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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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leuchtend war wie das Meer, das wir durchfahren hatten. Und dieses Blau wurde nochmals von einem schmalen schwarzen Rand umgeben.
    «Wie heißt deine jüngste Tochter?», fragte Nassib jetzt auf Akkadisch und mit einer so freundlichen und wohlklingenden Stimme, wie auch ich sie nur selten zuvor bei ihm vernommen hatte.
    «Katuna», wiederholte der Vater stolz.
    Tutanchamun beugte sich ein wenig nach vorn, streckte die rechte Hand aus und sagte: «Komm näher, Katuna!»
    Das Mädchen errötete und drehte sich nach ihrem Vater um, denn sie wusste nicht, ob es sich für eine Königstochter schickte, dem Verlangen eines jungen Mannes, auch wenn er Pharao war, so ohne weiteres nachzugeben. Ammunira nickte zustimmend. Zögerlich, fast widerwillig trat Katuna bis einen Schritt vor den Thron Tutanchamuns und sah verschämt zu Boden. Jetzt tat Tutanchamun etwas, womit ich nie gerechnet hätte: Langsam, als gelte es, das Mädchen nur nicht zu erschrecken, streckte er seine Arme aus, ergriff den Saum ihres Schleiers, hob das Tuch über ihren Kopf nach hinten weg und legte es vorsichtig über ihre Schultern. Jetzt sah man ihr langes, schwarzes Haar, das ingroßen Wellen von ihrem Kopf hinabquoll und unter dem Tuch verschwand, als sollte seine wahre Länge auch jetzt noch ein Geheimnis bleiben. Weil Pharao so lange schwieg, hob Katuna zaghaft den Kopf. Ohne dass sich auch nur einmal ihre Lider bewegt hätten, sahen sie sich so durchdringend an, als müssten beide in diesen wenigen Momenten alles aus den Augen des Gegenübers herauslesen, was es über ihn zu wissen gab.
    «Katuna», hauchte Nassib mehr, als er sprach.
    «Wirst du hier sein, wenn Byblos erobert und Qadesch gefallen ist?» Es war eine so einfache, im Grunde unsinnige Frage, aber zu mehr war Tutanchamun in seiner Verliebtheit nicht imstande. Auch dem Mädchen gelang nicht mehr als ein kaum merkliches Nicken.
    Dann ergriff er wieder den Saum ihres Schleiers, führte ihn von der Schulter über den Kopf und legte ihn dann sorgfältig nieder. Er fasste mit der Rechten nach Katunas linker Hand und führte sie langsam an seinen Mund. Ehe er Katunas Handrücken schüchtern und flüchtig küsste, atmete er mit geschlossenen Augen einmal tief durch, damit er den zarten Duft des Mädchens in sich aufnahm, um ihn nie mehr zu vergessen.
    Schon kurze Zeit später verließen die Frauen und Mädchen aus der Familie Ammuniras den Saal, und nur Nassib sah Prinzessin Katuna verträumt nach.
    «Ich will sie haben», flüsterte er mir wenig später zu, und obwohl ich nur zu genau wusste, wen er meinte, fragte ich ihn scheinbar ahnungslos: «Wen willst du haben?»
    «Na, das Mädchen, Katuna», und dabei deutete er auf die Tür, durch welche Katuna soeben den Saal verlassen hatte.
    «Ist sie nicht wunderschön? Ich will sie mit nach Ägypten nehmen.»
    «Niemand kann dich daran hindern. Wenn wir nach dem Krieg diese Gegend wieder verlassen, müssen uns ohnehin alle Fürsten, die uns untertan sind, Geißeln stellen. Dann wird eben deine Wahl auf Prinzessin Katuna fallen.»
    Nassib legte die Stirn in Falten und sah mich beinahe angewidertan. «Ich will sie nicht als Geißel. Du hast mich nicht verstanden, Eje. Sie soll meine Frau werden und nicht meine Sklavin.»
    «Jetzt sei doch vernünftig, Nassib!», widersprach ich ihm.
    «Ihr habt euch in die Augen gesehen, und du weißt von ihr nicht mehr, als dass sie Katuna heißt und die jüngste Tochter des Königs von Berut ist, dessen Namen du vielleicht schon vergessen hast. Nimm sie als Geißel mit nach Ägypten, und alles andere wird sich zeigen.»
    «Nenn mich nicht immer Nassib! Du weißt, dass ich das vor anderen Leuten nicht mag», zischte er mich an, weil er meinen Worten sonst nichts zu entgegnen hatte.
    «Es wird nicht mehr vorkommen», entschuldigte ich mich.
     
    Am anderen Tag traf ich den jungen Herrscher wieder in bester Laune an, woraus ich schloss, dass die Flamme seiner Liebe nur ein kurzes abendliches Strohfeuer gewesen und über Nacht wieder erloschen war. Auch mir gegenüber schien er keinen Groll mehr zu hegen, zumal er selbst den Namen Nassib in den Mund nahm.
    «Ich weiß jetzt, wie ich Katuna nach Ägypten mitnehmen kann, ohne sie als Geißel bezeichnen zu müssen: Nassib wird König Ammunira herausfordern.»
    «Was wirst du tun?», fragte ich ihn ungläubig.
    «Ich werde ihn im Bogenschießen herausfordern, und wenn er verliert, soll Katuna mein Preis sein.»
    «Und was wird sein Preis sein, wenn du

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