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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Freudenrufen der Menge erhoben sich Echnaton und Semenchkare und zogen zwischen den Wedelträgern und gefolgt von den Wesiren und dem Ersten Sehenden des Aton in das Innere des Palastes.
    Es dauerte nicht lange, da kündigten Fanfarenstöße ihreRückkehr an. Meine Tochter erschien im prachtvollen Ornat Pharaos vor dem Volk: Sie trug die Doppelkrone, die rote Krone Unterägyptens und die weiße Krone Oberägyptens, den Zeremonialbart, Geißel und Krummstab.
    Wieder war es Aper-el, der mit lauter Stimme rief:
    «Verneigt Euch vor Seiner Majestät, dem König von Ober- und Unterägypten, dem starken Stier, geliebt von Aton, groß an Königtum in Achet-Aton, der den Namen des Aton erhebt, Neferchepru-Re Waen-Re Echnaton, der in Wahrheit lebt, Gottherrscher von Achet-Aton!
    Und verneigt Euch vor Seiner Majestät, dem König von Ober- und Unterägypten, Semenchkare Djoserchepru-Re, Meri Waen-Re!»
    Außer den Mitgliedern der königlichen Familie warfen sich alle vor den beiden Herrschern in den Staub, und keiner wagte es, auch nur einen kurzen Blick nach oben zu werfen, bis ihnen ein Fanfarenstoß erlaubte, sich wieder zu erheben. Noch zweimal wiederholte Aper-el seinen Befehl, damit Ägypten seiner neuen Herrscherin huldigte, damit es Königin Semenchkare anerkannte als seine rechtmäßige Herrin.
     
    Schließlich durften sich alle erheben, und bevor der Audienzhof, der Palast und die ganze Stadt unter Hochrufen versanken, tat Echnaton etwas, das seine ganze Liebe und Zuneigung zu Nafteta offenbar werden ließ: Mit seiner linken Hand griff er unter den rechten Ellbogen seiner Gemahlin, und während er sie sacht ein wenig nach vorn schob, machte er gleichzeitig einen kleinen, kaum merklichen Schritt nach hinten, um so zu zeigen, dass all die Freude und der Jubel der Menschen jetzt nur seiner Gemahlin gebührte.
    Voll Stolz stand sie vor ihrem Volk, voll Würde, als wäre sie zum Herrschen geboren, und war trotz ihrer einunddreißig Jahre und trotz der sechs Kinder, die sie ihrem Gemahl geboren hatte, so schön, so herrlich anzusehen, wie kaum eine andere.
    Ich sah die Menschen um mich herum, wie sie mit weit aufgerissenen Augen und Mündern gleichermaßen schrien und jubelten, wie sie die geballten Fäuste zur Bekräftigung ihrer Hochrufe immer wieder gen Himmel warfen.
    Dieses Geschrei unterschied sich kaum von dem Wutgeschrei, das ich noch wenige Wochen vorher von der aufgewiegelten Menge in Waset vernommen hatte. Ich sah das milde und zufriedene Lächeln Echnatons, das stolze und doch so glückliche Gesicht meiner Tochter, und ich sah die vor Aufregung funkelnden Augen der Prinzessinnen. Ich übersah aber nicht das nachdenkliche Gesicht meiner Schwester, die nahezu teilnahmslos neben mir stand und mit gesenkten Augenlidern, weit herabgezogenen Mundwinkeln und mit zusammengepressten Lippen in eine unendlich weit entfernte Welt zu starren schien.
    Mir selbst ging es ähnlich. Ich erinnerte mich jetzt des Traums, der mich vor Jahren quälte, als ich sah, wie hier in der Stadt Echnaton und Nofretete in ihren Prunkwagen auf einen tiefen Abgrund zurasten und alles Volk dazu jubelte. Ich sah nachdenklich zu meiner Tochter hinauf und erinnerte mich dabei des Liedes, welches Echnaton für sie geschrieben hatte. Leise sprach ich es vor mich hin: «Wie ist sie schön! Die Goldene ist blühend, strahlend, ganz in Blüte! Für Dich singt die ganze Erde, für Dich tanzt jeder, der lebt! Die Beiden Länder und die Völker preisen Dich im Himmel bis zum Horizont. Wie ist sie schön!»
    Als Große königliche Gemahlin, die sie noch immer war, trat Teje als Erste vor ihre königliche Nichte. Sie beglückwünschte Nafteta und sprach ihr wegen ihres Mutes, künftig allein in Waset regieren zu wollen, ihre Anerkennung aus. Sie tat es zwar mit zuversichtlicher Miene, vielleicht war sogar ein wenig Fröhlichkeit in ihrem Blick, doch ich kannte Tejes Zweifel, und es waren auch meine Zweifel.
    «Warum machst du ein so trauriges Gesicht?», fragte mich Nafteta, als ich vor ihr stand und sie gerade umarmen wollte.
    «Du hast Recht. Ich bin ein wenig traurig. Ich bin traurig,weil ich an deine Mutter denke, die, könnte sie dich jetzt sehen, so stolz auf dich wäre. Und ich bin traurig, weil du Achet-Aton wohl bald verlassen wirst. Aber ich verspreche dir, dass ich während all der Festlichkeiten der fröhlichste Mensch sein werde. Bei allem, was du tust und was du wirst tun müssen: Vergiss deine Schwester und deinen Vater nicht! Vergiss nicht,

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