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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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die sich Maat-ka-Re genannt und welche die Doppelkrone getragen hatte, auf den Schultern von Echnatons Vorfahren! Hatschepsut Maat-ka-Re hatte die Priester des Amun erst groß und mächtig gemacht, weil sie ihnen alles versprochen hatte, nur damit diese sie in ihrer Machtgier gewähren ließen. Wendeten sich Thutmosis und Amenophis nicht deswegen mehr und mehr dem Re zu,schufen sie nicht deshalb in Amun-Re eine abgewandelte Gottheit, um diese schmähliche Unterwürfigkeit vergessen zu machen? Machte sich Echnaton keine Vorstellung darüber, in welche Gefahr sich Nofretete begab, wenn sie nach Waset zog, um dort ihren Anspruch auf die Herrschaft zu erheben? Sie, die neben ihrem Gemahl die glühendste Verehrerin des Aton war, die nichts unterließ, um den Glauben an ihren einzigen Gott zu verbreiten und dabei alle anderen Gottheiten, bedeutende und weniger bedeutende, verleugnete, würde in Waset auf ein Heer von Feinden stoßen. Sie würde auf offene Feindschaft ebenso stoßen wie auf versteckten, heimlichen Verrat. Arme Nafteta!
    Echnaton sah mich schweigend an. Er ließ mir Zeit, meine Gedanken zu Ende zu denken. Dann aber erwartete er von mir eine Antwort.
    «Wird meine Tochter in Sicherheit leben, wenn sie nach Waset zieht?»
    Echnaton lächelte mich an. «Das war auch mein erster Gedanke, nachdem mir Nofretete dieses Opfer angeboten hatte.»
    Und weil ich ihn überrascht angesehen hatte, fügte er gleich hinzu: «Nicht ich habe deine Tochter gedrängt, für mich das Opfer auf sich zu nehmen und mich hier zurückzulassen. Sie selbst war es, sie ganz allein, die auf mich zukam und mich unter Tränen anflehte, in Achet-Aton zu bleiben, Aton nicht zu verraten. Ein größeres Zeichen ihrer Liebe konnte sie mir wahrhaft nicht geben.»
    Tränen der Rührung standen jetzt in seinen Augen. Was sollte ich dazu noch sagen? Durfte ich mich jetzt mit Worten wie «Vernunft» und «Unvernunft» zwischen diese beiden Menschen stellen, die sich so sehr liebten? Es gab wirklich keinen größeren Beweis ihrer Liebe, als die Achtung, welche Nafteta vor dem Glaubenswerk ihres Gemahls zeigte, und das Opfer, welches sie dafür zu bringen bereit war: den Verzicht auf ein Leben an der Seite ihres geliebten Echnaton.
    «Wenn ihr euch der Gefährlichkeit eures Vorhabens bewusstseid, ist es gut. Wenn alle Vorkehrungen getroffen werden, Unheil zu verhindern, will ich beruhigt sein.»
    Echnatons Hand umfasste meinen linken Arm, dann sah er mir direkt ins Gesicht. «Ich verlange nicht von dir, dass du bei mir bleibst, Eje. Wenn du Nafteta sicherer glaubst, wenn du in ihrer Nähe bist, lass ich dich freilich mit ihr gehen.»
    Ich schüttelte den Kopf, und mit einem Lächeln, fast überheblich sagte ich zu ihm: «Nicht nur du hast vor einem Gott einen Eid abgelegt. Auch ich gab einem Gott ein Versprechen, welches du kennen sollst: Wie ich deinem Vater schon als Knabe gelobte, dass ich immer für ihn da sein würde, gelobte ich ihm zuletzt, dass ich mich immer um seine Familie kümmere, so lange ich lebe. Dieses Versprechen gilt heute mehr denn je. Nur dein ausdrücklicher Befehl könnte mich von dir und deinen Kindern trennen. Aton sei dafür mein Zeuge!»
     
    Echnaton hatte mich vollkommen in sein Herz geschlossen, obwohl ich es in diesen Tagen wahrhaft nicht verdient hatte. Ich hatte an seiner Fähigkeit gezweifelt, über Ägypten zu herrschen. Ich hatte überhaupt an ihm gezweifelt, und dieser Zweifel ging so weit, dass ich mir um des eigenen Vorteils willen sogar seinen Tod vorstellen konnte. Er aber schloss mich in sein Herz. Das war vollkommene Gnade.
    Ich hatte schon einmal Ähnliches erlebt. Viele, viele Jahre war es her. Da war ich verzweifelt gewesen, weil mich Inena verlassen hatte, ich war mit meiner Arbeit unzufrieden geworden und hatte mich auch noch mit meiner nubischen Dienerin eingelassen. Wie aus Zorn gegen alle hatte ich niemanden in mein Vorhaben eingeweiht und war frühmorgens mit meinem Diener Senu in die Steinbrüche gefahren, wo wir einer Bande von Mördern und Grabräubern in die Hände gefallen waren. Nur Ameni schien geahnt zu haben, wie unglücklich ich gewesen war, und war uns gefolgt. Sein Pfeil, der vor meinen Augen den Hals des Anführers durchbohrte, hatte mir im letzten Augenblick das Lebengerettet. Ameni hatte mich nicht bestraft, sondern mich durch seine Liebe und Gnade noch enger an sich gebunden als je zuvor. Damals schon hatte ich diese Gnade erfahren. Wie ich Ameni seit jenem Tag aus Dankbarkeit für

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