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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Schafe, Ziegen, Gänse und Enten   –, das für die Domäne meines Schwiegersohnes bestimmt war. Und Ti zog sich mit zwei Dienerinnen in die Wäschekammern zurück, um dort für Nofretete das feinste Leinen herauszusuchen, das in den letzten Jahren in unserem Haus gesponnen wurde.
    Die Mitgift war beträchtlich.
    Ti ließ die von ihr ausgesuchte Wäsche auf einen Wagen laden und verabschiedete sich von mir, weil sie gleich in den Palast fahren und ihre Geschenke zu Nofretete bringen wollte. Ich sollte am frühen Abend nachkommen.
    Ich wickelte den Schmuck, den ich für meine Tochter ausgesucht hatte, in Leinentücher und füllte die Edelsteine für Amenophis in einen kleinen Lederbeutel. Zusammen mit einem Teil meines Goldes legte ich alles in einen Kasten aus Ebenholz. Seinen Deckel zierten Einlegearbeiten aus Elfenbein mit den Abbildungen und den Namen des jungen Paares. Ich hörte trotz des Harfenspiels draußen die Stimmen Tis und ihrer Dienerinnen und trat auf die Terrasse. Als der Wagen losfuhr, winkte ich den Frauen zum Abschied zu. Ich ging zurück und ließ meine Blicke nur kurz über das Gesicht des Mädchens huschen. Ich tat, als hätte ich ihr verstohlenes Lächeln nicht gesehen. Weil es heiß war und weil ich eine angenehme Müdigkeit verspürte, legte ich mich auf die Liege in meinem Zimmer und genoss noch eine Weile das Harfenspiel, ehe ich einschlief.
    Ich träumte vom Palast Nimurias und von seinem Arbeitszimmer, in welchem ich mich als alter Mann aufhielt. Und ich träumte von einer Kobra, die dort mit aufgerichtetem und geblähtem Kopf auf dem Tisch lag und mich anzischte. Ich wollte nach der Schlange greifen, aber sie ließ es nicht zu, denn mit zitternder Zunge fauchte sie mich immer wieder bedrohlich an, zeigte ihre Giftzähne und wollte zubeißen. Dann betrat ein kleiner Junge den Raum und ging auf die Schlange zu. Er nahm sie mit beiden Händen und trug das völlig zahm gewordene Tier hinaus.
    Jemand streichelte mir über die Stirn und sagte: «Was hast Du, Eje? Wach auf! Du träumst.»
    Ich brauchte eine Weile, ehe ich begriff, dass ich nicht mehr träumte, sondern dass die Berührung, dass die Stimme Wirklichkeit waren. Es war Isis, die neben mir auf der Liege saß, sich über mich beugte und sich dabei mit durchgestreckten Armen neben meinen Schultern abstützte. Mit großen, schwarzen Augen sah sie mich an.
    «Du hast zweimal gerufen ‹Ich will dich haben›. Und erst, als ich hereinkam, merkte ich, dass Du das im Traum sagtest. War es etwas Schlimmes?»
    Mir war es nicht recht, dass mich Isis im Schlaf und noch dazu in einem Traum überrascht hatte, weswegen ich log: «Ich weiß es nicht. Es war sicher nichts Schlimmes. Es ist auch schon vorbei.»
    Die Respektlosigkeit, mit welcher mich Isis in der vertrauten Form ansprach, irritierte mich etwas. Aber nachdem ich mir unsere erste Begegnung in Erinnerung gerufen hatte, wurde ich mir der Lächerlichkeit meines Ärgers bewusst. Sie nahm einen Arm zurück, um sich mit der Hand durch die Haare zu fahren, und dabei berührte sie wie zufällig meine Wange. Ich glaubte nicht an einen Zufall, ergriff ihre Hand, drückte sie gegen meinen Mund und küsste sie. Dann zog ich ihr den anderen Arm weg, und langsam kam ihr Oberkörper näher, bis er auf meinem lag. Ich sah lange in ihre schwarzen Augen. Sie waren so ruhig, wirkten so selbstsicher und doch ein wenig traurig. Ihr Gesicht kam immer näher. Ich roch ihren frischen, jungen Atem, der jetzt heftiger ging. Ganz vorsichtig, ganz zärtlich rieb sie ihre Wange an meiner, so als ob sie meinen Bartwuchs prüfen wollte.
    «Warum siehst du mich so an?», fragte ich leise.
    «Es sind Deine Augen, Eje, die mich so fesseln. Noch nie sah ich Augen wie Deine. Blaue Augen sind selten in Ägypten.»
    Ich spürte, wie ihre warmen Lippen meinen Hals berührten. Dann biss sie mich zärtlich in mein linkes Ohrläppchen undhauchte leise: «Lass uns nicht länger warten, Eje. Bis Merwer halte ich es nicht aus.»
    «Pssst», machte ich nur, und meine Fingerspitzen glitten von ihrem Hals über den Rücken hinab bis zu ihrem kurzen Schurz. Ich öffnete seine Schließe und ließ die Spitzen meiner Finger weiterwandern über diesen so vollkommenen Körper. Es gefiel ihr. Sie glitt von meinem Körper herab, legte sich bäuchlings neben mich und sah mich von der Seite an. Ich spürte ihre heißen Hände an meinen Hüften, dann auf meinem Rücken. Ihre Fingerspitzen umkreisten mein Muttermal, genau in der Mitte des

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