Im Land des Falkengottes. Tutanchamun
einem Strick erwürgt.»
Es war ein quälender Gang für mich, und einige Male war ich auf dem Weg zum Kerker des Polizeigebäudes nahe daran, wieder umzukehren. Ich machte mir Vorwürfe, dass ich die Soldaten zu spät zu Amunmessu geschickt hatte. War es nicht der Wunsch Amunmessus gewesen, einst friedlich auf seiner Gartenbankeinzuschlafen? Er hatte geahnt, wie schnell seine Feinde sein würden, und ich hatte sie unterschätzt. Wenn der Mörder Amunmessus auch der Mörder meiner Tochter und ihrer Kinder war, dann war der Tod des Schmelzers wenigstens nicht umsonst. Und so wollte ich, ja musste ich diesen Menschen einfach sehen und kehrte nicht um.
Er war es.
Ja, Samut war jener Offizier, den Nofretete einst aus dem Saal geschickt hatte, als ich vor ihr gestanden und sie angefleht hatte, den Thronanspruch Tutanchatons anzuerkennen und außerdem Truppen nach Syrien zu entsenden, um die Hethiter zurückzudrängen. Dann war dieser Mann es auch, der den kleinen Sessu, den Jungen aus der Tempelschule meines Vetters Baki, ermordet hatte.
Seine ausgestreckten Arme waren an einen Balken gefesselt, der an einem Seil von der Decke herabhing. Seine gespreizten Beine waren ebenfalls an einen solchen Balken, der aber noch auf dem Boden lag, gebunden, sodass er noch aufrecht dastand. Samut war groß von Gestalt und kräftig, wie es bei einem Offizier der Leibgarde nicht anders zu erwarten war. Ich trat nahe an ihn heran und sah ihm lange in die Augen. Er war gewiss noch keine zwanzig Jahre alt. Sein Gesicht war kantig, aber es wirkte nicht grobschlächtig. Seine Nase war klein und wohl geformt, das einzig Auffallende an ihm war eine tiefe Grube in seinem Kinn.
«Dass du allein wegen des Mordes an Amunmessu zum Tod auf dem Pfahl verurteilt wirst, ist dir hoffentlich bewusst. Einen alten und wehrlosen Mann erwürgen!», fügte ich verächtlich hinzu, nachdem ich den Strick, der offenbar sein Mordwerkzeug gewesen war, auf einem kleinen Tisch liegen sah.
«Hast du schon einmal bei einer Folter zugesehen? Ich nicht. Aber ich weiß, dass in diesen Räumen noch jeder zum Sprechen gebracht wurde. Es soll nur eine Frage der Zeit sein, Samut.»
Der Mann schwieg.
Es war nicht viel, was die zwei Folterknechte benötigten. Für den ersten Grad der Folter genügten einige Stöcke und Geißeln sowie ein Krug mit stark gesalzenem Wasser.
«Du hast nur noch wenige Augenblicke Zeit, mir zu sagen, was du über den Tod des kleinen Jungen, den ihr für Tutanchaton gehalten habt, weißt und was dir über den Tod meiner Tochter, deiner Herrscherin Semenchkare Anchet-chepru-Re, und über den Tod ihrer Töchter bekannt ist. Und ich will die Namen all derer wissen, die daran beteiligt waren.»
Noch einmal sah ich lange in seine Augen. Doch er schwieg. Kaum dass ich einmal genickt hatte, wurde der Fußbalken erst nach hinten und dann hochgezogen, sodass Samut mit dem Gesicht nach unten im Raum hing.
«Willst du nicht doch reden?», fragte ihn Mahu ein letztes Mal, und nachdem auch er keine Antwort erhielt, genügte ein Blick des Polizeiobersten, und die ersten Schläge gingen auf Samut nieder. Zuerst schlugen sie auf Arme und Beine und vor allem auf die Kniekehlen ein. Bei jedem Schlag stöhnte Samut laut auf, aber er schwieg. Dann ergriff ein Folterknecht eine Geißel und tauchte ihre Stricke in das Salzwasser. Hieb auf Hieb ging auf den Rücken und die Oberschenkel des Gefangenen, der jetzt bei jedem Schlag laut aufschrie, nieder. Aber Samut schwieg weiter.
«Umdrehen!», befahl Mahu knapp. Zwei Männer griffen nach den Balken und drehten Samut um, sodass jetzt sein blutig geschlagener Rücken zum Boden zeigte und sein Kopf nach hinten herabhing. Die Folter begann erneut mit dem Stock. Diesmal waren es vor allem die Armbeugen, auf die eingeschlagen wurde. Ein Handzeichen Mahus gebot Einhalt.
«Was du bisher erlitten hast, war eine Wohltat im Vergleich zu dem, was dich jetzt erwartet. Die Schläge der Geißel auf Brust und Bauch sind besonders schmerzhaft. Vielleicht ahnst du schon jetzt, was dich erwartet. Ich frage dich, Samut: Warst du es, der den Jungen auf dem Schiff Ejes erwürgt hat?»
Der erste Schlag auf die Brust ließ Samut laut aufstöhnen.
«Warst du es, der Königin Semenchkare ermordet hat?»
Nach dem ersten Schlag auf den Bauch schrie er auf, sagte aber noch immer kein Wort.
«Hast du die Prinzessinnen getötet?»
Der dritte Schlag ließ ihn laut losbrüllen wie einen tödlich getroffenen Stier. Es folgte Schlag
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