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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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fülliges Haar, auch wenn ich meine Umgebung über seine wahre Farbe täuschte. Nur diese verzeihliche Eitelkeit gönnte ich mir stets aufs Neue.
    Doch für wen sollte ich jetzt noch eitel sein? Ich brauchte keinealte Frau um mich, nur um der Einsamkeit zu entfliehen. Freilich, Witwen angemessenen Standes gab es in Waset und wohl auch in Achet-Aton genug. Bestimmt waren sie unerträglich! Unerträglich habgierig, unerträglich besserwisserisch und vor allem – nein, unerträglich hässlich mussten sie gar nicht sein. Aber wollte ich es mir in meinem Alter wirklich noch einmal antun, mich an einen fremden Menschen mit all seinen ihm lieb gewordenen Fehlern, die sicherlich nur in meinen Augen Fehler waren, zu gewöhnen? Ti und ich hatten in einem so angenehmen Nebeneinander gelebt. Es war wohl wirklich mehr ein Nebeneinander als ein Miteinander gewesen. Aber unser Umgang war immer – oder meistens – ein liebevoller, ein Umgang in Achtung vor dem anderen gewesen. Zu mehr war ich nach der großen Liebe, die ich gegenüber Merit empfunden hatte, nicht im Stande. Möge es mir Ti verzeihen! Mit derlei Gedanken schlief ich ein, schlief einen unruhigen Schlaf, den ich oftmals unterbrach, um mich ans Fenster zu setzen und um dort zu hören, ob mir vielleicht die Nachtigall eine Antwort auf meine Fragen gab. Der wunderbare Gesang dieses Vogels, in welchem so viel Liebe, so viel Leidenschaft und so viel Leid zugleich lag, stimmte mich manches Mal so traurig und manches Mal wieder so hoffnungsvoll.
     
    Ich brauchte den Wesir nicht zu fragen, welchen rechtlichen Stand Kija jetzt einnahm. Mir war bewusst, dass sie als Witwe von Osiris Amenophis nun zum Hausstand Echnatons gehörte, dass weder sie noch ihr Vater Tuschratta zu bestimmen hatten, wo sie lebte und wohin sie ging. Keiner der Fürsten Ägyptens würde es je wagen, um sie zu freien, denn selbst die Heirat mit dem mächtigsten Fürsten der Beiden Länder hätte als Schmach gegolten. Als Schmach, sowohl für den König von Mitanni, der seine Tochter einem König zur Frau gegeben hatte, als auch für Pharao – den verstorbenen wie den jetzt allein herrschenden. Ihr Schicksal würde bald in einem der Frauenpaläste liegen. Das warso gewiss wie die jährliche Nilschwemme. Alles, was ich für die junge Frau tun konnte, war, zu versuchen, ihr das Leben bis dahin etwas leichter zu machen. Es durfte freilich nicht im Geheimen geschehen, denn so käme sie erst recht ins Gerede, wenn man es entdeckte. Es konnte nur in aller Form geschehen, vor aller Augen, in Begleitung ihrer Hofdamen und mit Wissen und Wollen des Wesirs und der Großen des Landes.
    Als sich am folgenden Morgen wieder der Rat versammelte, um mit den Beratungen fortzufahren, erhob der Wesir keine Einwände, dass ich am nächsten Tag der königlichen Witwe die Stadt und ihre Tempel zeigte. Teje zog die Augenbrauen weit nach oben und sah mich von oben bis unten musternd an. Doch sie schwieg. Sie schwieg so beharrlich, dass ich mir sicher war, sie auch unter vier Augen erst gar nicht nach ihrer Haltung fragen zu müssen. Ihre Ablehnung dieser Frau gegenüber konnte ich an ihren Augen ablesen. Acha hingegen brachte mir nur ein überhebliches, wissendes Lachen entgegen, worüber ich mich sehr ärgerte. Er war offenbar der Erste, der mir genau das unterstellte, von dem ich nicht wollte, dass es jemand annahm: dass sich zwischen mir und Kija etwas anbahnte.
    Noch bevor wir alle mit unserer eigentlichen Arbeit begannen, gab ich meinem Schreiber etwas abseits der anderen genaue Anweisungen, damit er mein Zusammentreffen mit Kija vorbereitete. Vor allem Acha sollte nicht alles hören.
    Während wir darüber berieten, wie wir Echnaton zu einer Rückkehr nach Waset würden bewegen können, war ich nur mit halbem Verstand bei der Sache. Die bevorstehende Begegnung mit Kija bewegte mich so, dass ich schon jetzt darüber nachzudenken begann, was ich ihr anderntags von der Stadt zeigen würde.
     
    Ich verneigte mich tief vor ihr, als sie im Gefolge dreier Hofdamen, die im Gegensatz zu ihrer Herrin die Landestracht der Mitanni trugen, stolz und hoch erhobenen Hauptes durch dasPortal des Frauenpalasts schritt. Sie trug eine abgestufte Perücke, die zu beiden Seiten ihres Gesichts in spitzen Zöpfen auslief, und dazu große, schwere Scheibenohrringe.
    «Es freut mich», sagte sie leise zu mir, «dass Ihr mich nicht vergessen habt. Ich langweile mich in diesen Mauern bald zu Tode.»
    Wieder nahmen mich ihre Augen in Bann.
    «Wenn

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