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Im Land des Falkengottes. Echnaton

Im Land des Falkengottes. Echnaton

Titel: Im Land des Falkengottes. Echnaton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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Wedel- und Standartenträgern begleiten. Mir war aufgefallen, dass der Prinz im Laufe der Zeit an diesen Zeichen königlicher Macht zunehmend Gefallen gefunden hatte.
    Und er war eitel geworden! Mehr denn je achtete er jetzt auf sein Äußeres: Seine kunstvoll gefalteten Schurze waren die tadellosesten, die man in Waset sah. Er trug den feinsten Schmuck, den es gab. Ich kannte kaum einen Mann, der so sorgfältig rasiert war und dessen Farbstriche um die Augen so genau gezogen waren, wie die des Prinzen. Jede seiner Bewegungen wirkte wohl überlegt, ja geradezu bedächtig. Sein Gang war gleichmäßig, und keiner seiner Schritte war zufällig oder gar hastig gesetzt. DieSprache, die ganze Erscheinung dieses Mannes, der gerade erst zwanzig Jahre alt war, waren von einer erhabenen Würde, wie ich sie bisher noch nicht kannte.
    Seine Ausstrahlung verbat einen zu kameradschaftlichen Umgang oder gar Berührungen von selbst. Er gehörte zu jenen Menschen, welchen man einfach nicht den Arm um die Schultern legte, gleich wann und gleich wo. Sein Vater und ich hatten wenig Bedenken, im vertrauten Kreis auch einmal eine etwas anzügliche Bemerkung zu machen. In Anwesenheit des Prinzen war das unvorstellbar. Es geschah einfach nicht. Jeder, der auf ihn traf, empfand das so, nicht nur ich. Selbst einfache, ungebildete Menschen, die bei einem unserer zahlreichen Ausflüge plötzlich und unerwartet dem Thronfolger gegenüberstanden, verstummten vor der Würde, die er ausstrahlte, selbst wenn sie sonst ungehobelte Schreihälse waren und vor niemandem Achtung und Ehrfurcht zeigten.
    Ich erlebte es, dass der Prinz in einem Dorf darum bat, ein jeder, der Beschwerden vorzutragen habe, solle nach vorne treten. Löwenstarke Männer meldeten sich und schoben sich mit geblähtem Brustkorb in die erste Reihe. Ich hörte, wie die anderen noch flüsterten: «Jetzt sagt es ihm!»
    Amenophis blickte schweigend und freundlich lächelnd in ihre Augen, und ehe auch nur ein Wort über ihre Lippen kam, wurden sie wegen ihres forschen Wesens, das sie gerade noch gezeigt hatten, verlegen, ihre Gesichter freundlich und sie veränderten ihr Auftreten.
    «Worüber wollt Ihr Euch beschweren?», fragte der Prinz und setzte gleich nach: «Sagt es mir, und ich werde Eure Sorgen mit Pharao, meinem Vater, besprechen.»
    «Gnädiger Herr», begannen die zu stammeln, die eben noch die Helden des Dorfes zu sein schienen. «Nein, es sind keine Beschwerden, die uns bewegen. Es ist nur   …»
    «Sprecht frei heraus!»
    «Wir alle sind sehr dankbar, dass Ihr zu uns gekommen seid.Nur, nur unser Brunnen ist teilweise eingestürzt, und wir sind allein nicht im Stande, einen neuen zu graben.»
    Amenophis hörte sie nicht nur an, sondern er stand auf und ließ sich, gefolgt von allen Dorfbewohnern, den Brunnen zeigen. Am folgenden Tag befahl er dem Vorsteher der Brunnen von Waset, in jenem Dorf einen neuen Brunnen graben zu lassen.
    Auf solche und ähnliche Weise erlebten in diesen Wochen mehr und mehr Menschen in und um Waset ihren Thronfolger und schlossen ihn in ihr Herz.
     
    Die Zeit der großen Hitze neigte sich ihrem Ende zu. Die ersten Meldungen über die bevorstehende Nilschwemme erreichten zuerst die Elefanteninsel Abu, dann Nubt, Djeba, Nechab, dann Per-Hathor und schließlich Waset. Es war die Zeit der größten Betriebsamkeit auf dem Land, denn jetzt mussten alle Kanäle, alle Gräben und Wälle auf die Flut vorbereitet werden. Jeden Tag durchstreiften die Aufseher der Grabenarbeiten die Felder und prüften die Wassergräben auf ihre Tiefe und Haltbarkeit, und der Grabenmeister ließ die Ergebnisse in Karten eintragen. Zuletzt fuhr der Grabenmeister Neferhotep selbst hinaus und überprüfte die Arbeit seiner Untergebenen. Er war der Erfahrenste unter ihnen. Ein Blick genügte, und er sah jeden Fehler, jede Nachlässigkeit, und wehe dem, der sie zu verantworten hatte.
    Auch der Gute Gott hielt zu dieser Zeit wieder Einzug in Waset, und unzählige Menschen erwarteten die königliche Flotte im Hafen und jubelten ihrem Herrscher zu.
    Und dann kam die Flut.
    Langsam, ganz langsam stieg der Pegel des Flusses, kaum dass man es anfangs merkte. Nur das Wasser war trüber als sonst. Dann ging es aber schnell, und man konnte zusehen, wie die Felder, aus welchen nur noch wenige verdorrte Halme ragten, nach und nach unter der rotbraunen Brühe, die unser Lebenbedeutete, verschwanden. Standen die unteren Felder, nämlich die Frischfelder und die verbrauchten Felder in der

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