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Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Im Land des Falkengottes. Tutanchamun

Titel: Im Land des Falkengottes. Tutanchamun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schramek
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und umgehauenen Obstbäumen. Die geschundenen Menschen versteckten sich, gleich, wo wir hinkamen, denn sie wussten, dass man ihnen das wenige, was sie an Nahrung noch besaßen, wegnahm, um es an die Soldaten zu verteilen. Und je näher wir auf Byblos vorrückten, umso schrecklicher wurde das Elend. Jahr für Jahr waren die Heere Pharaos und der Hethiter über diese Menschen und ihre Heimat hinweggefegt und hatten sie bis zur völligen Armut ausbluten lassen. Ihnen blieb nichts als die Hoffnung, dass dieser Feldzug eine endgültige Entscheidung herbeiführen würde. Vermutlich war es ihnen gleichgültig, für wen sich das Schicksal entschied.
    Die Stimmung Tutanchamuns wechselte von Tag zu Tag. Die anfängliche Vorfreude auf einen glänzenden Sieg über Suppiluliuma wich bald dem blanken Hass auf alle Feinde Ägyptens,um schließlich ersten Zweifeln, ob alles gelingen würde, zu weichen.
     
    Dann trafen wir endlich auf Haremhab. Es brach großer Jubel unter den Soldaten aus, als sie erfuhren, dass Pharao zu ihnen gekommen war. Ihre Zuversicht auf einen großen Sieg wuchs von Stunde zu Stunde. Gerade das war es ja, was der General mit der Anwesenheit unseres Herrschers bezwecken wollte. Aber noch bekamen sie Tutanchamun nicht zu sehen.
    Die Kundschafter Haremhabs hatten gemeldet, dass sich die Hethiter nicht in der Stadt selbst aufhielten, sondern nördlich von Byblos ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Da uns ein Großteil der Flotte entlang der Küste gefolgt war, beschloss der General, dass unsere Division und das Heer Ammuniras die Schiffe besteigen und Byblos umfahren sollten, um nördlich der Stadt wieder an Land zu gehen. Dort sollten wir uns unter der Führung Paramessus und Ammuniras zwischen das Lager der Hethiter und die Stadt schieben, um so ein Abrücken des Feindes hinter die schützenden Mauern von Byblos zu verhindern. Haremhab selbst wollte mit seinen beiden Divisionen die Stadt und das hethitische Lager im Osten umgehen, um dann die feindlichen Truppen von Nordosten angreifen und sie zwischen unseren Heeren aufreiben zu können.
    Ammunira sah nachdenklich aus dem Zelt, in welchem die Beratung stattfand, hinaus. Dann sagte er: «Und wenn sich plötzlich die Tore von Byblos öffnen und wir es sind, die von zwei Seiten angegriffen werden, bevor Ihr eingetroffen seid?»
    «Byblos ist eine zerstörte und ausgeblutete Stadt, Ammunira», entgegnete Haremhab. «Niemand lässt in diesem Elend, in dem Not und Seuchen herrschen, Soldaten zurück. Auf meine Kundschafter ist Verlass. Glaubt mir, das gesamte Heer Suppiluliumas lagert nördlich von Byblos am Rand einer Senke, die man auch die Nebek-Ebene nennt.»
    Ich sah es Ammunira an, dass ihn die Worte des Generals nicht überzeugt hatten, doch er schwieg.
     
    Früh am anderen Morgen standen das Heer Pharaos und das Heer Ammuniras zum Abmarsch bereit. Es war herrlich anzusehen: drei ägyptische Divisionen zu je dreitausend Mann. Die Division des Amun, die man an den blauen Fahnen, den blauen Federn auf den Helmen und den blauen Brüstungen ihrer Streitwagen erkannte. Rot war die Farbe der Division des Ptah, und Gelb trugen die Soldaten, die unter dem Schutz des Sonnengottes Re in den Kampf zogen. Dazwischen hatten die mehr als tausend Soldaten Ammuniras Aufstellung genommen. Ihre Kerntruppe bestand aus Speerwerfern, deren lange und gefürchtete Waffen unübersehbar gen Himmel ragten.
    Die Anführer der einzelnen Truppenteile fuhren noch aufgeregt in ihren Streitwagen vor der Front der Soldaten hin und her, um hier einen Soldaten zur Stille zu ermahnen und um dort die Aufstellung zu verbessern, wo sie nicht gefiel.
    Auch Tutanchamun war herrlich anzusehen. Er trug den blauen Kriegshelm der Pharaonen, den Chepresch, an dessen Vorderseite Geier und Kobra den Feinden Ägyptens entgegenprangten. Um zu zeigen, dass er der Anführer aller Divisionen war, hingen an der Rückseite des Helms je ein blaues, rotes und gelbes Band herab. Er hatte einen prächtigen Harnisch angelegt, dessen Halskragen aus sechs Reihen roter und blauer Glasperlen bestand. An diesem Halskragen war eine Brustplatte befestigt, auf welcher man Amun-Re sah, wie er Pharao die Symbole für Leben und eine lange Herrschaft überreichte. Das Gegenstück am Rücken zeigte einen heiligen Käfer, der über seinem Kopf eine aus Karneol gefertigte, hellrot leuchtende Sonnenscheibe hielt und der flankiert war von zwei Schlangen, deren eine die weiße Krone Oberägyptens und die andere die rote Krone

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