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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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einmal Achet-Aton besucht», sagte ich zu ihr, als wir den Tempel wieder verließen. «Eine ganze Stadt, der Tempel, alle Paläste und Amtsgebäude sind in der Art errichtet, wie Ihr es hier seht.»
    Kija spitzte etwas die Lippen, legte ihre Stirn in schmale Faltenund machte große Augen. «Das muss mir aber nicht alles gefallen?»
    Ich lächelte sie verständnisvoll an und hob dabei zwei-, dreimal die Schultern. Ich war mir jetzt selbst nicht sicher, ob mir das alles gefiel. Aber das war es nicht, was mich jetzt beschäftigte. Es war vielmehr die Offenheit dieser jungen Frau, die Selbstsicherheit, die sie ungehemmt zeigte.
    Der Rückweg zum Fluss führte uns auf der Sphingenallee Nimurias zwischen all den üppig wuchernden Bäumen und Sträuchern hindurch, vorbei an blumenübersäten Beeten, deren Duft dazu verleitete, die Augen zu schließen und die schönsten Träume zu träumen. Im Hafen bestiegen wir eine Barke und fuhren langsam, nur getrieben vom angenehm kühlen Nordwind, an der Stadt vorbei in Richtung Süden. Wir ließen das Heiligtum des südlichen Ipet-sut, den schönsten Tempel Amenis, links liegen, überquerten den Fluss, um sodann am westlichen Ufer die Wagen zu besteigen, die im Glanz der Nachmittagssonne auf uns warteten.
    «Wenn Ihr mir versprecht, Euren Begleiter nicht wieder vom Wagen zu stoßen, zeige ich Euch mehr von Waset.»
    Zu gern wäre ich selbst auf den Wagen Kijas gestiegen, um sie ansehen zu können, ihr nahe zu sein, um dem Zauber ihrer unruhigen Augen zu erliegen. Aber es durfte einfach nicht sein.
    Während wir im wohltuenden Schatten des westlichen Gebirges zum Palast der leuchtenden Sonne zurückfuhren, sah sie unentwegt hinüber auf die Stadt, die jetzt in einer Flut rotgoldenen Sonnenlichts zu ertrinken schien, und ich sah in ihr Gesicht, das mich so sehr anzog.
     
    Ich hörte genau hin, wenn man sich jetzt unterhielt, im Palast, in den königlichen Werkstätten, in den Stallungen Pharaos, überall. Ich hörte sehr genau hin, doch nirgendwo vernahm ich ein noch so leise geflüstertes lästerliches Wort, ein Wort der Missachtung oder des Spotts über meine Begegnung mit Kija.Was ich auch in diesen Tagen tat, ich dachte unentwegt an sie. Ich wollte sie einfach nur wieder sehen, sie hören, bei ihr sein. Vier Tage ließ ich vergehen, ehe ich sie wieder einlud, mit mir die Herrlichkeit der Stadt zu bestaunen.
    Endlich überquerten wir den Fluss und gelangten zum südlichen Heiligtum von Ipet-sut, dem schönsten und prächtigsten Tempel, der je in Ägypten errichtet worden war. Ich erzählte Kija vom Opetfest, der Feier der jährlichen Vermählung Amuns mit Hathor, deren beider Statuen hier zusammengeführt wurden, damit Ägypten Jahr für Jahr mit der Liebe dieses Götterpaares gesegnet wurde. Unser Weg führte uns in das Innere der Stadt, auf ihre großen Märkte, wo sich Tausende Menschen tummelten, wo Händler und Käufer gleichermaßen schrien, als ginge es um ihr Leben und nicht nur um einen Tonkrug, ein Stück Leinen oder eine Hand voll Oliven. Obwohl der Offizier, der den Sänften der Frauen voranschritt, immer wieder rief: «Macht Platz der königlichen Gemahlin Kija und dem Gottesvater Eje», und obwohl alle die königliche Standarte sahen, wurde uns meist nur zögerlich, fast widerwillig Platz gemacht, war doch den Menschen das eigene Vorwärtskommen in diesem Gedränge wichtiger als alles andere. Ich war froh, als wir diesem Getümmel, das einem tosenden Meer glich, wieder entkamen.
    Während ich neben Kijas Sänfte herging, sprachen wir von dem Leben und der Arbeit der einfachen Menschen, und Kija ließ keinen Zweifel daran, dass ihr deren Schicksal mehr am Herzen lag, als das aller Beamten und Würdenträger Pharaos zusammen. Ihre Bemerkungen über Ungerechtigkeiten in der Behandlung des einfachen Volkes – und dabei nahm sie ihr eigens Volk nicht aus – erstaunten mich und bereiteten mir zugleich ein wenig Sorge. Jeder Zweifel an der gerechten Behandlung der Untertanen war ein Zweifel an der Gerechtigkeit Pharaos selbst, war ein Zweifel daran, dass Maat gewahrt wurde. Schließlich erreichten wir den Fluss.
    «Möchtet Ihr einmal den Ausblick von dort oben genießen?»,fragte ich sie, während wir übersetzten, und dabei zeigte ich auf jenen Teil des Gebirges, das hinter dem Totentempel von Pharao Hatschepsut emporragte. Ihre fröhlichen Augen huschten aufgeregt über mein Gesicht und, als sollte niemand ihre Zustimmung hören, nickte sie nur schnell zweimal mit dem

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