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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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worüber ihr euch so freut!»
    «Siehst du das nicht, Eje? Als Vater von zwei Töchtern müsstest du doch Erfahrung haben», witzelte der Prinz.
    «Eben», sagte ich. «Da ich zwei Töchter habe und keinen Sohn, fehlt mir der Vergleich.»
    «Wir haben eine Tochter», sagte Nafteta.
    «Und habt ihr schon einen Namen für sie?»
    «Sie wird Meritaton heißen. Geliebt von Aton», schwärmte der Prinz.
    «Oh», entfuhr es mir knapp.
    «Das klingt nicht so, als wärest du über die Namenswahl glücklich, Vater.»
    «Nein, nein, mein Kind. Es ist ein wunderschöner Name, gewiss. Meritaton!»
    «Sei ehrlich, Eje», sagte der Prinz. «Du befürchtest Unstimmigkeiten wegen des Namens.»
    «Unstimmigkeiten? Nur bei ganz gewissen Männern, die sich über einen anderen Namen sicher mehr gefreut hätten.»
    «Jedes zweite Mädchen in Oberägypten heißt Merit-amun und jedes dritte Sitamun. Mein Bruder war ein Sohn des Thotund hieß nicht Amunmesse, und niemand nahm Anstoß daran. Du, mein lieber Eje, trägst einen völlig gottlosen Namen, wenn man so will, ebenso wie deine ältere Tochter, deren Namen uns nur verrät, dass die Schöne gekommen ist. Und deine Zweitgeborene ist der Göttin Mut geweiht und weder von Amun geliebt, noch ist sie dessen Tochter. Also lasst uns unsere Meritaton!»
    «Es ist ja gut, Amenophis. Es war nur so ein Gedanke. Doch jetzt gib mir endlich Meritaton. Ich will sie genauer ansehen.»
    Ein winziges Näschen sah ich und pralle Lippen. Unter dem Leinen schaute ein wenig von ihrem pechschwarzen Haar hervor. Die Augen unter schmalen und doch dichten Brauen waren geschlossen, denn Meritaton schlief.
    Es war vielleicht nicht der rechte Zeitpunkt, eine Bemerkung über den Namen des gerade erst geborenen Mädchens zu machen, doch ich befürchtete wirklich, dass es zu ernsthaften Unstimmigkeiten innerhalb der Priesterschaft des Amun kommen würde. Sie wussten schon längst, dass der Prinz vor allen anderen Göttern Aton verehrte, auch wenn von dieser Verehrung nur wenig nach außen drang und es die meisten Menschen einfach nur für eine persönliche und vorübergehende Vorliebe des Thronfolgers hielten. Umso genauer sahen die Priester des Amun auf jede Kleinigkeit, auf jede vermeintliche Unregelmäßigkeit, um sie als Angriff gegen Amun zu deuten und zu gegebener Zeit Pharao vorzuhalten.
    Wie armselig, wie erbärmlich waren diese Menschen im Grunde genommen! Wenn es in den Beiden Ländern jemand gab, der wusste, wie gefährlich die Diener des Verborgenen, des widderköpfigen Amun sein konnten, dann war ich es.
    Nimuria war wie ich über die Namenswahl, die unsere Kinder getroffen hatten, nicht sehr glücklich, aber er konnte letztlich dem Argument seines Sohnes, auch andere Kinder würden ohne Amun in ihrem Namen ganz gut leben, nichts entgegensetzen. Ich bin mir sicher, dass Ameni in seinem Innersten aufseinen Sohn stolz war, ihn wegen seines offenen Bekenntnisses zu Aton vielleicht sogar beneidete. Es schien, als würde es auch hier so sein, wie überall im Leben: Erst gab es Verwunderung über den Namen Meritaton, verbunden mit dunklen Vorahnungen und Befürchtungen, dann kam die Gleichgültigkeit und dann irgendwann das Vergessen.
    Ja, es schien tatsächlich so.
    Wie alle Kinder hohen Standes bekam auch Meritaton eine Amme und wurde von ihr – darin gab es bei uns keine Standesunterschiede – drei Jahre lang gestillt.
    Nofretete war schon nach kurzer Zeit gut erholt, sodass sie wieder ihren Verpflichtungen nachkommen und am täglichen Leben teilnehmen konnte. Immer öfter begleitete sie Amenophis auch zu offiziellen Amtshandlungen, und es schien, als wären die beiden unzertrennlich. Nafteta war ganz anders, als man es bisher von Prinzessinnen gewöhnt war. In Anwesenheit ihres Mannes befragte sie Beamte und Bürgermeister, Handwerker und Bauern. Sie versprach Hilfe, wo sie es für nötig hielt und ohne erst das Einverständnis des Prinzen einzuholen. Sie fuhr mit ihrem Gemahl auf dessen Streitwagen, und weil sie daran so großen Gefallen fand, bestand sie darauf, selbst das Wagenlenken zu erlernen. Der Widerstand meiner Schwester war zwecklos, denn selbst Pharao fand die Vorstellung, dass Nafteta einst selbst einen Wagen durch Waset lenken würde, großartig. So musste auch Teje die außergewöhnliche Entscheidung hinnehmen, freilich, nicht ohne abschließend zu bemerken: «Vielleicht will sie eines Tages auch noch Pharao werden.»
     
    Nimuria war zweiundvierzig Jahre alt, als in seinem 27.  

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