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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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dass sie sich offenbar in einem sehr bedrohlichen Zustand befand.
    «Ipu», rief ich laut, «Ipu! Schnell, lauf und hole einen Arzt!»
    Ipu hatte kurz seinen Kopf in das Zimmer gesteckt und sofort begriffen, was geschehen war, denn ohne ein Wort zu verlieren, verschwand er wieder, und ich hörte an seinen Schritten, wie sehr er sich eilte. Ti hatte sich jetzt zur Seite gelegt und stöhnte mehr und mehr, bis sie schließlich erbrach. Ich wischte sie mit ihrem Tuch notdürftig ab, legte sie auf das Bett und schob ihr vorsichtig ein Kissen unter den Kopf. Immer wieder wischte ich ihr den Schweiß von der kalten Stirn und flüsterte dabei ängstlich und leise: «Was hast du, Ti? Hörst du mich? Hörst du mich, Ti? Sag doch endlich etwas!»
    Aber ich bekam keine Antwort. Ihr Atem beruhigte sich allmählich, und es schien, als wäre sie eingeschlafen. Wenn nur Mutnedjemet hier gewesen wäre! Es hatte aber keinen Sinn, nach ihr zu rufen, denn wie so oft war sie bei Nafteta und den Kindern im Nordpalast. Endlich hörte ich die Stimme Ipus und eines Fremden, und wenige Augenblicke später stand mein Diener mit einem mir unbekannten jungen Arzt im Zimmer. Dieser verneigte sich kurz vor mir, stellte sich mit unsicherer Stimme als Ramessu vor und saß sogleich neben Ti auf der Bettkante. Mit der Linken fühlte er unauffällig den Puls, während der Zeigefinger seiner Rechten vorsichtig erst das eine, dann das andere Augenlid der Kranken hochhob.
    «Wie heißt Eure Frau, mein Herr?», fragte er mich schüchtern. Ich sagte es ihm.
    «Erschreckt jetzt nicht, wenn ich laut werde. Aber ich muss versuchen, sie aus ihrem Schlaf zurückzuholen.» Ich nickte zustimmend.
    «Ti», brüllte er jetzt laut los. «Ti! Wach auf Ti! Hörst du! Wach auf, sage ich!»
    Er umfasste dabei ihre Schultern und rüttelte sie. Dann schlug er zwei-, dreimal mit der flachen Hand gegen ihre Wangen und brüllte wieder: «Wach auf Ti! Du musst aufwachen!»
    Jetzt wurde ihr Atem wieder etwas heftiger, und plötzlich öffnete sie tatsächlich ein wenig die Augen. Unsicher blickte sie um sich, und ich war mir nicht sicher, ob sie überhaupt etwas erkannte.
    «Kannst du mich sehen?», fragte der Arzt jetzt mit ruhigerer, aber fester Stimme.
    «Ti! Kannst du mich sehen?»
    Er ließ seine rechte Hand ein paar Mal vor Tis Gesicht hin und her wandern, doch ihre Augen folgten den Bewegungen nicht. Dafür rührten sich jetzt ein wenig ihre Lippen. Meine Augen ließen nicht für einen Wimpernschlag von Ti ab, hoffte ich doch, dass sie wieder aus ihrem tiefen Schlaf zurückkehrte. Ich setzte mich schnell auf die andere Seite des Bettes und ergriff ihre Hand, um sie nicht wieder loszulassen, bis Ti erwachte. Wieder bewegte sie die Lippen, und ich hörte, wie sie leise, ganz leise meinen Namen hauchte. Der junge Arzt sah mich mit hoffnungsvollem Blick an und nickte mir auffordernd zu, und so begann ich jetzt, mit Ti zu sprechen: «Es wird alles gut werden, Ti. Hörst du! Es wird alles gut werden!»
    Tränen der Freude und der Hoffnung rannen jetzt über meine Wangen, und immer heftiger streichelte ich ihre Hand, als wollte ich dadurch ihr Erwachen beschleunigen. Aber Ti schwieg. Ihre Lippen bewegten sich nicht mehr, und ihre Augen blickten starr und matt ins Leere. Ramessu, der junge Arzt, bisssich auf die Lippen, als er mich ansah, und schüttelte zweimal leicht den Kopf. Mit einer unauffälligen Handbewegung strich er über Tis Gesicht und schloss ihr so die Lider. Dann legte er die rechte Hand der Toten vorsichtig auf das Bett und erhob sich.
    Mit gesenktem Kopf sagte er: «Es tut mir Leid, Herr. Ich konnte Eurer Frau nicht mehr helfen.»
     
    Erst jetzt begriff ich, was in diesen wenigen Augenblicken geschehen war.
    «Wartet beide unten auf mich», sagte ich langsam, und ich merkte, wie schwer meine Zunge, wie zugeschnürt meine Kehle war. Dann sank ich neben Ti auf das Bett nieder, legte meinen Arm um ihren Oberkörper und begann fürchterlich zu weinen. Ich weinte um die Frau, mit der ich zwanzig Jahre verheiratet war, die meine große Tochter aufgezogen und mir eine zweite Tochter geschenkt hatte. Ich weinte um die schönen Stunden mit ihr, und ich weinte um das, was ich ihr Böses angetan hatte. Am meisten aber weinte ich um mich selbst, weil ich jetzt wieder allein war. So schrecklich allein. Ich wusste nur zu gut, welche Leere wieder auf mich zukommen würde. Jetzt sah ich auch die alten Bilder wieder: Als Merit nach der Geburt Naftetas so schnell starb, all das

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