Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
Vom Netzwerk:
es für Euch unterhaltsamer ist, sich von einem alten Mann durch Waset führen zu lassen, dann muss die Langeweile, die Ihr in diesem Palast erleidet, in der Tat grausam sein.»
    Ich reichte ihr meinen Arm und führte sie zu einem der acht Pferdegespanne, die im Hof für uns bereit standen.
    «Am Ufer des Flusses wartet selbstverständlich eine Sänfte auf Euch. Doch bis dorthin wollte ich so wenig Zeit wie möglich verlieren. Man erzählte mir, Ihr wäret mit Pferdegespannen vertraut.»
    «Sonst wäre ich keine Tochter Tuschrattas», sagte sie und blickte mit hochgezogenen Augenbrauen aus dem Wagen heraus auf mich herab.
    «Es scheinen sich ja zwei große Wagenlenker getroffen zu haben», erwiderte ich etwas spöttisch, und dem Offizier, der Kijas Wagen lenken würde, befahl ich: «Lass Dich bei Deinem Leben von Ihrer Majestät nicht dazu verleiten, zu schnell zu fahren!»
    Er nickte stumm und mit regungslosem Gesicht, wie ich es von Offizieren gewohnt war.
    Die drei Hofdamen Kijas und ich bestiegen ebenfalls je einen der Wagen, ich selbst führte die kleine Kolonne an. Drei Wagen mit Soldaten der Leibgarde bildeten die Nachhut. In verhaltenem Trab durchquerten wir die Höfe des Palasts, durchfuhren dann das Eingangstor und steuerten auf den Tempel der Millionen Jahre Nimurias zu. Beim Anblick seiner gewaltigen Sitzfiguren vor dem ersten Torturm des Tempels verflog bei mir die Freude auf den Nachmittag, und Traurigkeit kam über mich.Gewiss war sie gepaart mit einem schlechten Gewissen, da mir bewusst wurde, wie leichtfertig ich mich mit der Witwe meines Freundes abzulenken gedachte. Im Stillen gelobte ich Ameni, dass diese Ausfahrt auch die letzte sein würde.
    So fiel mir kaum auf, dass Kija mit dem Offizier in ihrem Wagen verhandelte, bis schließlich sie selbst die Zügel übernahm. Ehe ich überhaupt Protest erheben konnte, sah ich, wie sie jetzt dem Offizier, der sich an dem Geländer des Wagenkorbs festgehalten hatte, mit dem Knauf der Peitsche auf die Handrücken schlug und gleichzeitig derart heftig gegen dessen Knie trat, dass der Arme rücklings vom Wagen in den Sand fiel. Sosehr ich noch einen Augenblick vorher traurigster Stimmung war, so sehr lachte ich jetzt voll Bewunderung über Kijas Verhalten in mich hinein. Während ich die Zügel fester in die Hände nahm, raste Kijas Gespann schon an mir vorbei und hüllte mich und meinen Wagen in eine gewaltige Staubwolke.
    «Kija», schrie ich laut hinaus, «das ist kein Spaß! Haltet an, Kija!»
    Eine entsetzliche Angst überkam mich, dass ihr etwas zustoßen könnte. Man würde mich dafür verantwortlich machen. Mich ganz allein!
    Ich wollte an dem Wagen Kijas vorbeikommen, aber ich wusste nicht wie und wo, denn der Sand und der Staub, den die Räder ihres Wagens aufwirbelten, nahmen mir jede Möglichkeit, mich zu orientieren. Ich verließ mich auf mein Gehör. Ich glaubte, dass das Getrampel ihrer Pferde von rechts vorn kam, zog deswegen mein Gespann nach links und gab meinen Pferden die Peitsche. Gleich wurden sie schneller, und ihre Hälse lagen fast waagrecht im Wind. Es dauerte nicht lange, bis sich mein Gespann aus der Staubwolke löste   –, erst die Pferde, dann der Wagen. Jetzt erkannte ich rechts neben mir Kija, wie sie mit dem strahlenden Gesicht eines jungen Menschen, der seinen Erzieher erfolgreich zum Besten gehalten hat, spöttisch nach mir Ausschau hielt. Aber damit nicht genug! Sie presste die Lippenzusammen, zog beide Mundwinkel nach unten, und mit diesem Gesichtsausdruck, der mir Anerkennung zollen sollte, nickte sie mir mehrfach zu, so als wollte sie sagen: «Nicht schlecht für einen Mann deines Alters!»
    Ich war außer mir vor Wut. Mein Wagen erreichte endlich den Hals ihres linken Pferdes, sodass ich hinübergreifen und dessen Zaumzeug fassen konnte. Nur widerwillig gehorchten ihre Pferde und wurden allmählich langsamer. Auch sie schienen ihren Spaß daran gehabt zu haben, mich bloßzustellen. Endlich kamen beide Gespanne zum Stehen. Mit zornesrotem Kopf sah ich Kija an.
    «Ihr seid ein Spaßverderber», sagte sie ohne die geringsten Anzeichen von Einsicht und Reue. «Glaubt Ihr, ich hätte den kurzen Weg bis zum Flussufer nicht mehr geschafft?»
    «Ein Spaßverderber?», schrie ich hinüber. «Wisst Ihr, was man mit mir gemacht hätte, wenn man morgen Euch in diesen Tempel getragen hätte?», rief ich und zeigte dabei mit der Linken auf den Totentempel hinter uns.
    «Eure Künste als Wagenlenkerin in allen Ehren: Aber macht das

Weitere Kostenlose Bücher