Im Land des Falkengottes. Tutanchamun
auf Schlag, doch er war noch zu keinem Geständnis bereit. Sie zerquetschten ihm Finger und Zehen mit hölzernen Zwingen, bis Blut hinter den Nägeln hervorspritzte. Dann drehten sie ihn wieder um und zerschlugen ihm mit kupfernen Stangen die Kniescheiben.
«Wir werden das so lange wiederholen, bis du redest», sagte Mahu ruhig. «Es liegt also allein an dir, wann dich der Tod von deinem Leiden erlöst.»
Nun war der Wille Samuts gebrochen. «Schluss!», röchelte er mit letzter Kraft. «Macht Schluss!»
Die Folterknechte ließen das Seil mit dem Fußbalken herab und schütteten einen Krug Wasser über den blutverschmierten Körper. Mahu wiederholte Frage für Frage, und Samut gestand endlich seine Schuld am Tod meiner Tochter und ihrer Kinder und am Tod des kleinen Sessu.
Ich hatte gehört, was ich hören wollte. Jetzt wusste ich, wer der Mörder meiner Tochter und ihrer Kinder war. Ich ging und ließ Mahu in der Folterkammer, in der es jetzt nach Blut und Schweiß stank, zurück.
Die Liste der Namen, die Samut aus Furcht vor nochmaliger Folter preisgegeben hatte, war lang. Die meisten Namen waren uns von der Liste Achas und von den Geständnissen, die Usermonth und Sobekhotep abgelegt hatten, ohne dass sie gefoltert werden mussten, bekannt. Einige neue Namen, vor allem die der Mittäter Samuts, kamen hinzu. Kaum eine Stunde später waren auch sie gefasst und eingesperrt. Nur mein Schwiegersohn Rechmire war noch auf freiem Fuß, denn er hielt sich zu jener Zeit nicht in Waset, sondern in den Steinbrüchen nahe der Nilinsel Abu auf.
Bereits am darauf folgenden Tag wurden die Todesurteile verkündet und wenig später im Hof des Polizeigebäudes vollstreckt.
Mit leicht gespreizten Beinen waren die Verurteilten an hölzerne Rahmen, die wie in Schienen zwischen Holzbalken in sechs Ellen Höhe schwebten, gefesselt. Genau unter ihrem Körper ragten gespitzte Holzpfähle aus dem Boden. Je vierzehn Verurteilte hingen sich so gegenüber, damit einer das Sterben des anderen sehen konnte. Nach dem ersten Trommelwirbel durchschlug der Henker das erste Seil, und der Holzrahmen sauste mit einem Offizier der Leibgarde in die Tiefe. Unter einem kurzen Aufschrei wurde er auf den Pfahl gespießt, dessen Spitze schon einen Wimpernschlag später blutrot gefärbt aus der Brust des Hingerichteten hervorschoss. Usermonth, Sobekhotep und nach ihnen alle anderen erfuhren so ihre gerechte Strafe. Als Letzter rutschte Samut in die ewige Verdammnis.
Ihre geschundenen Körper wurden vor aller Augen an Stricken durch die Stadt und von dort in die Wüste geschleift. Schakale und Geier teilten sie sich untereinander auf, damit nichts von den Verbrechern übrig blieb und das Gedächtnis an sie ausgelöscht wurde in alle Ewigkeit.
Acha wurde siebzig Tage nach seinem Tod in aller Stille von seiner Familie am Westhang des Gebirges bestattet. Sein Name wurde bei Hof nie wieder ausgesprochen.
ELF
Ach, möge dir Gutes widerfahren,
möge der Streit unter den Menschen ein Ende haben,
dass das ganze Land dir dient.
E rst jetzt schickte ich einen Boten mit einem langen Bericht zu Haremhab nach Norden. Ich berichtete ihm in allen Einzelheiten, was in Waset vorgefallen war und wie ich mit den Verbrechern verfahren war. Ich bat ihn um Verständnis dafür, dass die Aufklärung sowie die Aburteilung und Hinrichtung der Täter keinen Aufschub geduldet hatten, da ansonsten neue Unruhen zu befürchten gewesen wären. Außerdem hatte ein Zeichen gesetzt werden müssen, dass der junge Herrscher zu raschem und hartem Durchgreifen bereit war. Zuletzt hoffte ich auf seine Zustimmung, dass ich mich um die Ergreifung meines Schwiegersohns Rechmire selbst kümmerte, um ihm die Möglichkeit zu geben, wie Acha von eigener Hand aus dem Leben zu scheiden.
Da Echnaton über so viele Jahre hinweg seine Stadt Achet-Aton gar nicht verlassen hatte und weil auch meine Tochter die Zeit ihrer Herrschaft fast ausschließlich in Waset zugebracht hatte, hielt ich es für dringend geboten, dass Tutanchaton gleich zu Beginn seiner Herrschaft möglichst viele bedeutende Orte seines Reiches besuchte. Hierzu gehörten freilich auch die Steinbrüche nahe der Nilinsel Abu im Süden Oberägyptens, wo sich Rechmire als Vorsteher der Steinbrüche Seiner Majestät mit meiner Tochter Mutnedjemet aufhielt.
Ohne jeden Zweifel hatte Rechmire längst davon erfahren, was mit Acha geschehen und wie es all den anderen ergangen war. Mahu, Maja und ich hatten es aber stets vermieden,
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