis Amuns dauerte bis in die frühen Abendstunden. Das Opfer seines vollkommenen Sohnes Amenophis hat Amun sicher mehr als zufrieden gestimmt.
    Nachdem sich die Priester am Großen Tor der Tempelanlage von Nimuria verabschiedet hatten und der Hofstaat in den Palast zurückgekehrt war, versammelte sich der engste Kreis um Pharao nochmals in dessen Arbeitszimmer. Mit großer Spannung wartete ich darauf, wie Amenis Handstreich gegen die Priester des Amun gewertet werden würde. Während Pharao von den Leibdienern seiner königlichen Insignien und der Perücke entledigt wurde, ergriff erwartungsgemäß mein Vater als erster das Wort:
    «Ich beglückwünsche Euch zu Eurem großen Erfolg, mein Herrscher! Was Euch heute gelungen ist, haben Eure Vorgänger selbst nach zehnjähriger Herrschaft nicht einmal zu denken gewagt. Erlaubt Ihr mir aber dennoch ein Wort der Kritik?»
    «Nur zu, Juja! Heute könnt Ihr mir alles sagen, ohne mir meine Stimmung zu verderben!»
    Amenophis fuhr sich mit der Hand durch das verschwitzte Haar und strahlte in die Runde.
    «Hättet Ihr nicht wenigstens mit Eurer Mutter oder mit mir vorher über Euren kühnen Plan sprechen können? Wisst Ihr eigentlich, wie gefährlich das war, was Ihr heute tatet?»
    «Verehrter Juja», begann nun Ameni. «Wenn ich vorher mit meiner Mutter oder mit Euch

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