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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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ich mit meiner traurigen Geschichte geendet hatte, unterbrach er mich beinahe im Satz und begann, mir in allen Einzelheiten von der bevorstehenden Heirat Nimurias mit Taduchepa, der Prinzessin aus Mitanni, zu erzählen. Er berichtete von den ersten Briefen, in welchen sich Amenophis eher beiläufig erkundigt hatte, wie es denn um die Töchter seines Freundes Tuschratta stünde, davon, dass die Fragen Amenis immer bestimmter wurden, er ihn über Alter, Aussehen und Heiratsfähigkeit der Töchter ausfragte und letztlich unverhohlen darum bat, dass man ihm Taduchepa schickte, damit er sie zur Frau nahm.
    Er erzählte mir, dass sich Tuschratta anfangs sehr geziert und immer wieder von der Heirat abgelenkt hätte, indem er sich nach dem Verbleib und dem Wohlergehen seiner Schwester Giluchepa erkundigte und sich beklagte, dass sie nicht den Platz einnahm, der ihr zukomme. Aber Nimuria hätte ihn immer wieder beruhigt und ihm versichert, dass es um Giluchepa zum Besten stünde, er sich aber zur Freude seines alt und leidend gewordenen Herzens eine junge Frau wünschte, kostete es ihn, was eswolle. Aber Tuschratta sei nicht so habgierig gewesen, wie vor vielen Jahren der Babylonier, der sich stets darüber beklagte, dass er zu wenig bekommen hätte und der immer öfter und lauter nach noch mehr ägyptischem Gold rief. Tuschratta würden andere Sorgen plagen: Sie säßen im Nordosten seines Landes und trugen den Namen Hattuscha. Immer wieder würden die Hethiter nach Süden und nach Osten vordringen und all die Könige und Fürsten bedrängen, die mit Ägypten im Bunde standen, und es wäre nicht zu übersehen, dass sie in ihrem Machtstreben selbst vor dem mächtigen Mitanni, dem engsten Verbündeten Ägyptens, nicht zurückschreckten. Nicht um Gold ginge es Tuschratta, sondern um Schutz, um die starke Hand Pharaos.
    «Erinnerst du dich noch an Kelija, den Gesandten König Sutarnas?», fragte mich Acha, kurz bevor wir mein Haus erreicht hatten.
    «Wenn du jenen Kelija meinst, der mich vor vielen Jahren im Fajum aufsuchte, als ich mich nach dem Tode Merits dorthin geflüchtet hatte – an ihn erinnere ich mich noch, gewiss.»
    «Er ist jetzt wieder der Verbindungsmann zwischen beiden Höfen», fuhr Acha mit großen Augen fort.
    «Aber das liegt doch dreißig Jahre zurück, und Kelija war damals etwa vierzig Jahre alt. Lebt er wirklich noch?»
    «Und wie er lebt! Du wirst ihn ja sehen. Er ist kräftiger geworden» – dabei deutete Acha mit den Armen einen recht stattlichen Bauch an – «und hat kaum mehr Haare. Nein, es ist nicht ganz richtig. Die Mitte seines Kopfes ist kahl, aber außen herum trägt er einen Kranz langer, dünner Haare. Eigentlich sind sie völlig ergraut, aber er lässt sie regelmäßig mit Henna zartrot einfärben, um sich etwas jünger zu machen, als er wirklich ist.»
    Achas Schmunzeln wirkte überlegen.
    «O Acha», dachte ich bei mir, «wenn du wüsstest, wie lange ich mir schon alle Mühe gebe, um die Zahl meiner grauen Haare in Grenzen zu halten!»
    Wie hilfreich war doch der Saft aus den Schalen unreiferBaumnüsse! «Egoz» nannte man diese Bäume bei den Hebräern. Dann sah ich kurz Acha an und war mir sicher, dass auch seine Haare schon einmal grauer gewesen waren als heute. Vor meiner Gartenterrasse entstiegen wir der Sänfte. Endlich war ich wieder zu Hause.
     
    Ja, Waset war mein wirkliches Zuhause.
    Wie leer die Zimmer meines Palastes jetzt waren; wie verlassen und wie unnötig groß sie mir schienen, obwohl nur wenige vertraute Möbelstücke fehlten. Da stand noch ein Ebenholzkasten, der eine von Tis Perücken barg, die sie zurückgelassen hatte, ein Alabastertöpfchen mit wohlriechendem Hautöl, ein paar Kämme, eine Dose mit Haarnadeln, ein Spiegel, der ihr nie gefallen hatte. Nutzlos standen all diese Sachen jetzt herum; nutzlos und verloren, wie ich selbst. An dieses Zuhause musste ich mich offensichtlich erst wieder gewöhnen.
    Obwohl mich nichts zur Eile mahnte, beschloss ich in diesem Augenblick, in den nächsten Tagen alle Sachen, die Ti gehört hatten, wegräumen zu lassen. Ich war dreiundfünfzig Jahre alt und würde gewiss nicht mehr heiraten. Sicher sollten mich einige Stücke immer an Ti erinnern, aber diejenigen Möbel, die mir mein Alleinsein besonders deutlich vor Augen stellten, mussten weichen.
    Ich schickte einen Schreiber zum Palast der leuchtenden Sonne, damit er dem Palastvorsteher und dieser seinem Herrscher für den Abend mein Kommen meldete. Bis dahin besuchte ich

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