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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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die bereits eingetragenen schrieb.
    «Das sind 1800   Deben. Fehlen also eintausend. Und hier fehlen 650.   Oh, Gottesvater Eje», entfuhr es ihm fröhlich, und ich merkte, welch großer Stein ihm vom Herzen fiel. «Es geht wahrhaftig nichts über eine ordentliche ägyptische Buchführung!»
    Maja schrieb sich in einen wahren Rausch, und je länger er schrieb und dabei fröhlich Zahl für Zahl hinausquiekte, umso elender wurde mir zumute.
    «Reicht es für eine Anklage aus?», fragte ich Maja ungeduldig.
    Die Schildkröte hob langsam den Kopf, drehte ihn bedächtig in meine Richtung und sagte: «Für eine Anklage? Gottesvater Eje, das, was ich bislang festgestellt habe, reicht für zwölf Anklagen und zwölf Hinrichtungen. Der Fehlbestand entspricht schon jetzt dem Dreifachen Eures Körpergewichtes, und ich habe gerade die Zahlen von sieben Monaten beisammen!»
    Mahu sah mich mit hochgezogenen Brauen an, schwieg aber.
    «Hast du Usermonth und Sobekhotep einsperren lassen?», fragte ich den Polizeiobersten.
    Er nickte: «Wie wir es besprochen hatten. Sie sitzen zusammen in einem Raum und werden durch ein kleines Loch in der Decke beobachtet und belauscht. Jedes Wort, das sie wechseln, wird aufgeschrieben.»
    «Vorausgesetzt, sie wechseln ein Wort miteinander», wandte ich ein.
    «Manchmal dauert es nicht lange, bis sich die Verdächtigen gegenseitig Vorwürfe machen und so einen Verdacht erst bestätigen. Aber es gibt auch andere Mittel, sie zum Sprechen zu bringen. Sei dir dessen gewiss.»
     
    Das Ergebnis, das Maja bis zum Abend zusammengetragen hatte, war erschreckend. Jahr für Jahr hatten Usermonth und wer immer mit ihm zusammengearbeitet hatte Tausende und Abertausende Deben Gold unterschlagen. Die Menge hatte sich in den letzten beiden Jahren zu mehr als einem Drittel der gesamten Goldeinnahmen Pharaos gesteigert. Was mit Usermonth und Sobekhotep geschehen würde, stand jetzt außer Frage: Sie erwartete die Hinrichtung durch Vierteilen. Aber was war mit Acha? War er an dem Betrug wirklich beteiligt? Und wie viele waren es noch? Ich beriet mich lange mit Mahu. Ich hätte es vorgezogen, am anderen Morgen allein zu Acha zu gehen, um ihn von Freund zu Freund zur Rede zu stellen. Mahu warnte mich und riet mir dringend davon ab.
    «Wenn Acha wirklich einer von ihnen ist und wenn sie alle wirklich den Tod deiner Tochter und deiner Enkeltöchter zu verantworten haben, wird er nicht davor zurückschrecken, auch dich umzubringen. Was hat er denn noch zu verlieren?»
    «Eben», entgegnete ich. «Was hätte er noch zu verlieren, wenn er zu ihnen gehörte? Gäbe es noch einen Grund, auch mich umzubringen, wenn ohnehin alles offenkundig ist?»
    «Du weißt aber nicht, Eje, wer noch dahinter steckt. Wir kennen bis heute nicht die Männer, die deine Tochter und die Prinzessinnen umgebracht haben. Vielleicht werden sie dich und Acha ermorden, wenn du bei ihm bist, um nicht selbst von Acha verraten zu werden. Geh nicht allein hin. Du kannst das schon wegen Tutanchaton nicht wagen.»
    Mahu hatte Recht. Wenn Acha ein Teil dieser Bande war, und daran zweifelte ich schon seit geraumer Zeit nicht mehr, durfte ich auf ihn und unsere Freundschaft keine Rücksicht mehr nehmen.
    Ich bat Mahu, mich am anderen Tag zu begleiten.
     
    Je näher wir dem Palast des Schatzmeisters Seiner Majestät kamen, umso unsicherer wurde ich, ob es richtig war, was wir taten. Am liebsten wäre ich umgekehrt und hätte Mahu allein alles andere erledigen lassen. Aber so konnte ich mit Mahu nicht umgehen. Schweigend erreichten wir den Palast im Norden der Stadt.
    Als unsere Gespanne in den Palastgarten einbogen, hörten wir von weitem das Wehklagen von Menschen, ein Wehklagen, wie man es hört, wenn jemand gestorben ist. Ratlos sahen wir einander an. Als wir den Eingang erreicht hatten, lief uns einer der Diener Achas entgegen, schlug sich mit beiden Händen gegen den Kopf und rief immer wieder: «Welch Unglück! Welch Unglück ist über dieses Haus gekommen!»
    Es schien, als hätte uns der Diener gar nicht wahrgenommen, denn klagend lief er an uns vorbei, verschwand hinter einigen Sträuchern und kehrte nicht wieder zurück. Als wir das Haus betraten, kamen uns andere Diener entgegen, auch sie klagend und weinend, und keiner war in der Lage, ein vernünftiges Wort hervorzubringen. Zuletzt verlor Mahu die Geduld und packte einen von ihnen am Arm.
    «Was ist hier geschehen?», schrie er ihn an.
    «Unser Herr!», rief der Diener wieder. «Unser

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