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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Verlängerung der Mittellinie, dort, wo heute unser Lager liegt, werde ich ihm einen Tempel errichten, und seine Strahlen werden dort zuerst das Angesicht meine Abbildes berühren. An den Endpunkten der Linien, die ich hier eingezeichnet habe, werde ich zu Ehren Atons Stelen errichten und auf ihnen meinem Gott die Stadt weihen. Alles, was er von hier aus mit seinen Strahlen berührt hat, sei ihm geweiht, es soll ihm für immer gehören. Merke Dir was ich sage, denn ich will für alle Zeit daran gebunden sein, Eje!»
    Nach einer Weile des Schweigens aßen und tranken wir. Danach wurde Echnaton ungewöhnlich fröhlich und begann in einem geradezu kindlichen Eifer, von seiner Stadt zu sprechen.
    «Dort», und dabei zeigte er in nordwestliche Richtung, «dort werde ich meinen Wohnpalast errichten. Neben dem Gempa-Aton erbaue ich einen zweiten Palast und weiter südlich einen weiteren, kleineren Tempel. Westlich dieses Tempels errichte ich den großen Stadtpalast mit zwei Anlegestellen, die weit in den Nil hineinreichen werden. Im Stadtpalast werden die Beratungen stattfinden, dort werden auch die Gesandten empfangen. Von Norden nach Süden wird eine breite Prachtstrasse die Stadt durchqueren, auf welcher Nofretete und ich jeden Morgen in den großen Tempel Atons und in den Stadtpalast ziehen werden. Im Süden errichte ich eine Wohnstadt für die Großen des Landes. Auch du wirst dort deinen Palast erhalten, Eje.»
    Immer wieder zeigte er irgendwohin und erklärte mir, was erdort zu bauen gedachte. Es schien mir, als hätte er die vollständigen Pläne Achet-Atons bereits genau vor Augen.
    Erst am späten Nachmittag, als die Sonne schon über der westlichen Wüste stand und ein angenehm kühler Nordwind einsetzte, stiegen wir hinab und erreichten kurz vor Einbruch der Dunkelheit unser Lager.
    Wir blieben noch zwei weitere Tage an dem Ort, der jetzt Achet-Aton hieß. Echnaton befahl seinen Schreibern, Pläne anzufertigen, die den genauen Lauf des Flusses wiedergaben, die Lage der Berge und der Quellen, die ihnen entsprangen.
    Am folgenden Tag unternahmen wir einen Marsch nach Norden zu der Stelle, wo die Berge bis fast an den Fluss heranreichen. Hier sollte einmal eine in den Fels gehauene Stele den nördlichsten Grenzpunkt markieren. Tags darauf zogen wir nach Süden, wo Echnaton direkt am Fluss die Stelle festlegte, welche die südliche Grenze bilden sollte.
    Ich war mir sicher, dass es Pharaos Wunsch war, Achet-Aton gar nicht mehr zu verlassen. Gern wäre er geblieben, um in eigener Person die Heerscharen von Arbeitern zu empfangen und sie an Ort und Stelle in ihre Arbeiten einzuweisen.
    Am fünften Tag verließen wir die Stätte, die jetzt Aton geweiht war, und segelten weiter nach Norden.
    Echnaton saß unter dem Sonnensegel am Bug des Schiffes und sah in die Ferne. Er sah aber nicht auf den Fluss und die Landschaft, die ihn säumte, oder auf die Menschen und Tiere, die hier lebten. Vielmehr sah er in eine nicht mehr ferne Zukunft, und in seiner Vorstellung fügte er eins zum anderen, plante, vergab Ämter und Posten, setzte Priester ein und verkündete seinem Volk, dass Aton der Größte unter allen Göttern des Landes war.
    Noch am selben Abend erreichten wir die Stadt Chmenu, die am westlichen Ufer des Nils lag. Sie war die Hauptstadt des Hasen-Gaues, des fünfzehnten oberägyptischen Gaues. Hier stand seit alter Zeit ein Tempel für Thot, den Gott der Schreiberund Gelehrten, für den Nimuria Paviane aus Granit gestiftet hatte. Südlich der Stadt lagen Sandsteinbrüche, und noch weiter südöstlich davon die bedeutendsten Alabasterbrüche der Beiden Länder. Echnaton befahl dem Bürgermeister, die Fördermenge zu verdoppeln und alles Material an einem eigens einzurichtenden Platz am Fluss zu lagern, bis es von ihm abgerufen wurde.
    Auf unserer Fahrt nach Norden hielt Echnaton an jedem Steinbruch und befahl auch dort ihren Vorstehern, die Fördermengen zu erhöhen. Vor allem die Sandsteinbrüche in Tura, nahe Men-nefer, sollten wieder Unmengen der Talatatblöcke, wie sie bereits im Gempa-Aton verwendet wurden, bereitstellen.
     
    Wir trafen den alten Priester Merire im Innenhof seines bescheidenen Palastes. Es war der angenehmste Platz zu dieser heißen Jahreszeit.
    «Wie schafft Ihr es, dass es in diesem Raum so erträglich ist, Merire?», fragte Echnaton den Weisen gleich nach einer herzlichen Begrüßung.
    «Nicht nur die Außenmauern, sondern auch die Innenwände meines Hauses sind außergewöhnlich stark und

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